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Pakistaner wegen Mordes mit 15 Jahren hingerichtet

In Pakistan wurde ein Mann hingerichtet.
In Pakistan wurde ein Mann hingerichtet. ©AP
Trotz internationaler Proteste ist in Pakistan am Dienstag ein junger Mann hingerichtet worden, der wegen eines Mordes im Alter von nur 15 Jahren zum Tod verurteilt wurde.

Shafqat Hussain sei kurz nach Sonnenaufgang in einem Gefängnis in Karachi gehängt worden, teilten sein Bruder und ein Gefängniswärter der Nachrichtenagentur AFP mit. Unter anderem die Bundesregierung äußerte sich betroffen.

Lösegeldforderungen

Hussain soll im Jahr 2004 mit nur 15 Jahren einen siebenjährigen Buben getötet haben. Er soll damals als Wachmann in Karachi gearbeitet haben, als der Bub verschwand. Von Hussains Handy sollen Lösegeldforderungen bei der Familie des Kinds eingegangen sein. Nach seiner Festnahme gab Hussain nach offiziellen Angaben zu, den Burschen entführt und ermordet zu haben. Später widerrief er das Geständnis und erhob Foltervorwürfe.

Geständnis durch Folter

Internationale Menschenrechtsgruppen kritisierten das Todesurteil wegen Hussains Alter und warfen den pakistanischen Behörden vor, sein Geständnis durch Folter erzwungen zu haben. Experten der Vereinten Nationen kamen zu dem Schluss, dass das Gerichtsverfahren gegen Hussain internationalen Standards nicht gerecht geworden sei. Auch die Europäische Union kritisierte das Urteil. Ähnlich Amnesty International: Die Hinrichtung sei nach pakistanischem und internationalem Recht illegal.

“Halber Hals abgetrennt”

Hussains Leiche wurde am Dienstag seinen Brüdern übergeben, die den Behörden vorwarfen, die Hinrichtung sei nicht ordnungsgemäß verlaufen. “Es gibt eine Schnittwunde an seinem Hals, und sein halber Hals ist vom Körper abgetrennt”, sagte sein Bruder Abdul Majeed AFP. Hussains Mutter Makhni Begum beteuerte, ihr Sohn sei unschuldig gewesen. “Allah wird seine Unschuld vor seinem Gericht feststellen”, sagte sie.

“Niemals berührt”

Hussain war das jüngste von sieben Kindern armer Eltern aus einem entlegenen Dorf in der Region Kaschmir. Ein weiterer Bruder, Gul Zaman, sagte AFP, er habe Hussain noch wenige Stunden vor der Hinrichtung besucht. Seine letzten Worte seien bei dieser Gelegenheit gewesen: “Ich habe den Buben niemals auch nur berührt – das soll die Welt wissen, wenn ich aus dem Leben gehe.”

Exekution vier Mal verschoben

Hussains tatsächliches Alter ließ sich mangels einer Geburtsurkunde oder einer Eintragung beim Standesamt nicht zweifelsfrei nachweisen. Eine offenbar im vergangenen Dezember ausgestellte Geburtsurkunde erkannte die Justiz nicht an. Die Regierung Kaschmirs bat noch im letzten Moment um eine weitere Verschiebung der Hinrichtung, was aber abgelehnt wurde. Seit Jänner war die Exekution zuvor bereits vier Mal aufgeschoben worden.

In Pakistan hatte sechs Jahre lang ein Moratorium für die Todesstrafe gegolten, das nach einem Anschlag der radikalislamischen Taliban auf eine Schule in Peshawar mit 154 Todesopfern im Dezember zunächst teilweise und im März ganz aufgehoben wurde. Seither gab es etwa 180 Hinrichtungen. In pakistanischen Gefängnissen sollen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zufolge etwa 8.000 Todeskandidaten sitzen. (APA)

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