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ÖFB-Team auf dem Scheideweg: Koller-Abschied naht, Arnautović fordert Motivationsgespräch

Die Enttäuschung nach der wohl endgültig verpatzten WM-Qualifikation ist nicht nur bei Marko Arnautović und Marcel Koller groß.
Die Enttäuschung nach der wohl endgültig verpatzten WM-Qualifikation ist nicht nur bei Marko Arnautović und Marcel Koller groß. ©APA/Robert Jäger
Nach der 0:1-Niederlage in Wales ist für Österreichs Nationalteam der WM-Traum so gut wie geplatzt. Hinter der Zukunft des ÖFB-Auswahl stehen einige Fragezeichen.
Österreich verliert in Wales
Der Nationalteam-Kader

Die Enttäuschung stand Österreichs Teamchef Marcel Koller ins Gesicht geschrieben, als er am Samstag die 0:1-Niederlage in Cardiff gegen Wales analysieren musste. Bei sieben Punkten Rückstand auf Platz eins und fünf Zähler auf Rang zwei ist die letzte realistische Hoffnung auf eine WM-Teilnahme 2018 schon drei Runden vor Schluss dahin, wie auch der 56-Jährige eingestand.

“Natürlich ist es schwierig, dass wir das noch erreichen, da muss alles supergut für uns laufen. Da sind wir realistisch”, sagte Koller. Vorerst richtete der Coach den Blick auf die noch ausstehenden Partien, die erste davon am Dienstag (20:45 Uhr, live auf ORF eins) im wohl nur spärlich gefüllten Happel-Stadion gegen Georgien. “Es sind noch drei Spiele. Für Österreich ist es wichtig, dass die gut ablaufen.”

Ob Koller jedoch in den Matches am 6. Oktober in Wien gegen Serbien und drei Tage später in Chisinau gegen Moldawien noch auf der Bank sitzen wird, ist offen. Sein Vertrag läuft zwar bis Jahresende, ein vorzeitiger Abschied des seit November 2011 amtierenden Teamchefs scheint aber nicht ausgeschlossen. “Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, wie es weitergeht. Jetzt ist es noch zu früh”, erklärte der Schweizer kurz nach Spielende.

WM-Quali: Österreich hinkt in Durchschnittsgruppe hinterher

Die ÖFB-Auswahl liegt derzeit hinter drei Teams, die keineswegs übermächtig sind – dennoch holte sie in insgesamt fünf Duellen mit Serbien, Irland und Wales nur zwei Punkte. Dass es auch in Cardiff wieder nicht klappte, lag laut Koller einmal mehr an mangelnder Effizienz: “Wir haben eine sehr gute erste Hälfte gespielt und aus drei Möglichkeiten leider kein Tor geschossen.” Neben der fehlenden Kaltschnäuzigkeit ziehen sich auch Aussetzer in der Defensive wie in roter Faden durch die Qualifikation. “Beim Gegentor haben wir zu viele Fehler gemacht”, gab Koller zu.

Die Misere in Cardiff begann schon mit Wiederanpfiff, als die Waliser viel besser in die Partie fanden – wohl auch durch die Umstellung von Dreier- auf Viererkette. Sich selbst wollte Koller in dieser Phase keinen Fehler vorwerfen. “Nach 15, 20 Minuten war wieder Ruhe drin und wir haben versucht, zu spielen. Große Torgefahr von Wales war da nicht vorhanden.” Das traf aber auch auf Österreich zu – dem Ausgleich kamen David Alaba und Co. nicht mehr nahe. “Wir konnten dann keine Möglichkeiten mehr herausspielen”, sagte Koller.

Marcel Koller: Darum brachte er Danso und nicht Wöber

Auch deshalb war der Frust nach dem Schlusspfiff groß. “Wenn du in der ersten Hälfte Möglichkeiten herausspielst, aber kein Tor erzielst, und wenn du dann verlierst und siehst, wie die Spieler versuchen, alles rauszuhauen, ist man selber enttäuscht und macht sich Überlegungen, was hätte man ändern oder zusätzlich machen können”, erklärte Koller.

Möglicherweise grübelte der Teamchef über die Einwechslung von Kevin Danso für den verletzten Sebastian Prödl. Der 18-jährige Debütant, der gemeinsam mit Aleksandar Dragović an der Entstehung des 0:1 beteiligt war, hat in dieser Saison noch keinen Profieinsatz für Augsburg absolviert. “Aber er hat die ganze Woche gut trainiert und war vorher schon dabei. Wöber war ein bisschen angeschlagen und das erste Mal dabei”, sagte Koller.

Das Tor des 17-jährigen Benjamin Woodburn war letztlich nur einer von vielen selbst verschuldeten Tiefschlägen, die das ÖFB-Team den ersten WM-Start seit 1998 kosten wird. “Vielleicht fehlt bei dem einen oder anderen noch die Erfahrung”, vermutete Koller im Rückblick auf die bisherige Qualifikation.

ÖFB-Team: Marko Arnautović fordert klärendes Gespräch

Für den vor allem in Hälfte eins besonders inspirierten Marko Arnautović ist indes die Zeit für ein klärendes Gespräch gekommen. Man müsse schonungslos die Ereignisse der vergangenen Monate aufarbeiten, forderte der West-Ham-Legionär.

“Wir werden uns zusammensetzen und darüber reden, denn man muss über Fehler reden. Das tut natürlich jedem weh”, erklärte der Wiener. Auch die noch nicht lange zum Stamm zählenden Kicker seien nun gefordert, ihre Sicht der Dinge darzulegen. “Ich will von jedem eine Meinung haben, nicht nur von den Älteren, auch von den Jungen, von den Neuen, die dabei sind. Die sollen auch ihre Gefühle herzeigen, weil sie das gut von außen sehen.”

“Ich werde meine Mannschaft motivieren”

Arnautović kündigte an, die ÖFB-Kollegen bei dieser Gesprächsrunde auf ein erfolgreiches Finish einer verkorksten Qualifikation einzuschwören, beginnend mit dem Heimmatch am Dienstag gegen Georgien. “Ich werde meine Mannschaft motivieren in den nächsten Tagen, um mit voller Motivation gegen Georgien zu spielen.”

Das könnte kein einfaches Unterfangen werden. “Ich denke nicht, dass irgendwer heute schlafen wird. In den nächsten Tagen wird es mental sehr heftig. Ich erwarte und erhoffe von den Spielern, mental stark zu sein”, meinte der 28-Jährige.

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