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Bayern verlieh posthum Verdienstorden an Münchner S-Bahnopfer

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Dem im Münchner S-Bahnhof Solln bei der Verteidigung von vier Kindern getöteten Geschäftsmann Dominik Brunner wird posthum der Bayerische Verdienstorden verliehen. Dies teilte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am Mittwoch in München mit.
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Obwohl 20 Zeugen den Angriff von zwei Jugendlichen auf Brunner gesehen haben, lehnt die Staatsanwaltschaft derzeit Ermittlungen wegen unterlassener Hilfeleistung ab.

In Berlin befasste sich auch die Bundesregierung mit dem Fall. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) brachte nach den Worten eines Regierungssprechers für das Kabinett ihre Bestürzung zum Ausdruck. Merkel sagte demnach, der Getötete habe ein Beispiel für Zivilcourage und Mut gesetzt, weil er versucht habe, die Kinder vor den gewalttätigen Jugendlichen zu schützen. Die Kanzlerin habe Brunner mit den Worten “das ist ein Vorbild” gewürdigt.

Das bayerische Kabinett gedachte Brunner mit einer Gedenkminute. “Wir trauern um ihn und werden sein Andenken auch öffentlich bewahren”, erklärte Seehofer. “Das gesamte bayerische Kabinett verneigt sich mit Respekt und in Hochachtung vor dem Opfer von Solln.” Sein Verhalten sei Vorbild für eine menschliche Gesellschaft, sein Tod Mahnung gegen Gleichgültigkeit, Brutalität und Gewalt.

Nach den Forderungen aus der CSU nach einer Verschärfung des Jugendstrafrechts verzichtet der Freistaat Bayern aber zunächst auf eine Bundesratsinitiative. Der Koalitionspartner FDP hatte solch eine Initiative abgelehnt. Eine Arbeitsgruppe soll nun über das weitere Vorgehen beraten, die Ergebnisse sollen aber erst nach der Bundestagswahl vorgestellt werden.

Zwei 17 und 18 Jahre alte Jugendliche hatten Brunner am Samstag durch Tritte und Schläge so schwer verletzt, dass er kurz darauf starb. Er hatte sich schützend vor die vier 13- bis 15-Jährigen gestellt, weil die zwei Angreifer von diesen Geld erpressen wollten. Wie ein Sprecher der Münchner Polizei sagte, sind inzwischen 20 Zeugen des Angriffs der zwei Jugendlichen auf Brunner aufgetaucht. Gegen keinen dieser Zeugen gebe es aber Ermittlungen wegen unterlassener Hilfeleistung.

Der Polizeisprecher warnte vor Vorverurteilungen gegen die Zeugen. Es sei noch nicht klar, wie die Situation im Moment des Angriffs war. Allerdings räumte der Sprecher ein, dass eines der vier von Brunner beschützten Kinder ausgesagt habe, sie hätten mehrere Menschen angesprochen und um Hilfe gebeten, ohne Erfolg zu haben.

Zum Gedenken an Brunner und zur Würdigung seiner Zivilcourage sollte am Mittwochabend neben dem S-Bahnhof Solln ein ökumenischer Gottesdienst stattfinden. Zu Beginn des Gottesdienstes um 18.30 Uhr sollten sämtliche Münchner Busse, S-Bahnen, U-Bahnen und Straßenbahnen zu einer Gedenkminute still stehen.

Die Münchner Staatsanwaltschaft erklärte mit Blick auf den Mordfall, bei dem am Samstag beginnenden Oktoberfest hart durchgreifen zu wollen. Gewalttätern müsse bewusst sein, dass Fußtritte gegen Kopf und Oberkörper, Maßkrugschläge auf den Kopf oder andere äußerst brutale Vorgehensweisen als versuchter Mord oder Totschlag eingestuft würden. Die während des Oktoberfests eingesetzte Bereitschaft der Staatsanwälte werde in solchen Fällen im Regelfall Haftbefehl beantragen, außerdem drohten Tätern langjährige Haftstrafen.

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