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Pannen bei Zentralmatura: Köpferollen im Bifie

Die Bifie-Direktoren Martin Netzer (im Bild) und Christian Wiesner müssen gehen.
Die Bifie-Direktoren Martin Netzer (im Bild) und Christian Wiesner müssen gehen. ©APA
Die Pannen rund um die Zentral-Matura haben im Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) ein Köpferollen zur Folge. Die beiden Direktoren Martin Netzer und Christian Wiesner ziehen sich bis Ende Juli zurück, wurde der APA ein entsprechender Bericht des "Standard" bestätigt.

Ein entsprechendes Einvernehmen wurde bei einem Gespräch von Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) mit den Direktoren am Mittwochabend erzielt. Offiziell wird sich die Ressortchefin am Donnerstag in einer Pressekonferenz zu der Causa äußern.

Zentralmatura: Start mit Pannen

Der Testlauf zur Zentralmatura war von gleich drei Pannen begleitet worden. Den Anfang nahmen die Probleme damit, dass der Notenschlüssel bei der Englisch-Matura nach oben korrigiert wurde, konkret 63 Prozent statt der von Schülern erwarteten 60 Prozent korrekt absolviert werden mussten.Wien. Weiter ging es bei der Mathematik-Reifeprüfung, als die Schüler an fünf Wiener AHS in ihren Mathe-Testheften nur acht statt 24 Aufgaben vorfanden. Schließlich kam auch noch die Deutsch-Matura in die Kritik, da nach Ansicht von Germanisten der ausgewählte Text “Die Schnecke” des Autors Manfred Hausmann als Pardonierung für Naziterror und Holocaust verstanden werden könnte.

Schon vor der Zentralmatura hatte das Bifie wegen eines vermeintlichen Datenlecks für Aufsehen gesorgt, in dessen Folge Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) Österreichs Teilnahme am nächsten PISA-Bildungsvergleichstest absagte.

Bifie-Direktoren Netzer und Wiesner gehen

Die Direktoren Martin Netzer und Christian Wiesner sind nun offenbar dem Druck auf das Institut gewichen. Den beiden war keine lange Amtszeit vergönnt. Sie waren erst im April vergangenen Jahres von Heinisch-Hoseks Vorgängerin Claudia Schmied (SPÖ) angetreten und hätten ihre Funktionen eigentlich fünf Jahre ausfüllen sollen. Netzer, einst Kabinettschef der früheren ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP), war dabei der Verantwortliche für die Zentralmatura.

Lehrer sehen keinen “Masterplan”

Keine konkreten Ergebnisse hat am Mittwoch Abend ein Treffen der Schulpartner mit Bildungsministerin Heinisch-Hosek zur Zentralmatura gebracht. Die Ministerin habe zwar angekündigt, das für die neue Matura zuständige Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) umfassend zu prüfen. Einen “Masterplan” scheine sie aber nicht zu haben, so Lehrergewerkschafter Paul Kimberger zur APA.

Bei der Zusammenkunft, bei der die Pannen bei der zentralen schriftlichen Reifeprüfung erörtert wurden, habe eine “schlechte Stimmung” geherrscht, meinte Kimberger. Die Ministerin habe sich parallel mit dem Bifie-Aufsichtsrat getroffen.

Einzig konkrete Vereinbarung des Abends sei gewesen, dass bei der umstrittenen Grenze, ab der Klausuren in den lebenden Fremdsprachen positiv sind, die Letztentscheidung bei den Lehrern liegen soll. Das Bifie hatte für Empörung gesorgt, indem die Grenze wegen etwas leichterer Testpakete von bisher stets 60 auf 63 Prozent der Punkte angehoben worden war. “Hier gibt es jetzt eine mündliche Zusage, mal sehen, was sie wert ist”, meinte Kimberger.

Eltern üben Kritik an Deutsch-Text

Elternvertreterin Susanne Schmid sprach dagegen von einem “atmosphärisch sehr guten Treffen”: “Man hat uns gut zugehört.” Die von den Eltern vorgetragene Mängelliste sei sehr lang gewesen, im Vordergrund seien die Notenschwellen bei den lebenden Fremdsprachen und die Kritik an der “nicht unproblematischen” literarischen Aufgabe in Deutsch gestanden: “Ich verstehe nicht, warum man gerade so einen Text auswählt. Da sitzen viele Wissenschafter in einem Gremium – nach zehn Minuten Internet-Recherche über den Autor hätte ich sagen können, dass das zu Kritik führen wird.” Schmid ist nun aber guter Dinge, dass die Vorgangsweise in Sachen Zentralmatura besser wird: “Man hat uns durchaus viele Änderungen in Aussicht gestellt.”

Lehrer: “Zentralmatura schlecht vorbereitet”

Kimberger kritisierte die aus seiner Sicht schlechte Vorbereitung der neuen Matura: “Insider haben mir gesagt, dass das zu erwarten war.” Nun müsse es eine umfassende, schonungslose Aufarbeitung der Pannen geben und Konsequenzen daraus gezogen werden. Gleichzeitig betonte Kimberger, er sei “gegen Bauernopfer – das wird die Probleme in diesem Bereich nicht lösen”. Insgesamt will er die Aufgaben des Bifie hinterfragen, immerhin habe das Ministerium dessen Aufgaben früher auch schon selbst erledigen können: “Ich bin gegen Innovationswahnsinn und Testungshysterie – die Schulen sollen sich wieder mehr auf die Pädagogik konzentrieren können statt auf Äußerlichkeiten”, fordert er. (APA)

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