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Stürmische Leidenschaft: Tornadojäger in Österreich

Tornado (13. Mai 2010) im Gebiet von Mogersdorf im Burgenland
Tornado (13. Mai 2010) im Gebiet von Mogersdorf im Burgenland ©Hans-Jürgen Pross
Sie jagen Tornados gezielt mit ihren Pkw hinterher und versuchen sie ausgestattet mit Kameras, Windmessgeräten und Laptops festzuhalten: Auch in Österreich erfreut sich die Jagd nach Wirbelstürmen rasch wachsender Beliebtheit.
Video: Tornado in NÖ
Unwetter in Niederösterreich

“Wenn bei sehr starken Höhenwinden Gewitterzellen entstehen, dann sind Tornados sehr wahrscheinlich”, erklärt “Stormhunter Austria”-Gründer Hans-Jürgen Pross, der seit sechs Jahren Wirbelstürme erforscht. “In Österreich gibt es jedes Jahr Tornados, viele werden nicht aufgedeckt. Heuer fällt es stark auf, da schon sehr viele waren.” Der Steirer hält weitere Wirbelstürme noch bis Samstag für möglich, danach soll die Wetterlage die Gefahr vorerst bannen.

Generell gelte aber der gesamte Sommer in Österreich als Tornado-Saison, meinte Pross. “Von der Dichte her gibt es bei uns genau so viele Tornados wie in den USA. Es kann jederzeit in Österreich so etwas passieren”, hob der Grazer hervor. Als Risikogebiete gelten die Südsteiermark und die Gegend von Niederösterreich entlang der Alpen bis ins Burgenland. Dort treffen bei Höhenwinden laut Pross gehäuft warme und kalte Luft aufeinander – der ideale Tornado-Mix. In Tirol und Vorarlberg sind Wirbelstürme eine Seltenheit.

Erst im Jänner gründete der Wind-begeisterte Steirer einen Verein und scharte 40 bis 60 nebenberufliche “Stormhunters” um sich, die nun bei Tornado-Gefahr in Teams ausrücken. Die Methoden sind auch beim Verein Skywarn-Austria, der den jüngst von Tulln Richtung Klosterneuburg ziehenden Tornado dokumentiert, ähnlich.

Im Vorhinein wird die Wetterlage via Satellitenbildern, Radar, Temperaturmessungen, Wind-Simulator und Lokalaugenschein genau studiert, anhand dessen werden die Beobachtungs-Posten festgelegt, so Pross. “Wir halten einen Sicherheitsabstand von mindestens fünf Kilometern und fahren nicht ins Unwetter hinein, weil Gewitter sehr schnell in eine andere Richtung lenken können.”

Das Ziel der “Stormhunters” sei die Erforschung sowie die Warnung der Bevölkerung, erklärte Pross. Die Beobachtungen würden an den Wetterwarndienst Ubimet weitergeleitet und in einer internen Datenbank erfasst. Gleichzeitig soll laut Pross die Bevölkerung aufgeklärt werden: Nur wenige wüssten, dass solche Phänomene in Österreich möglich sind.

Nicht zu vergessen ist aber auch der Nervenkitzel, den jeder “Stormhunter” sucht: “Natürlich steckt auch eine gewisse Leidenschaft dahinter. Gefahr und Faszination liegen bei so einem Hobby nahe beisammen”, so Pross, der die Beobachtung eines Tornados im Burgenland vor zwei Wochen als persönliches Highlight sieht: “Den habe ich elf Minuten direkt vor mir gehabt.”

Tornados sind in Österreich gar nicht so selten: Zwischen 1951 und 2003 sind 88 solche Wirbelstürme registriert worden. Eine entsprechende Statistik haben Klimatologe Otto Svabik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und Alois Holzer vom Kompetenzzentrum für lokale Unwetter in Deutschland, Österreich und der Schweiz erarbeitet. Bis 2010 wurden laut Schätzungen rund zehn weitere Windsäulen am heimischen Himmel beobachtet.

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