Die ehemalige OGH-Präsidentin kam auf 18,5 Prozent. Auch mit den Briefwahlstimmen, die erst am Montagabend ausgezählt werden, kann sich an der Reihung nichts mehr ändern.
Klar gescheitert sind die Kandidaten der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP. Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol erreichten mit 11,18 Prozent einen gleichen Stimmenanteil. Khol hatte aber um 135 Stimmen mehr als der ehemalige Sozialminister.
Deutlich weniger Bürger als bei seinem ersten Antreten entschieden sich dieses Mal für Richard Lugner: Nur 2,4 Prozent gaben dem Baumeister ihre Stimme.
Die Wahlbeteiligung ist gegenüber der letzten Präsidentschaftswahl 2010 gestiegen. Sie lag – noch ohne Briefwahlstimmen – bei 59,99 Prozent. Im Jahr 2010 lag die Beteiligung bei 53,6 Prozent.
SALZBURG24 hat am Sonntag ausführlich über die Wahl berichtet. Den Liveticker zum Nachlesen findet ihr HIER.
Das vorläufige Endergebnis enthält noch nicht die Briefwahlstimmen, diese werden erst Montagabend vorliegen.
Überraschend klarer Sieg für Hofer
Der von der FPÖ nominierte Dritte Nationalratspräsident feierte in der ersten Runde der Hofburg-Wahl einen überraschend klaren Sieg und geht in vier Wochen als Favorit ins Duell mit dem ehemaligen Grünen-Bundessprecher, der dank eines starken Abschneidens in Wien Irmgard Griss auf Distanz halten konnte.
Strache: “Heute wurde Geschichte geschrieben”
Wahlsieger Hofer gab sich in einer ersten Reaktion bescheiden. “Dankbar und voller Demut” sei er, sagt der Freiheitliche, der erst lange zu einem Antreten überredet werden musste. Schon deutlicher war sein Chef. Heinz-Christian Strache tönte: “Heute wurde Geschichte geschrieben.” Es sei ein “politisch neues Zeitalter aufgeschlagen”.
Van der Bellen in der Stichwahl
Freilich haben die Grünen die Flinte mitnichten ins Korn geworfen. Bundessprecherin Eva Glawischnig betonte: “Die Chance ist intakt, die Karten sind neu gemischt.” Van der Bellen selbst verwendete die idente Wortwahl und gab sich auch überhaupt nicht überrascht, dass es letztlich nur zu Platz zwei reichte: “Ich habe immer gesagt, ich bin ein Außenseiter.”
Irmgard Griss mit Ergebnis zufrieden
Irmgard Griss wiederum, deren Chancen erst mit den Ergebnissen aus den größeren Städten den Bach herunter rannen, war trotzdem nicht unzufrieden. Sie überlegt sich nun weiter politisch aktiv zu bleiben: “Es gibt so viel, was ich noch tun kann.” Griss würde gerne ihre Bewegung “in der einen oder anderen Art weiterführen.”
Debakel für ÖVP und SPÖ
Ein Debakel epischen Ausmaßes erlebten am Sonntag jene Parteien, die bisher sämtliche Staatsoberhäupter der Zweiten Republik stellten. Zusammen kamen die Kandidaten von SPÖ und ÖVP nicht einmal auf ein Viertel aller Stimmen. Stellvertretend für viele schwache Ergebnisse steht Graz, wo SPÖ-Mann Hundstorfer und ÖVP-Mann Khol jeweils unter sieben Prozent blieben. Auch in der Stadt Salzburg und in Innsbruck schafften sie die Zweistelligkeit nicht.
Die Regierungskoalition auf Bundesebene wollte deshalb aber zumindest vorläufig niemand auflösen. Parteichef Reinhold Mitterlehner sah die Niederlage Khols in den schwierigen äußeren Rahmenbedingungen begründet und fand als Mit-Schuldigen auch die Meinungsforscher, die mit ihren Umfragen zu taktischem Wählen angeleitet hätten.
Eine Debatte um den Parteichef gab es nur insofern, als Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer forderte, die Schlappe nicht auf dem Konto Mitterlehners zu verbuchen. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, lange selbst als Kandidat gehandelt, gab dann auch gleich der Politik von Kanzler Werner Faymann die Schuld am Wahlausgang. Khol selbst gab sich seinem Schicksal hin: Aber sofort sei er nur noch Elder Statesman.
Hundstorfer bedauerte, dass vom Wähler die “Extreme” gestärkt worden seien und seine vermittelnde Rolle nicht so geschätzt worden sei. In der SPÖ begann derweil schon die Suche nach Schuldigen. So sprach der Salzburger Parteichef von einem “völlig verunglückten Wahlkampf”, in dem man Hundstorfer zu etwas verbiegen habe wollen, was er nicht sei. Der steirische Landesparteivorsitzende Michael Schickhofer verlangte für den Parteitag im Herbst einen “grundlegenden Neustart” der SPÖ.
(APA)