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NR-Wahl: Größte Verluste für Grüne, stärkste Gewinne für SPÖ in Wien

Die Grünen mussten in ihren Hochburgen große Verluste einstecken.
Die Grünen mussten in ihren Hochburgen große Verluste einstecken. ©APA/MARIE-THERES FISCHER
Die Grünen mussten vor allem in ihren Wiener Hochburgen schwere Verluste einstecken. Die SPÖ konnte in den Wiener Gemeinden ihre stärksten Zugewinne verzeichnen.
Das vorläufige Endergebnis

Die Grünen – mit dem wahrscheinlichen Nationalrats-Aus der größte Wahlverlierer – haben vor allem in ihren Hochburgen schwere Verluste einstecken müssen. In Wiener Gemeinden setzte es für die Öko-Partei Einbußen im hohen zweistelligen Bereich. Die SPÖ feierte ebenda ihre stärksten Zugewinne, die Liste Pilz ihre besten Ergebnisse. Die ÖVP konnte in der überwiegenden Mehrzahl der Gemeinden zulegen. Auffallend bei den Gemeinde-Ergebnissen ist das satte Minus der Grünen in ihren traditionellen Hochburgen in Wien. So musste die Partei in Wien-Neubau mit einem Ergebnis von nur mehr 11,4 Prozent ihr größtes Minus von 21 Prozentpunkten einstecken. Desaströs gestaltete sich das grüne Ergebnis auch in Wien-Mariahilf (minus 19,2 Prozentpunkte auf 9,9 Prozent) und Wien-Josefstadt (-18,1 auf 9,9 Prozent). Auch die beiden Kärntner Gemeinden Zell (-18,6 auf 3,3 Prozent) und Globasnitz (-18,1 auf 3,9) waren in den Top-Five der verlustreichsten grünen Gemeinden zu finden.

Zugewinne feierten die Grünen in gerade einmal neun Gemeinden. Das größte Plus verzeichnete die Partei von Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek noch im Vorarlberger Schnepfau mit 4,4 Prozentpunkten. Dort gab es mit 13,1 Prozent auch das beste Ergebnis für die Grünen.

SPÖ und Liste Pilz profitieren in Wien von grünen Verlusten

In den Gemeinden mit starken Verlusten der Grünen reüssierten vor allem die SPÖ und die Liste Pilz. So verzeichnete die Sozialdemokratie etwa in Wien-Neubau mit 14 Prozentpunkten ihren stärksten Zuwachs. Die Liste Pilz feierte dort mit 12,1 Prozent ihr bestes Ergebnis. Die SPÖ erzielte ihre Top-5-Zuwächse allesamt in Wien: Neben Neubau in Mariahilf (+13,3 Prozentpunkte), Josefstadt (+12,2), Alsergrund und Wieden (jeweils +11,2). Auch Listengründer Peter Pilz konnte seine fünf besten Ergebnisse allesamt in Wiener Bezirken abholen.

Der Wahlsieg der ÖVP lässt sich auf Gemeindeebene vor allem an der geringen Zahl ihrer Verlust-Gemeinden ablesen. In nur 204 der 2.100 Gemeinden musste die Partei von Sebastian Kurz ein Minus hinnehmen, der Rest lag im Plus. Den stärksten Zugewinn erzielte die schwarz-türkise Liste mit 22,6 Prozentpunkten in der steirischen Gemeinde Gersdorf an der Feistritz, wo die ÖVP auf 45,6 Prozent kam. Mehr als 20 Prozentpunkte plus gab es auch in den Salzburger Gemeinden Untertauern (+21,1) und Fusch an der Glocknerstraße (+21). Den größten Stimmenverlust musste die siegreiche ÖVP in der Tiroler Kleinstgemeinde Spiss hinnehmen (-19,5 auf 45,3).

Verluste für NEOS in Vorarlberg

Die NEOS steckten vor allem in Vorarlberger Gemeinden Verluste ein; dort waren sie bei der Wahl 2013 besonders stark gewesen. Eine Halbierung des Ergebnisses setzte es in der Heimatgemeinde von Parteigründer Matthias Strolz: In Dalaas verlor die Partei 20,5 Prozentpunkte – und fuhr dennoch mit 19,5 Prozent das beste Gemeindeergebnis ein. Die ersten elf größten Verlust-Gemeinden der NEOS lagen allesamt in Vorarlberg. Den größten Zugewinn feierten die Pinken in der Tiroler Oberland-Gemeinde und ÖVP-Hochburg Grän mit einem Plus von 8,4 Prozentpunkten, wo man nun 8,9 Prozent hält.

