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Kevin Costner in Wien: Cooler Star, seichter Country-Rock

Musikalisch gesehen bot das Konzert des berühmten Filmstars nicht viel. Dafür punktete Costner mit Natürlichkeit.
Kevin Costner spielt in Wien

Hollywood-Star Kevin Costner (“Bodyguard”, “Waterworld”) ist zwar als Schauspieler bekannt, aber auch in der Musik kein Spätberufener: Etwa zu der Zeit, als Costner für “Der mit dem Wolf tanzt” zweifach Oscar-gekrönt wurde, hatte er auch einen Nummer eins-Hit in Japan, “Simple Truth” mit seiner damaligen Band Roving Boy. Bei seinem ersten Österreich-Konzert am gestrigen Freitagabend wurde man jedoch den Eindruck nicht los, dass ein singender Schauspieler auf der Bühne steht: Costners Interpretation entpuppte sich als seichter Country-Rock, und ein vom “Modern West”-Frontmann getroffener Ton blieb das Konzert über unentdeckt.

Mit schwülstigem Hollywood-Kitsch-Fanfaren-Gepoltere untermalt, wurden dem zuletzt sichtlich begeisterten Publikum zu Beginn auf einer Leinwand Ausschnitte aus Costners größten Film-Erfolgen vorgeführt. Derartiger Pathos passt jedoch gar nicht zum Bild, das Costner sonst hinterließ: Publikumsnähe bewies er mit seinem Weg zur Bühne durch die gut gefüllte Halle F der Wiener Stadthalle. Und beim Gespräch mit Journalisten vor dem Konzert erwies sich der Star als sympathischer, natürlicher und selbstironischer Normalo.

“Das ist verdammter Rock’n’Roll: Ich höre nichts mehr”, sagt Costner (55), als er bei einer Journalistenfrage mehrmals nachfragen muss, was gemeint ist. “Ich weiß, dass ich Glück hatte”, sagte der sonnenbebrillte Star im Rückblick auf seine Karriere. Es gebe viele talentierte Menschen, die es dennoch nicht schaffen. Aber es habe auch Tiefpunkte gegeben: Einmal hatte Costner noch “13 Dollar auf der Bank. Eine ungerade und nicht gerade glücksbringende Zahl. Ich musste Trucks fahren und fischen gehen, um Geld zu verdienen. Das will mancher nicht glauben.”

Seine Karriere war keinesfalls vorgezeichnet: Costner kommt “aus einem konservativen Umfeld. Ich habe nie gedacht, dass man mit Musik und Schauspielen ein Auskommen finden könnte. Ich dachte immer, ich würde Arbeiter werden.” Diese Erfahrungen haben ihn geprägt: Er sage seinen Kindern “jeden Tag, dass sie etwas ganz Besonderes sind. Und dass sie das nicht besser macht als irgendjemand anders.”

Eines darf man Costner als Musiker nicht absprechen: die Auswahl seiner Bandkollegen, die ihn durch die Show getragen haben, war gelungen. Bei auf den Frauenschwarm zugeschnittenen Titeln wie “Long Hard Night” und “Let Me Be The One” begleiteten ihn die Musiker souverän. Der Sound (gespielt wurden nur Originals-Songs, keine Cover-Versions), erinnert an Bruce Springsteen zu Beginn der 90er, von der Normalform um einiges entfernt.

Überrascht zeigte sich Costner vor den Journalisten über die vielen positiven Reaktionen auf seine Musik. “Eigentlich war der Plan, immer dort aufzutreten, wo ich gerade einen Film drehe”, schildert der Schauspieler, der “klassisch am Klavier” mit Musik in Berührung kam. “Aber plötzlich spielten wir überall in den USA und bekamen Einladungen für eine Tour in Europa.” Und das Musiker-Dasein “macht mehr Spaß, als Filme zu drehen. Auf der Bühne ist es echt.”

Costner, der demnächst mit seiner deutschstämmigen Partnerin Christine Baumgartner sein insgesamt siebentes Kind – laut Costner ein Mädchen – bekommt, gesteht neidlos ein: Die Musik, die zwei seiner Kinder in ihren eigenen Bands machen, “ist cooler als meine”. “Modern West” sei eine Band, wo nicht Costner der Star sein soll. So wäre es ihm auch am liebsten, wenn sein Name nicht immer “Modern West” vorangestellt würde. “Aber meine Mitmusiker sind dazu zu clever”, so Costner, die Musik lässt sich so eben doch leichter an den Mann (bzw. die Frau) bringen.

Musik zu machen sei jedenfalls nicht der smarteste Karriere-Schritt, sagt Costner: “Ich mag es, wenn mich die Leute mögen. Aber es ist mir nicht wichtig, populär zu sein. Wäre es das, würde ich jetzt nicht Musik machen. Sondern dann hätte ich noch fünf ‘Der mit dem Wolf tanzt’ und fünf ‘Bodyguards’ gedreht.”

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