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Polizist angeschossen: 13 Jahre Haft

Mihailo J. wird nun der Prozess gemacht.
Mihailo J. wird nun der Prozess gemacht. ©APA
16. Bezirk, 1160 Wien-Ottakring - Der 33-Jährige hatte im Jänner nach einer wilden Verfolgungsjagd in Ottakring aus einer Entfernung von 2,2 Meter dreimal auf einen Beamten geschossen und diesen lebensgefährlich verletzt. Er bestreitet jede Tötungsabsicht, ist aber zu 13 Jahren Haft verurteilt worden.
Polizistenmord in Wien: Prozess
Hintergrund: Polizist angeschossen
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“Ich bekenne mich schuldig, dass ich den Polizisten verletzt habe. Aber ich bin kein Mörder. Das ist passiert im Stress”, betonte Mihailo J. (33) am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht. Der 33-Jährige hatte am 12. Jänner 2010 nach einer wilden Verfolgungsjagd in Wien-Ottakring aus einer Entfernung von 2,2 Meter dreimal auf einen Beamten geschossen und diesen lebensgefährlich verletzt hatte. Die Staatsanwaltschaft legte ihm nun versuchten Mord zur Last.

“Wer so etwas macht, will sein Gegenüber nicht bloß erschrecken. Er wollte ihn töten. Es war ihm vollkommen egal, was sich ihm in den Weg stellt”, erläuterte Staatsanwalt Roman Reich.

Der 33-Jährige Mihailo J., der am 12. Jänner 2010 nach einer wilden Verfolgungsjagd in Wien-Ottakring aus einer Entfernung von 2,2 Meter dreimal auf einen Polizeibeamten geschossen haben soll, ist am Donnerstagnachmittag im Straflandesgericht einstimmig wegen versuchten Mordes schuldig erkannt und zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Zudem sprach das Schwurgericht (Vorsitz:Ulrich Nachtlberger) dem Beamten Schadenersatz und Schmerzengeld in der Höhe von 15.800 Euro zu.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Verteidiger Alexander Philipp bat um Bedenkzeit, der Staatsanwalt gab vorerst keine Erklärung ab.

Bei Gelb über Ampel gerast

Das Ganze hatte mit einer harmlosen Verwaltungsübertretung begonnen: Mihailo J. war am Gürtel bei Gelb über eine Ampel gerast und anschließend falsch abgebogen, was einer Funkstreife auffiel. Als der Serbe im Rückspiegel das Blaulicht wahrnahm, drückte er aufs Gaspedal und versuchte den Beamten zu entkommen. Was die Uniformierten zu diesem Zeitpunkt nicht wussten: Der 33-Jährige war erst Tage zuvor festgenommen worden, weil er sich nach einer Verurteilung wegen Einbruchsdiebstahls und Gemeingefährdung illegal in Österreich aufhielt. Gegen ihn war ein unbefristetes Aufenthaltsverbot erlassen worden.

Mihailo J. gelang es jedoch, aus der Schubhaft zu fliehen, und in diese wollte er keinesfalls zurückkehren. Er fuhr daher mit Höchstgeschwindigkeit Richtung Ottakring, stellte schließlich das Fahrzeug ab und trachtete danach, zu Fuß zu entkommen. Doch der 27-jährige Inspektor Mario R. lief ihm hinterher, bis dem Serben der Atem ausging und dieser sich zwischen geparkten Fahrzeugen duckte.

Pistole statt Plastikrohr

Der Polizeibeamte übersah die hingekauerte Gestalt nicht und forderte den Unbekannten auf, sich zu ergeben. Er ging auf den Mann zu und verwechselte fatalerweise den Gegenstand, den dieser in seiner rechten Hand hielt, mit einem Plastikrohr. Der Inspektor steckte im Glauben, von seinem Gegenüber gehe keine ernsthafte Gefahr aus, seine gezogene Dienstpistole zurück in den Holster, als Mihailo J. abdrückte.

“Es erfasste mich Panik. Da bin ich aufgestanden und habe auf die Beine gezielt, damit ich dann flüchten kann. Ich hatte nur die eine Möglichkeit, ihn zu verletzen und zu flüchten”, schilderte der Angeklagte diese Szene. Er habe keinesfalls abgeschoben werden wollen.

Drei Schüsse

Zugleich behauptete Mihailo J., er habe die Pistole eigentlich wegwerfen wollen, weil er Schwierigkeiten befürchtete, da er keine Waffenbesitzkarte besaß: “Ich hatte nicht die Absicht zu schießen. Aber ich hatte keine Chance, die Pistole loszuwerden.”

Der Beamte wurde zunächst im Knie getroffen. Ein zweiter Schuss ging in ein abgestelltes Auto. Als der getroffene Polizist zusammensackte, traf ihn ein weiteres Projektil in der Schulter, das die Lunge beschädigte und zwischen dem zehnten und dem elften Brustwirbel steckenblieb.

“Legion von Schutzengeln”

“Er hatte eine Legion von Schutzengeln, dass er mit dem Leben davongekommen ist”, erklärte Walter Riedl, der Rechtsvertreter des Polizisten. Mario R. musste notoperiert werden und wurde danach zehn Tage in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt. Das Projektil befindet sich noch immer in seinem Körper, sodass Spät- bzw. Dauerfolgen nicht ausgeschlossen werden können.

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