AA

Offenbar massive IT-Probleme beim AMS

Das AMS dürfte offenbar Probleme mit Vertragspartner IBM haben
Das AMS dürfte offenbar Probleme mit Vertragspartner IBM haben ©APA
Sowohl bei der Skillmatching-Jobplattform als auch bei der eAkte und der Kundenkontakthistorie soll es laut der APA vorliegenden E-Mails massive IT-Probleme beim AMS im Zusammenhang mit seinem Vertragspartner IBM geben.

Als eine “mehr als kritische Situation” wird die derzeitige Geschäftsbeziehung in einer offenbar von der AMS-Geschäftsführung versendeten E-Mail an die IBM-Spitze gesehen.

IT-Probleme beim AMS vermutlich größer als angenommen

Weder beim AMS noch bei IBM Österreich konnte die APA dazu Mittwochnachmittag eine Reaktion bekommen. Vom AMS wurde für Donnerstagvormittag eine Stellungnahme gegenüber der APA angekündigt. IBM Österreich hatte laut einem Zeitungsbericht Ende Jänner zu IT-Problemen mit dem AMS erklärt, dass man keine spezifischen Kundensituationen kommentiere. In einem offenbar von der AMS-Geschäftsführung an die IBM-Spitze verschickten E-Mail heißt es, dass die Geschäftsbeziehung “in einer mehr als kritischen Situation” angekommen sei. “Nicht mehr der laufende Betrieb macht uns Sorgen, sondern die Tatsache, dass praktisch alle bedeutenden Entwicklungsvorhaben auf ‘rot’ stehen”, heißt es dazu in einem E-Mail der AMS-Geschäftsführung, das der APA vorliegt. Neben den Schwierigkeiten bei der Umsetzung der geplanten Skillmatching-Jobplattform gebe es nämlich auch andere Problemfelder. So hapere es auch bei den gesetzlich notwendigen Änderungen an den bestehenden Fachapplikationen – was auch für die Regierung ein Problem darstelle, wenn es schlagend werde. IBM habe “aufgrund von Ressourcenengpässen” für 2017 große Schwierigkeiten, allein die gesetzlich notwendigen Änderungen und Anpassungen zuzusagen bzw. umzusetzen, heißt es.

“Verwertbarkeit des Pflichtenheftes höchst in Frage zu stellen”

Bei der “eAkte” habe IBM dem AMS angekündigt, den vereinbarten Lieferumfang, insbesondere die Anbindung an die bestehende Fachapplikation, aufgrund der Probleme in der Jobplattform und den damit verbundenen Ressourcenengpässe zum vereinbarten Lieferzeitpunkt höchstwahrscheinlich nicht halten zu können. Bei der “KundInnenkontakthistorie” sei “aus heutiger Sicht ein Zeitplan nicht seriös abschätzbar”, heißt es von AMS-Seite. Das Projektende werde nicht vor 2018 sein. Beim erwarteten Start des Umsetzungsprojektes durch IBM mehr als ein Jahr nach Fertigstellung des Pflichtenheftes sei “die Verwertbarkeit des Pflichtenheftes höchst in Frage zu stellen”.

AMS in der Vergangenheit mehrfach IT-Problemen

Wenig erfolgsversprechend klingt auch die Problemlage beim IBM-Produkt “Sametime” – laut IBM-Homepage ein Produkt zu “sofortiger Zusammenarbeit durch soziale Kommunikation über integrierte Voice-, Daten- und Videoservices”. Der Stand der Umsetzung laut AMS-Unterlagen: “IBM versucht seit Mitte 2016 Sametime zu implementieren. Das Projekt wurde derzeit von IBM gestoppt, da die im Test aufgetretenen Fehler bis dato nicht behoben werden konnten.” Und zum geplanten Intranet habe es mit IBM “über ein Jahr lange Diskussionen über Scope und Preis” gegeben. Das AMS hatte in der Vergangenheit mehrfach mit IT-Problemen zu kämpfen. IBM erhielt im Jahr 2011 den Zuschlag für die Betreuung und Weiterentwicklung der AMS-IT in Höhe von 173 Mio. Euro. Die Mindestbindefrist des Arbeitsmarktservice an den IT-Partner IBM endet im September 2017. Vor IBM war die Siemens-Tochter amsbg zuständig.

Kickl fordert Sonder-Sozialausschuss

Die IT-Probleme des Arbeitsmarktservice (AMS) mit seinem Zulieferer IBM sind für FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl Anlass, Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) heftig zu kritisieren. Der FPÖ-Sozialsprecher fordert einen Sonder-Sozialausschuss, in dem Stöger und die AMS-Chefs Herbert Buchinger und Johannes Kopf zur Lage Stellung nehmen sollen. “Medienberichte rund um das IT-Chaos beim neuen Jobportal des AMS” hätten bei Stöger “alle Alarmglocken schrillen lassen müssen”. Das EDV-System sei der Dreh- und Angelpunkt des AMS im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und “entwickelt sich offenbar immer mehr zur Dauergroßbaustelle”, schreibt Kickl in einer Aussendung.

Auftragsvolumen von 173 Mio. Euro

Aus Emails des AMS an ihren IT-Dienstleister geht hervor, dass IBM offenbar nicht in der Lage ist, die bestellten Produkte Skillmatching-Jobplattform, die eAkte, die Kundenkontakthistorie, das IBM-Produkt Sametime sowie notwendige Updates klaglos zum Laufen zu bringen. Stöger müsse klären, seit wann dem Sozialministerium die Probleme bekannt sind und was er dagegen unternommen hat. Außerdem müsse geklärt werden, “was passiert, wenn IBM das nicht auf die Reihe kriegt?”, fragt Kickl. Aus Kickls Sicht wäre es zu spät, auf den nächsten Sozialausschuss Anfang April zu warten. Da es sich um ein Auftragsvolumen von 173 Mio. Euro handle, könnte man “die AMS-EDV durchaus als ‘Eurofighter’ des nun verantwortlichen Ressortministers Stöger bezeichnen”. Kickl macht Stöger persönlich verantwortlich für “jeden Arbeitsuchenden, der nur deswegen, weil das AMS mit seiner EDV im Chaos versinkt, eine Chance auf einen Job verpasst”. Er habe als Minister eine Aufsichtspflicht.

Normalbetrieb nicht betroffen

Die IT-Probleme des Arbeitsmarktservice (AMS) im Zusammenhang mit seinem Zulieferer IBM betreffen nur Neuentwicklungen, wie etwa die Skillmatching-Jobplattform. “Der laufende IT-Betrieb funktioniert einwandfrei und ist in keinster Weise gefährdet”, erklärt der AMS-Vorstand auf APA-Anfrage. IBM sei mit der Lieferung der IT-Neuentwicklungen in Verzug. Zu weiteren Details der IT-Probleme wollte sich das AMS mit dem Hinweis auf vertragliche vereinbarte Verschwiegenheitspflicht mit IBM nicht äußern. Sollte der Auftrag von IBM nicht ordnungsgemäß erfüllt werden, erwartet Sozialminister Alois Stöger (SPÖ), dass die AMS-Geschäftsführung die Konsequenzen zieht und alle möglichen rechtlichen Schritte ausschöpft. Es handle sich um nicht fertiggestellte Zusatzfeatures, hieß es aus dem Sozialministerium zur APA. Kein Arbeitsloser werde aufgrund der IT-Problemen bei der Jobsuche behindert.

(APA/Red.)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Offenbar massive IT-Probleme beim AMS
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen