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5530 Euro im Monatsschnitt

„2009 wird furchtbar, 2010 wird furchtbar“, ließ ORF-General Alexander Wrabetz wissen. Ohne Maßnahmen droht bis 2012 die Insolvenz des Staatsfunks.

Werbung und Gebühren

Laut aktueller Gesetzeslage darf sich der ORF, wesentlich großzügiger als z.B. das deutsche öffentlich-rechtliche Fernsehen, seine Einnahmen sowohl aus Werbe- als auch Gebührentöpfen beziehen. 952,5 Millionen werden laut aktuellem Budgetplan im kommenden Jahr notwendig sein, um den ORF in der derzeitigen Form am Leben zu erhalten. Zu 49,8 Prozent tragen die Gebührenzahler den ORF, 31,6 Prozent stammen aus klassischer Werbung. Der laut Gesetz nicht auf Gewinn ausgerichtete ORF ist in die Verlustzone gerutscht: 60,5 Mill. Euro beträgt das Minus heuer. Die Personalkosten sind der größte Brocken im ORF-Budget. „Deutlich über dem Markt.” So analysierte ORF-General Alexander Wrabetz das Gehaltsniveau in den Kollektivverträgen. Wie viel verdienen die ORF-Mitarbeiter wirklich?

Satte Gehälter

348.500 Euro verdient der Generaldirektor selbst, die Direktorenriege darf sich (ohne Prämien) über immerhin 250.000 Euro freuen – und Landesdirektoren kommen auf bis zu 190.000 Euro. Letztgenannter Betrag entspricht bei 15 Gehältern einem Bruttomonatssalär von 12.600 Euro. Der gesamte Personalaufwand des ORF betrug 2007 exakt 406,4 Millionen. Martin Blank, Geschäftsführer des privaten Fernsehsenders „Puls 4″, ist beim Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) für den TV-Bereich verantwortlich: „Beim ORF ist das Geld nicht knapp. Er gibt es nur für die falschen Dinge aus.” Er rechnete kürzlich vor, dass bei einer Beschäftigtenzahl von 3431 im Jahr 2007 – so die offiziellen ORF-Angaben – pro Kopf 118.450 Euro anfielen. Abzüglich von etwa 30 Prozent Lohnnebenkosten blieben immer noch 83.000 Euro. Dies entspricht einem durchschnittlichen Monatsbruttoverdienst von 5530 Euro. Der Österreich-Durchschnitt quer über alle Branchen beträgt 2113 Euro. Diese Zahlen seien Beweis für die „Überprivilegierung” des ORF, so Blank in Interviews. Der ORF zahle seinen Mitarbeitern rund doppelt so viel wie Privatsender. In den ORF-Tochterfirmen gehts günstiger als bei der Sendermutter: 43.900 Euro kostet ein Mitarbeiter durchschnittlich bei ORF Online, 42.300 Euro bei der Vermarktungstochter ORF Enterprise und 28.900 Euro bei den ORF-Gebühreneintreibern der GIS.

Rechnungshof-Kritik

Die Hierarchie im ORF und Doppelgleisigkeiten hat der Rechnungshof in seinem jüngsten ORF-Bericht bereits kritisiert, auch einige Gehaltsfragen. So kritisierten die Prüfer zum Thema Personalkosten der Führungsriege unter anderem, dass Landesdirektoren, die ihr Amt zurücklegen, aber im ORF bleiben, dennoch drei Monatsgehälter Abfertigung erhalten. Die Geschäftsführung, die bereits auf ein Drittel ihrer Erfolgsprämien verzichtete, bekommt diese ohnehin nur ausgezahlt, wenn die vereinbarten Ziele erreicht werden. Ein Kriterium war ein durchschnittlicher Marktanteil von 40 Prozent beim Fernsehen. Im Oktober lag der Wert bei 39,3 Prozent – zuvor deutlich darunter. Seit der Ära des legendären Generaldirektors Gerd Bacher gelten 40 Prozent als Mindestflughöhe in Sachen TV-Quoten. Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt wird bis 2012 mehr als 1000 Mitarbeiter abbauen, einen neuen Standort abseits vom Wiener Küniglberg suchen und Ausgliederungen vornehmen. Für Vorarlberger Zuseher könnte konkret das Lokalfernsehen „Vorarlberg heute” am Wochenende eingestellt werden. Der Rundfunk steht, so heißt es in einem Schreiben an die ORF-Stiftungsräte, vor den „größten finanziellen und strukturellen Herausforderungen seiner Geschichte”. Gleichzeitig hofft der ORF – nach aktueller Politlage wohl vergebens – auf Zubrote aus dem Staatsbudget. So solle beispielsweise die Allgemeinheit für Gebührenausfälle durch eine steigende Arbeitslosigkeit einspringen. Arbeitslose müssen schließlich keine ORF-Gebühren bezahlen. Wrabetz fühlt sich von der neuen Regierung im Stich gelassen, weil sie genau das nicht tun will. Am Donnerstag meinte Wrabetz vor seinen Angestellten: „Jede ,Pimperl-Bank bekommt eine Milliarde vom Staat. Warum wir nicht?”

Raiffeisen interessiert

Wahrscheinlicher ist, dass Geld von Raiffeisen kommen könnte – durch Privatisierungen. Zuletzt bekundete Raiffeisen Interesse am Mehrheitsanteil der ORF-Sendetechniktochter ORS – und überhaupt auch an ORF 1 oder Ö3. Der designierte Bundeskanzler Werner Faymann lehnt aber eine Privatisierung ab. Im heute erscheinenden „Profil” sagt er: „Wenn man ihm ein Bein wegnimmt, wird man ihn nicht retten können.” ORF 1 abzustoßen, um den Rest der Anstalt zu sanieren, hält Faymann für keine Option: Der ORF müsse zwei Standbeine haben, andernfalls wäre der öffentlich-rechtliche Auftrag nicht mehr gewährleistet.

 

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