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ORF-Wahl: Bruch zwischen SPÖ und ÖVP

Direktoren-Entscheidungen sind gefallen.
Direktoren-Entscheidungen sind gefallen. ©APA/Georg Hochmuth
Das neue ORF-Direktorium ist bestellt, auf dem Weg zur Entscheidung kam es in den Verhandlungen zum Bruch zwischen den Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP.

Der ORF-Stiftungsrat hat auf Vorschlag von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz das neue ORF-Direktorium mit breiter Mehrheit bestellt. Die bisherige Fernsehdirektorin Kathrin Zechner ist ab 2017 Programmdirektorin, FM4-Chefin Monika Eigensperger übernimmt die Radiodirektion, Michael Götzhaber bleibt Technischer Direktor, Andreas Nadler, Leiter der ORF-Finanzwirtschaft, wird Finanzdirektor.

Das neue Team von Wrabetz bekam am Donnerstag bei der Bestellung eine breitere Mehrheit als Wrabetz selbst bei seiner Wahl zum Generaldirektor. Er war im August mit 18 Stimmen wiedergewählt worden. Am Donnerstag stimmten 23 der 35 Stiftungsräte für sein Direktorenteam. Zehn Vertreter votierten gegen die vier neuen Direktoren, zwei Vertreter des obersten ORF-Gremiums enthielten sich bei der Abstimmung.

Das bedeutet, dass das Personalpaket auch Stimmen von ÖVP-Vertretern erhielt. Um die Direktorenbesetzung war bis kurz vor der Sitzung heftig gerungen worden, wobei dem Vernehmen nach aus mehreren Flügeln der Volkspartei Druck gemacht wurde. Die ÖVP ging mit ihren Forderungen aber leer aus.

Signal für baldige Neuwahlen?

Die Wahl brachte ein Revival der Regenbogenkoalition von 2006. Neben SPÖ, Grünen, NEOS und unabhängigen Stiftungsräten stimmten auch FPÖ sowie zwei ÖVP-nahe Landesstiftungsräte für das Direktorium Wrabetz III. In den Verhandlungen vor der Wahl kam es zugleich zu einem Bruch zwischen SPÖ und ÖVP.

Der Bestellung der Direktoren und Landesdirektoren ging ein zähes Ringen zwischen SPÖ und ÖVP voraus. Bis tief in die Nacht hinein wurde um mögliche Personalpakete gefeilscht. Die ÖVP forderte dem Vernehmen nach zwei Direktoren-Posten sowie die Kompetenzen für Personal und Recht. Im Gegenzug standen ein konstruktiverer Kurs in den ORF-Gremien und die Zustimmung zur Erhöhung der Rundfunkgebühren im Raum. Die SPÖ lehnte die Forderungen ab, die ÖVP ließ nicht nach, die Einigung platzte. Politische Beobachter werteten dies umgehend als Zeichen für das schlechte Koalitionsklima und Signal für baldige Neuwahlen.

Statt des ÖVP-Wunschkandidaten Roland Weissmann wurde über Nacht Andreas Nadler aus dem Hut gezaubert und zum neuen Kaufmännischen Direktor gewählt. Nadler war in der Vergangenheit Büroleiter des früheren bürgerlichen Finanzdirektors Peter Radel sowie von Alexander Wrabetz während dessen Zeit als Kaufmännischer Direktor. Seit 2003 ist Nadler Leiter der ORF-Finanzwirtschaft. “Nadler ist ein hervorragender Experte, er war sieben Jahre mein Stellvertreter, und er wird diese Aufgabe sehr gut machen”, meinte der mit Jahresende aus dem ORF ausscheidende Richard Grasl am Rande der Stiftungsratssitzung.

ORF-Radiochefin Eigensperger will Vernetzung vorantreiben

Die frisch gekürte ORF-Radiodirektorin Monika Eigensperger sieht in Abstimmung und Koordination der Radiosender des Öffentlich-Rechtlichen eine ihrer Hauptaufgaben. Die Pläne für einen Relaunch und Rejustierungen von Ö1, wie sie Generaldirektor Alexander Wrabetz in seiner Bewerbung vorsah, “kenne ich genau und unterstütze ich”, sagte sie am Donnerstag nach ihrer Kür im Gespräch mit Journalisten.

Keine zu großen Sorgen dagegen muss man sich nach Ansicht der neuen Radiodirektorin, die mit 1. Jänner 2017 die Nachfolge von Karl Amon antritt, um Ö3 machen. “Ö3 ist eines der bei weitem erfolgreichsten Popradios Europas – wenn nicht weltweit.” Überhaupt halte sie es bei “71 Prozent Marktanteil über alle ORF-Radios stark übertrieben, von einer Krise der Radios zu sprechen”.

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