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NS-Liederbuch: "Falter" berichtet von neuem Fall

SPÖ fordert Abzug Götschobers aus Verkehrsministerium - NEOS-Krisper: "Empörend und schändlich".
SPÖ fordert Abzug Götschobers aus Verkehrsministerium - NEOS-Krisper: "Empörend und schändlich". ©APA
In einer weiteren Burschenschaft soll ein Fall von Texten mit antisemitischen Inhalten aufgetaucht sein. Laut einem Bericht des "Falter" geht es um die schlagende Wiener Burschenschaft Bruna Sudetia. Vorsitzender der Burschenschaft ist Herwig Götschober, ein Pressereferent des Kabinetts von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ). Aus Hofers Kabinett hieß es dazu, Götschober kenne das Liederbuch nicht.

Dem “Falter” liegt das entsprechende unExemplar des Liederbuchs der Burschenschaft vor. Auch darin findet sich – wie schon im Liederbuch der Germania des ehemaligen niederösterreichischen FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer – die Liedzeile “Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ,Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million'”, die auf den Massenmord an den Juden in der NS-Zeit Bezug nahm.

Darüber hinaus sind laut “Falter” noch weitere antisemitische Textzeilen in dem Buch zu finden: “Zwei Juden badeten einst im Fluß (sic!), weil jeder Mensch einmal baden muß (sic!). Der eine, der ist ersoffen, vom anderen wollen wir’s hoffen.” Eine weitere Strophe lautet: “Zwei Juden schwammen einst im Nil, den einen fraß das Krokodil, den anderen hat es nur angeglotzt, da hätt’ es den ersten fast ausgekotzt”.

Auch findet sich demnach ein Lied in dem Buch, in welchem geklagt wird, “noch ist Deutschland dreigeteilt”; “Es lebe hoch Deutsch-Österreich, mit ihm das ganze Deutsche Reich”, so die Textzeilen. Laut Falter ist in dem Liederbuch keine einzige Textpassage geschwärzt.

Aus dem Kabinett Hofers hieß es auf Anfrage der APA, Götschober kenne das betreffende Liederbuch nicht. Er besitze ein anderes; jenes, das dem “Falter” vorliegt, weise mit dem von Götschober verwendeten auch keinerlei Ähnlichkeit auf, weder im Inhalt noch in der Grafik. Die inkriminierten Lieder seien im Buch des Referenten nicht enthalten.

Götschober ist im Kabinett des Verkehrsministers für die Social Media-Agenden zuständig. Außerdem ist Götschober Bezirksrat der FPÖ im Wiener Bezirk Leopoldstadt.

Grüne Bezirksvorsteherin fordert Rücktritt Götschobers

Nach dem “Falter”-Bericht, wonach auch bei der schlagenden Wiener Burschenschaft Bruna Sudetia ein Liederbuch mit antisemitischen Texten aufgetaucht ist, fordert die Leopoldstädter Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne) nun den “sofortigen Rücktritt” von FPÖ-Bezirksrat Herwig Götschober.

Die Leopoldstadt gelte als der jüdische Bezirk in Wien, so Lichtenegger in einer Aussendung am Dienstagnachmittag. “Daher wäre es für die jüdische Community völlig unzumutbar, einen derartigen Vertreter im Bezirk noch länger ertragen zu müssen”, verwies die Grün-Politikerin auf den vom “Falter” zitierten “ekelhaften Text, der den Holocaust verherrlicht”: “Ich war schon beim Fall Landbauer schockiert, dass nun aber auch der FPÖ-Bezirksrat Herwig Götschober in diese menschenverachtenden Umtriebe involviert ist, trifft mich als Bezirksvorsteherin der Leopoldstadt nun noch stärker.”

SPÖ und NEOS empört

SPÖ und NEOS haben nach dem neuerlichen Auftauchen eines Liederbuchs mit antisemitischen Texten bei einer schlagenden Burschenschaft scharfe Kritik geübt. Die SPÖ forderte von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ), sich von seinem Kabinettsmitarbeiter Herwig Götschober, der Vorsitzender der Verbindung Bruna Sudetia ist, zu trennen. Die NEOS reagierten “empört, aber nicht überrascht”.

Sabine Schatz, SPÖ-Sprecherin für Gedenkkultur, forderte in einer Aussendung von Hofer, rasch Konsequenzen zu ziehen. “Minister Hofer muss sich von Herwig Götschober verabschieden. Wer wie Götschober einer Burschenschaft als Obmann vorsteht, die antisemitische, NS-verherrlichende Liedtexte herausgibt, ist als Parteifunktionär und schon recht als Mitarbeiter in einem Ministerium der Republik untragbar”, sagte sie.

Schatz verwies darauf, dass der Pressereferent “schon in der Vergangenheit einschlägig aufgefallen” ist. “So hat er 2009 an einem Gedenkmarsch für den NS-Offizier Walter Nowotny teilgenommen”, erinnerte die Abgeordnete, die auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) gefordert sieht: “Wann ist die ‘rote Linie’ überschritten, Herr Kurz?”, forderte sie vom ÖVP-Chef, aber auch seiner Partei und der FPÖ eine “umgehende Stellungnahme und politische Konsequenzen”.

Für die NEOS-Sprecherin für Inneres, Stephanie Krisper, füllen die “Einzelfälle der Freiheitlichen” langsam “ganze Bücherregale”. “Es ist absolut letztklassig und eine Schande, dass die FPÖ Menschenverachtung, Antisemitismus und Rassenhass in die Ministerien und leitenden Stellen unser Republik hievt”, sagte Krisper. Von Hofer fordert sie rasch “ernsthafte Konsequenzen”. Und auch sie verlangte von Kurz, “sein brüllendes Schweigen” zu diesen Vorgängen zu beenden.

(APA)

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