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Oathbreaker aggressiv und zerbrechlich in der Wiener Arena

Die mittlerweile zum Quintett angewachsene belgische Formation rund um Sängerin Caro Tanghe ist eine musikalische Macht, die trotz aller Aggressivität auch zerbrechliche Momente zeigt. Am Dienstag stellten sie in der Wiener Arena diese perfekten Widersprüchlichkeiten unter Beweis.

Die Gruppe ist nun seit knapp acht Jahren gemeinsam und durchaus erfolgreich unterwegs – aber erwarten könne man so etwas nicht, meinte Tanghe im APA-Interview vor der Show.

“Deshalb beginnst du ja auch nicht, Musik zu machen. Du tust es, weil du es wirklich willst. Ich singe in Bands, seit ich 13 bin. Damals war es einfach ein Teenagerding, hatte aber schon immer mit Hardcore, Punk oder Metal zu tun.” Und irgendwann wurde aus dem leidenschaftlichen Hobby zwischen diesen musikalischen Polen schließlich eine professionelle Leidenschaft.

Riskanter Sprung zum Profi-Debüt

Dieser Schritt sei dabei kein einfacher gewesen. “Plötzlich bemerkst du, dass du mehr Anfragen für Konzerte bekommst, mehr Geld dafür verdienst. Und dann stellt sich die Frage: Musst du ‘Nein’ sagen, weil du nicht so lange von deinem Job fernbleiben kannst? Oder musst du deinen Job aufgeben, um auf Tour zu gehen – dafür aber richtig? Schließlich bedeutet das ja auch: Wenn du nicht unterwegs bist und spielst, hast du kein Einkommen.” Oathbreaker haben etwas gewagt. “Wir haben gepokert. Wir glaubten an ‘Rheia’, wir sahen es wirklich als Wendepunkt. Auf dieses Album sind wir einfach unglaublich stolz.”

Und das kann die Band sein: Die zehn Stücke des dritten, Ende September erschienen Albums, von dem immerhin acht auch in der Arena die Wände zum Erzittern brachten, zeigten eine große Bandbreite. Von harschen, schnellen Noise-Attacken über mächtige Breakdowns bis zu zerbrechlichen, atmosphärischen Passagen hat “Rheia” alles, was man sich von einer modernen Metalplatte erwartet. Intensive Dynamik, überraschende Strukturen und eine talentierte Sängerin und Shouterin runden dieses Bild ab – ebenso live.

Oathbreaker zeigten Vielseitigkeit

Dass Stücke wie “Being Able To Feel Nothing” für Tanghe eine ziemliche Herausforderung darstellen, wie sie zuvor meinte, war der Sängerin allerdings nicht anzumerken. Ansatzlos wechselte sie zwischen schwarzmetallischem Gekeife und feingliedrigem Gesang, stets eine sehr düstere Stimmung evozierend. Immerhin hat die gelernte Grafikdesignerin, die allen voran im Modebereich tätig war, auch sehr Persönliches in den neuen Songs verarbeitet. “Gewissermaßen sind sie therapeutisch für mich”, schmunzelte sie. “Aber das bedeutet nicht, dass ich alles schon verarbeitet habe. Es ist einfach ein Prozess, der damit angestoßen wurde.”

Alles in allem ist Oathbreaker eine sehr ausgereifte Platte gelungen. “Beim dritten Album zählt es wirklich”, unterstrich Tanghe auch die Bedeutung von “Rheia”. “Das ist entweder ein Treffer oder nicht. Wir wussten zwar, welchen Sound wir haben wollten, als wir die Band starteten. Aber es gelang uns damals noch nicht so richtig, das zu verwirklichen. Da gab es all diese verschiedenen Einflüsse, die wir mitbrachten, aber es war einfach schwierig, sie auch unterzubringen, ohne dass es zerfahren klingt. Eine Platte muss als zusammenhängendes Ganzes funktionieren. Und jetzt hat es endlich geklappt, wir konnten uns ganz auf unsere Stärken verlassen. Zum ersten Mal klangen wir wie Oathbreaker und wie niemand sonst.”

Härte und Gefühl in der Arena Wien

Härte und Gefühl, Intensität und Dynamik – es sind in der Kombination neue Facetten, die an den Tag gelegt werden. Nicht immer ein einfaches Unterfangen: “Beim Singen musst du aufpassen, dass es entsprechend ausbalanciert ist”, unterstrich die Musikerin.

“Das ist oft ein schmaler Grat, auf dem man wandert. Das kann sehr schnell kitschig werden. Andererseits bist du beim Schreien ziemlich limitiert, während die Musik so vielseitig ist. Mit dem Gesang kann ich das nun auch widerspiegeln. Plötzlich kannst du überall hingehen.” Oathbreaker auf diesem Weg zu folgen, dürfte auch weiterhin spannend bleiben – wie auch an diesem kalten Winterabend in Wien.

(APA)

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