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ÖAMTC: Unerfahrenheit junger Lenker erhöht Unfallrisiko

Am vergangenen Wochenende waren auffallend viele junge Lenker in Unfälle verwickelt. Der eine "fliegt" mit zu hohem Tempo aus der Kurve, ein anderer hat in der Nacht einen Unfall, der vermutlich auf Sekundenschlaf zurückzuführen ist. Eine junge Fahrerin verreißt das Lenkrad, um einem kleinen Tier auszuweichen. "Solche Unfälle zeigen, dass einige junge Lenker das Risiko falsch einschätzen und ihre Fahrkünste überschätzen", sagt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.

Die Statistik zeigt, dass die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen die am stärksten gefährdete Gruppe ist. Im Jahr 2009 gab es in dieser Altersgruppe 128 getötete Unfallopfer, das entspricht 20 Prozent aller im Straßenverkehr getöteten Menschen in Österreich. Im Jahr 2008 waren es 160, im Jahr 2007 167 junge Menschen, die ihr Leben auf der Straße verloren haben (Quelle: Statistik Austria).

“Im Wesentlichen gibt es zwei Hintergründe, warum genau diese Gruppe ein so hohes Risiko hat”, sagt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin:

* “Starterrisiko”. Zum einem gibt es bei allen Fahranfängern das Anfängerrisiko. Die jungen Fahrer verfügen über wenig Straßenverkehrserfahrung und erkennen daher im Vorfeld so manche Gefahr nicht oder schätzen sie falsch ein. Mangels Fahrroutine und Selbsteinschätzung sind Fahranfänger in brenzligen Situationen oftmals überfordert und reagieren überzogen oder verspätet.

* “Sturm und Drangzeit”: Die meisten jungen Menschen (90 Prozent) machen ihren Führerschein zwischen 17 und 20 Jahren. Das Erwachsenwerden, das Finden seiner eigenen Identität, der große Einfluss von Gleichaltrigen, das Auflehnen gegen Erwachsene und ihre Regeln – “Dadurch fühlen sich junge Leute gefordert, herausgefordert und manchmal überfordert”, sagt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin. “Nicht jede Vorschrift ist zu hinterfragen. Straßenverkehrsregeln dienen der Sicherheit und sind zu befolgen.” Wichtig ist: Als junger Lenker muss man den Straßenverkehrsalltag samt seinen eigenen Emotionen im Griff haben, um fehlerfrei ans Ziel zu kommen. Die meisten jungen Lenker akzeptieren das. Besonders unter den jungen Männern finden sich allerdings einige schwarze Schafe, die eine intensive emotionale Bindung zum Auto haben. Damit einher geht die erhöhte Bereitschaft, verkehrsbezogene Regelbrüche zu begehen. Das Fahrzeug wird zum Demonstrationsmittel für Macht und Stärke.

“Man darf nicht alle jungen Lenker über einen Kamm scheren und sie als Rowdys abstempeln”, betont die ÖAMTC-Verkehrspsychologin. Die meisten jungen Lenker haben ein Gespür dafür, wo es noch hapert. Einige suchen Unterstützung bei älteren, erfahrenen Lenkern. Viele Führerscheinneulinge vermeiden Fahrten unter Alkoholeinfluss, fahren mit angepasstem Tempo und versuchen, schwierigen Situationen aus dem Weg zu gehen. Sie unterlassen auch Alleinfahrten bei Schlechtwetter, in extremen “Rush Hours” oder in müdem Zustand. “Durch das langsame Herantasten an den komplex ablaufenden Straßenverkehr sammelt man so zusätzlich wertvolle Erfahrung”, sagt die ÖAMTC-Expertin.

Club appelliert: Mehrphasentraining zeitgerecht absolvieren

Kritische Verkehrssituationen rechtzeitig zu erkennen und sie auch notfalls bewältigen zu können, kann gezielt und auf sicherem Gelände trainiert werden. “Im Zuge der Mehrphasenbildung haben alle Fahranfänger die Möglichkeit zu einem Fahrtraining, das jeder unbedingt zeitgerecht absolvieren sollte”, sagt die ÖAMTC-Expertin abschließend.

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