ÖVP in Tirol und Vorarlberg besonders stark

Die ÖVP holte ihr stärkstes Ergebnis dieses Mal in Hinterhornbach, einem Seitental des Tiroler Lechtals. Dort hatte sie 2013 ihr drittstärkstes Gemeindeergebnis eingefahren. Dieses Mal legte die Volkspartei in der auf 1.101 Meter Seehöhe gelegenen Kleinstgemeinde (70 Wahlberechtigte) noch einmal zu und verbuchte mit einem Plus von 4,6 Prozentpunkten ein Ergebnis von 83,3 Prozent. Platz zwei der schwarzen Top-Resultate ging mit Jungholz an eine weitere Tiroler Kleinstgemeinde. In dem auf 1.054 Meter Seehöhe in der Region Tannheimer Tal gelegenen Ort verlor die ÖVP allerdings 6,5 Prozentpunkte und liegt nun bei 80 Prozent. Stark war die Volkspartei auch in ihrer Vorarlberger Hochburg Fontanella. In der Kleingemeinde (342 Wahlberechtigte) des Großen Walsertals blieb die Partei mit 73,7 Prozent auf exakt dem selben Ergebnis wie beim vorangegangenen Urnengang.

Die Stärke der ÖVP bei dieser Wahl zeigt sich auch in ihren schwächsten Ergebnissen: Kein Gemeinde-Resultat der Volkspartei lag unter zehn Prozent. Das schlechtes Ergebnis erzielte die Liste Kurz im niederösterreichischen Golling an der Erlauf mit 10,3 Prozent. 2013 noch gab es sogar vier Gemeinden mit Resultaten unter sechs Prozent.

SPÖ punktete im Burgenland

Die SPÖ punktete wie schon 2013 in ihren traditionellen Hochburgen im Burgenland. Das stärkste Ergebnis fuhr die SPÖ erneut in Tschanigraben, der kleinsten Gemeinde des Burgenlandes, ein: Mit 67,6 Prozent verlor die SPÖ hier allerdings 9,6 Prozentpunkte. In Draßburg holte die SPÖ 57,2 Prozent (Minus 4,6 Prozentpunkte). Neu in die roten Top-Five kam die steirische Gemeinde Selzthal, wo die SPÖ auf 56,9 Prozent kam. Die magersten Ergebnisse setzte es wie gewohnt in Vorarlberg und Tirol. Null Stimmen gab es im Tiroler Hinterhornbach und Vorarlberger Schröcken, danach folgte Blons in Vorarlberg, wo sich 1,9 Prozent für die SPÖ begeistern konnten.

Kärnten für FPÖ stärkstes Bundesland

Bei der FPÖ zeichnete sich das starke Kärntner Landesergebnis auch in den Gemeinderesultaten ab: Die Top-Resultate verlagerten sich von der Steiermark in das südlichste Bundesland. Mit 53,8 Prozent und einem Plus von 23,7 Prozentpunkten erreichten die Freiheitlichen in Deutsch-Griffen ihr stärkstes Gemeinde-Resultat. Über der 50-Prozent-Marke liegt die FPÖ auch im oberösterreichischen St. Georgen am Fillmannsbach (51 Prozent) sowie in den Kärntner Gemeinden St. Urban (50,9) und Mühldorf (50,6). In acht Gemeinden liegt die FPÖ unter zehn Prozent, am schwächsten schnitt sie im Tiroler Kaunertal mit 7,2 Prozent ab.

Liste Pilz punktete in Grünen Hochburgen

Die Liste Pilz punktete vor allem in Grünen Hochburgen. Sein stärkstes Ergebnis fuhr ehemalige Grüne und Listengründer Peter Pilz in Wien-Neubau mit 12,1 Prozent ein. Dort verlor seine Ex-Partei stark: Die Grünen kamen hier zwar mit 11,4 Prozent auf ihr zweitbestes Ergebnis, büßten aber satte 21 Prozentpunkte ein. Ähnlich das Bild in der zweistärksten Gemeinde der Liste Pilz: Auch in Wien-Josefstadt überholte er mit 10,9 Prozent seine alte Partei, die nach einem Minus von 18,1 Prozentpunkten auf nur mehr 9,9 Prozent kam. Pilz schaffte es in fünf Gemeinden über die Zehn-Prozent-Marke, allesamt in Wien: Neben Neubau und Josefstadt gelang dies auch in Wien-Mariahilf, Wien-Alsergrund und Wien-Wieden.

Auch bei den “Nullern” zeigte sich das bessere Abschneiden von Pilz gegenüber seiner Ex-Partei: Während die Liste Pilz in nur elf Gemeinden komplett leer ausging, mussten die Grünen in 17 Gemeinden ohne eine einzige Stimme auskommen.

Bestes grünes Ergebnis im Vorarlberger Schnepfau

Das beste Gemeinde-Ergebnis schafften die Grünen im Vorarlberger Schnepfau: Dort erreichten sie nach einem Plus von 4,4 Prozentpunkten ein Ergebnis von 13,1 Prozent. Die ehemaligen Wiener Hochburgen fanden sich zwar auch in den Top-Ergebnissen, allerdings setzte es dort überall heftige Verluste.

Die noch nicht ausgezählten Wahlkarten und Briefwahlstimmen haben auf die Gemeinde-Ergebnisse keinen Einfluss mehr. Denn diese Stimmen, die am Montag und Donnerstag ausgezählt werden, werden der Bezirksebene zugeordnet.

APA/Red.

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