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On the Road again: Austrian Truck Simulator

On the road again: Truckerspaß mit Austrian Truck Simulator.
On the road again: Truckerspaß mit Austrian Truck Simulator. ©Waibel
Zugegeben, ich war skeptisch, als ich das Testmuster zu “Austrian Truck Simulator” in den Händen hielt. Doch dessen Vorgänger, der „German Truck Simulator“ sollte sich großer Beliebtheit erfreuen. Nach der Installation das große Staunen: DAS macht ja Spaß!
Austrian Truck Simulator

Waren von A nach B zu kutschieren, Termindruck, langweilige Autobahnen, womöglich noch Fahren in Echtzeit von Wien nach Salzburg? Mich gruselte die Vorstellung, mit so einem Spiel Spaß zu haben. Doch Vorurteile über Bord geworfen und nach erfreulich kurzer Installation rein ins Spiel. Ein Fahrer mit eigenen Namen erstellt, und schon finde ich mich auf dem Hof einer Spedition und am Steuer meiner eigenen Sattelzugmaschine wieder. Kurze Bildschirmeinblendungen wollen mir die Grundzüge des Spiels erklären, mich nervt recht schnell die allzu sensibel reagierende Tastatursteuerung. Doch da liegt ja ein Xbox 360 Controller neben meinem PC, welcher rasch gestartet wird. Doch obwohl in der Steuerung des Spiels nun die Option „Tastatur und 360 Controller“ auftaucht und ich diese aktiviere, verweigert das Spiel die Zusammenarbeit mit dem Eingabegerät. Nach mehreren Versuchen, den Controller als Eingabegerät zum Laufen zu bekommen, wähle ich zerknirscht die Tastatur-Option und kurve meine Zugmaschine mehr schlecht als recht zur Rampe, wo schon der Auflieger bereit steht. Eine hilfreiche Vogelperspektive erleichtert das Vorhaben.

Schon ploppt der Auftrag auf – Start in Salzburg, ich soll Käse nach Nürnberg schippern. Kurz im Kopf durchgerechnet – da bin ich ja locker 4 Stunden unterwegs, wenn nicht mehr. Horrorbilder von Flight Simulator Piloten, die in Echtzeit nachts von Deutschland nach USA fliegen, schwirren mir durch den Kopf. Doch nach kurzer Anfahrt geht es auf die Autobahn, und wenig später der Druck auf die Karte-Taste: Offenbar fährt man nicht in Echtzeit, sondern legt in kürzester Zeit Hundert Kilometer zurück. Zwar gibt es Punkte, die man wieder erkennt, wie z.B. der Grenzübergang Walserberg, aber ansonsten ist die Landschaft entlang der Autobahn hübsch designed, Bäume, Sonnenblumenfelder, kleine Seen. So kommt keine Langeweile auf. Zudem kann ich das Autoradio anschalten, das aber dooferweise bis nach Nürnberg und auch sonst in Deutschland nur Ö3 dudelt, das live via Internetstream eingespielt wird. Hier wäre ein konsequentes Weiterdenken angesagt gewesen, immerhin betreiben auch viele deutsche Radiostationen Internetradios.

Die Fahrphysik ist sauber, die Steuerung mit der Tastatur die Hölle, aber machbar. Zumindest mit der lahmen Karre, die ich zu Beginn habe, und die mit Heimweh und Rückenwind gerade mal 80 läuft. Penibel darum bemüht, keine anderen Autos zu rammen oder in der Stadt keine rote Ampel zu überfahren (beides kostet Abzug vom Lohn) erreiche ich schließlich den Hof der Zielspedition in Nürnberg pünktlich und kassiere den vollen Lohn. Übrigens: Wer von den Designern auf die Idee gekommen ist, eine rote zu überfahren, koste 250 Euro, gehört geteert und gefedert. Ich nehme den Anschlussauftrag nach Frankfurt locker flockig an und bemerke erst nach 2/3 der Fahrt, dass ich mich in einer Brummi-Sim befinde, als mich das Spiel darauf hinweist, dass ich müde werde und eine Pause machen solle. Mir bleibt nach einigen weiteren Kilometeren keine andere Wahl, als bei einer Tankstelle den halbvollen Tank zu füllen (zahlt die Firma) und auf einem vorgesehen Ruheplatz ein Nickerchen zu machen. Ein besorgter Blick zur Uhr: Das geht sich nicht mehr pünktlich aus. Ein Schläfchen später und nach letzten Fahrtkilometern rolle ich auf den Hof der Spedition und ärgere mich über die Abzüge wegen der späten Anlieferung.

Der Truck Simulator hat Geschichte und ist in seiner Urform, entwickelt von der Firma SCS Software, bereits einige Jahre auf den Markt. Nach einem Euro-Truck Simulator und einer deutlichen technischen Weiterentwicklung Richtung German Truck Simulator ist nun leider Stillstand eingetreten, obwohl die Fans Verbesserungen fordern. Der Austrian Truck Simulator ist im wesentlichen eine Combo aus German und Austrian Truck Sim und somit für knapp 30 Euro mehr als fair. Doch muss sich SCS nun langsam auch der Fan-Community besinnen und einige von den Fans geforderte Fortschritte ins Spiel bringen. Vor allem ist eine derart miserable Unterstützung von Controllern bei einem derartigen Spiel indiskutabel.

Dabei macht das weitere Spiel und der motivierende Verlauf sehr viel Spaß: Nach einigen erfolgreichen Fahrten, für die man Ruf und Euros kassiert, meldet sich der alte Freund Hans, und bietet einem Möglichkeiten zur Weiterentwicklung an. Mit der Zeit flattern Angebote besserer Speditionen herein, der Umstieg auf eine bessere Zugmaschine und mehr Lohn erfreuen das Brummifahrerherz. Letztendlich geht es aber im Endgame auch darum, eine eigene Spedition aufzubauen und zu entwickeln, bis man sich endlich den Traum einer eigenen MAN-Luxuszugmaschine erfüllen kann. Als besonderen Gag haben sich übrigens Ubisoft-Mitarbeiter als NPC-LKW-Fahrer im Spiel verewigt.

Fazit:

Austrian Truck Simulator ist ein hochkarätiger Rohdiamant. Wenn man bedenkt, mit welch geringen Mitteln das Spiel entwickelt wurde, eine tolle Leistung. Der Käufer bekommt mit Deutschland und Österreich ein Rundum-Sorglos-Paket für schlappe 30 Euro geboten. Dafür darf man sich über Österreich und Deutschland als Dreingabe freuen, spezielle Points of Interest entlang der Autobahnen inklusive. Dabei erhascht man dann und wann auch einen Blick auf die landestypische Häuser-Architektur oder gar ein Kloster, das wohl Melk sein soll. Wettereffekte, Tag-Nacht Wechsel, eine eingebaute Wirtschaftssimulation und die Möglichkeit, endlich mal am Steuer eines dieser Schlachtschiffe der Autobahn zu sitzen, haben ihren familientauglichen Reiz. Allerdings sollte SCS nachbessern: Bessere Controllerunterstützung, mehr befahrbare Städte, mehr Details in den Städten, mehr Radiosender. Aber der Truck Simulator ist auf dem richtigen Weg und schon in der jetzigen Form ein echter Geheimtip für Truck-Fans oder solche, die es noch werden wollen.

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