AA

Niedriglohnbranchen verknüpfen Mindestlohn, Flexibilisierung

Die Arbeitgeber der Niedriglohnbranchen haben am Dienstag gefordert, dass es bei einer Anhebung des Mindestlohnes auf 1.500 Euro brutto auch "Dünger" in Form von flexibleren Arbeitszeiten geben muss.

Von einem “Kuhhandel” wollten sie nicht sprechen, aber immerhin habe die Regierung einen Konnex zwischen beiden Punkten hergestellt, als sie die Lösung der Thematik an die Sozialpartner übertrug.

Sollte es bei der Anhebung des Mindestlohnes keine ausreichend langen Übergangszeiten geben, dann müsse die Regierung über einen Kombilohn nachdenken, also einen Zuzahlung zum Lohn durch die öffentliche Hand. Die Idee eines Kombilohns hatte zuletzt WIFO-Chef Christoph Badelt wieder auf Tapet gebracht. Die Frage sei, wie dies der Bund gegenfinanziere, so der Wirtschaftsforscher Anfang März.

Unverständnis bei Arbeitnehmern

Völliges Kopfschütteln löst die Forderung von Arbeitnehmervertretern nach einer schrittweisen Anhebung des Mindestlohnes auf 1.700 Euro brutto aus. “Das kann ich nicht ernst nehmen”, so die Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, Renate Scheichelbauer-Schuster, am Dienstag.

Eine rasche Anhebung des Mindestlohnes gefährde jedenfalls Arbeitsplätze, betonten heute einmal mehr die Arbeitgebervertreter. Wobei die Unternehmen die Mehrkosten ohnehin nicht vollständig schlucken könnten und sich dies auch in steigenden Preisen bemerkbar machen werde.

Fachkräftemangel in vielen Branchen

Dass der Fachkräftemangel in manchen Branchen – bei den Floristen sprechen 57 Prozent von einem Problem damit – mit der vergleichsweise geringen Entlohnung zu tun haben könnte, sehen die Arbeitgebervertreter nicht. Unterstützung bekommen sie dabei von Walter Bornett, Direktor der KMU Forschung Austria. Demnach zeige sich über einen längeren Beobachtungszeitraum, dass hier kein direkter Zusammenhang bestehe.

Nachdem die Sozialpartner einem flächendeckenden Mindestlohn von 1.500 Euro brutto (auf Vollzeitbasis) schon recht nahe sind, visieren die Arbeitnehmervertreter nun jedoch verstärkt 1.700 Euro Mindestlohn an. Zuletzt verdienten mehr als 300.000 Beschäftigte unter 1.700 Euro (14 Mal jährlich), dazu kommen noch 300.000 Teilzeit- oder nicht ganzjährig Beschäftigte, die für darunterliegende Löhne arbeiten.

1.700 Euro brutto als “Untergrenze”

Oberösterreichs AK-Präsident Johann Kalliauer betonte, dass 1.700 Euro brutto pro Monat “aus Sicht der Arbeiterkammer die Untergrenze für ein Leben in Würde darstellen”. Niedrige Entlohnung treffe Frauen doppelt so stark wie Männer: “Während 2015 österreichweit mehr als jede fünfte Vollzeitbeschäftigte monatlich weniger als 1.700 Euro brutto verdiente, war es bei den Männern rund jeder zehnte”, rechnete Kalliauer vor.

Mit Abstand die Branche mit der höchsten Prozentzahl an niedrig Entlohnten sei das Hotel- und Gastgewerbe, wo rund jeder Zweite weniger als 1.700 Euro monatlich für Vollzeitarbeit erhalte. Die Arbeitgeber verweisen in diesem Zusammenhang auf gratis Kost und Logis sowie Trinkgeld – allerdings wirkt sich das nicht auf die Pensionen sowie das Arbeitslosen- und Krankengeld aus. An zweiter Stelle folge der Handel mit einem Anteil an niedrig Entlohnten von rund 22 Prozent.

(APA)

  • VIENNA.AT
  • Wirtschaft
  • Niedriglohnbranchen verknüpfen Mindestlohn, Flexibilisierung
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen