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Rauchverbot: Günter Hawelka will Sondergenehmigung

Was lange unmöglich schien, ist nun Realität: Im Wiener Traditionscafe Hawelka darf seit Donnerstag nicht mehr geraucht werden - zumindest bis auf weiteres.

Der Familienbetrieb will bei den Behörden nämlich eine “Sondergenehmigung” erwirken, damit die Gäste künftig wieder im blauen Dunst sitzen dürfen. Ansonsten werde er den “Weg der Ungehorsamkeit” gehen, kündigte Günter Hawelka, Sohn des inzwischen 99-jährigen Kaffeehaus-Methusalem Leopold, im APA-Gespräch an: “Ich würde mich auch einsperren lassen.”

“Eine neue Ära hat begonnen”, meinte Hawelka nicht ohne Verbitterung und mit einem Blick in das am Donnerstagvormittag leere Lokal. Das legendäre Cafe in der Dorotheergasse ist knapp 90 Quadratmeter groß und muss dank des Nichtraucherschutzgesetzes – “ein Schmarrn” – ab sofort nikotinfrei bleiben. Eine räumliche Trennung in Raucher-/Nichtraucherbereich sei nie infrage gekommen: “Das kann man bei einem Original-Jugendstilkaffeehaus nicht machen.” Er hoffe nach wie vor auf eine einvernehmliche Lösung. Falls diese nicht zustande kommt, fürchtet Hawelka spätestens im Winter Umsatzeinbrüche von bis zu 50 Prozent. Derzeit kann im Schanigarten weiter gepofelt werden.

Nicht ganz so schlimm sieht es Christina Hummel, Chefin des gleichnamigen Kaffeehauses in der Josefstadt. Dort werkten am Donnerstag noch die Handwerker, um die Arbeiten an der neu eingezogenen, 10.000 Euro teuren Trennwand abzuschließen. “Ich habe mir geschworen, mir deswegen kein Magengeschwür mehr wachsen zu lassen und versuche es positiv zu sehen”, erklärte sie. Das mehr als 70 Jahre alte Kaffeehaus ist 340 Quadratmeter groß, Qualmverbot herrscht nun in dem knapp größeren der beiden getrennten Bereiche.

Für Stammgast Eduard, der seit seiner Lehrlingszeit, also rund 60 Jahre, ins Hummel geht, gehört zum Kaffee “ein gutes Zigarrerl” dazu. Die Raumtrennung sieht er als “Verschandelung”: “Man hat zwar die Tischler und Glaserer beschäftigt, aber ob die Sache sinnvoll und zweckmäßig ist, bezweifle ich.” Er sei früher auch oft ins Griensteidl gegangen, seitdem das ehemalige Literatencafe vor einiger Zeit komplett auf Glimmstängelverbot umgestellt hat, müsse man dort aber auf ihn verzichten. Hans wiederum ist “toleranter Ex-Raucher” und besucht seit 35 Jahren das Hummel. Er werde auch künftig nicht im Nichtraucherraum sitzen, “sondern hier mit meinen Raucherfreunden an der Bar”. In reinen Speiselokalen befürworte er das Rauchverbot hingegen schon. Auf Raumtrennung setzt man beispielsweise auch im Orient & Occident am Naschmarkt, im Cafe Weidinger gegenüber der Lugner City oder im Wirr in der Burggasse.

Gänzlich rauchfrei ist hingegen ab sofort das bekannte Cafe Eiles. Die Entscheidung habe weniger mit dem finanziellen Aufwand bei einem Umbau zu tun, man habe das Kaffeehaus nicht verunstalten wollen, versicherte eine Serviererin der APA. Am Vormittag waren im 300 Personen fassenden Cafe nur wenige Plätze besetzt, was im Sommer aber normal sei. “Es wird sich erst im Winter zeigen, wie es funktioniert”, hieß es. Auch im Cafe Sperl in Mariahilf darf mit dem heutigen Tag nicht mehr gequalmt werden.

Nicht nur in Wien, sondern etwa auch in der oberösterreichischen Landeshauptstadt, ist das neue Gesetz Thema: Im Linzer Traditionscafe Traxlmayr kümmerte sich allerdings keiner um das Ende der Übergangsfrist: Der Großteil der Gäste saß ob des schönen Wetters im Freien, selbst im Raucherbereich im Inneren qualmten nur zwei Personen. Chef Ulrich Traxlmayr sieht die Regelung “relativ locker”, wie er im Gespräch mit der APA sagte: “Wir haben unsere Aufgaben gemacht.” Raucher- und Nichtraucherbereich sind bereits seit Februar durch eine Glaswand getrennt, nun wurde noch eine Tür eingezogen. Die Umbauarbeiten inklusive Erneuerung der Lüftungsanlage hätten in Summe rund 20.000 Euro gekostet, so der Kaffeehausbesitzer.

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