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Österreicher empfinden jeden zweiten Autolenker als "unfair"

Die meisten Autofahrer halten sich selbst für rücksichtsvoll.
Die meisten Autofahrer halten sich selbst für rücksichtsvoll. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Zu geringer Sicherheitsabstand, drängeln, links fahren, nicht blinken: Die Österreicher empfinden jeden zweiten Lenker als "unfair". Sich selbst attestieren jedoch 90 Prozent eine rücksichtsvolle Fahrweise. Das ergab eine Umfrage des Ifes-Institus im Auftrag der Asfinag. Der Autobahnbetreiber startet nun die Info-Kampagne "Fair lenken - an andere denken".

Verkehrsminister Gerald Klug (SPÖ) forderte bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien “mehr Fairplay im Straßenverkehr”. Denn das “spart Nerven und hilft letztlich auch, Leid zu verhindern”. Ablenkung, Rasen und Drängeln sind die drei Hauptfallursachen. Klug forderte dazu auf, das eigene Fahrverhalten kritisch zu hinterfragen und “sich selbst an der Nase zu nehmen. Ich nehme mich persönlich da nicht aus”, sagte der Minister. Denn: “Man ist nie einem Auto gegenüber unfair”, sondern immer den Insassen gegenüber.

Jeder Zehnte gesteht, nicht immer fair zu sein

Bei der Umfrage unter 1.000 Autofahrern, durchgeführt im Februar, ergab sich eine massive Divergenz zwischen Eigen- und Fremdbild. Lediglich jeder Zehnte gestand offen ein, sich nicht oder nicht immer fair zu verhalten und sich dadurch einen Vorteil im Straßenverkehr verschaffen zu wollen. Jedoch gaben die Österreicher an, dass jeder zweite Verkehrsteilnehmer unfair sei. Das Verhalten der anderen wird eher als nervend und gefährdend eingestuft.

Wie rücksichtsvoll sind die anderen Autofahrer?/Asfinag
Wie rücksichtsvoll sind die anderen Autofahrer?/Asfinag ©Wie rücksichtsvoll sind die anderen Autofahrer?/Asfinag
Das Verhalten von anderen Autofahrern eingeschätzt./Asfinag
Das Verhalten von anderen Autofahrern eingeschätzt./Asfinag ©Das Verhalten von anderen Autofahrern eingeschätzt./Asfinag

Viele rote und gelbe Karten auf Österreichs Straßen

Wolfgang J. Berger vom Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur Wien wertete die Ergebnisse aus. “Wenn die Autofahrer Schiedsrichter wären, würde es viele gelbe und rote Karten geben”, konstatierte er. Männer neigen laut Berger eher dazu, sich genervt zu fühlen. Frauen tendieren wiederum dazu, sich “überproportional als Opfer zu fühlen”, schilderte Berger.

Bei Vielfahrern gebe es zwischen Männern und Frauen jedoch beinahe keinen Unterschied. Die “Geschlechtergleichheit ist auf der Autobahn fast mehr erreicht als in anderen Bereichen”, meinte Berger. Das zeige sich auch dabei, dass das Unfallrisiko von Frauen, wenn sie Vielfahrer sind, fast das selbe ist wie bei Männern.

Verschiedene Typen im Straßenverkehr

Die Asfinaghat Verkehrssicherheitsexperten zusätzlich mit der Untersuchung des Phänomens der „mangelnden Rücksichtnahme“ beauftragt. Die begleitende Studie soll wissenschaftlich fundiert Typologien von Verkehrsteilnehmern feststellen, um in der Verkehrssicherheitsarbeit in den kommenden Jahren „zielgruppenorientiert“ agieren zu können. Erste Erkenntnisse der Studie liegen bereits vor.

Verschiedene Typen im Straßenverkehr./Asfinag
Verschiedene Typen im Straßenverkehr./Asfinag ©Verschiedene Typen im Straßenverkehr./Asfinag

Meisten Unfälle vor der Haustüre

Die meisten Autobahnunfälle passieren im Umkreis des Wohnortes – quasi vor der Haustür. 40 Prozent aller Hauptverursacher haben den Unfall im Umkreis von 25 Kilometer zum Bezirkshauptort (laut Kfz-Kennzeichen) gebaut, innerhalb von 50 Kilometern werden bereits zwei Drittel der Unfälle verursacht. Routinefahrten auf bekannten Strecken sind laut Berger also besonders risikobehaftet.

Das wünschen sich die Befragten von den Autofahrern

Was sich die Befragten von anderen Autofahrern wünschen: Die Einhaltung des Sicherheitsabstandes, das Befolgen von Verkehrsregeln generell, rechtzeitiges Blinken, die Aufrechterhaltung des Verkehrsflusses und vorausschauendes Fahren.

Asfinag-Kampagne kostet 1,2 Millionen Euro

1,2 Millionen Euro lässt sich die Asfinag die Kampagne “Fair lenken – an andere denken” kosten. Denn die Infrastruktur alleine ist zu wenig, es gehe vor allem um das Verhalten der Verkehrsteilnehmer, sagte Asfinag-Vorstand Alois Schedl. “Fairness kann man nicht per Knopfdruck einschalten.” Und: “Zu viel Fairness gibt es nicht”, sagte sein Vorstandskollege Klaus Schierhackl. Er riet Autofahrern beispielsweise, Abstandsmessgeräte zu nutzen, um den richtigen Sicherheitsabstand einzuhalten.

(APA)

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