Überhalb scheppern Autos und Lastwagen über die Brücke, die Böschung dient als Toilette aber die Fahrbahn und Pfeiler bieten zumindest Schutz. Das neue Lager, das laut Berichten der Salzburger Nachrichten rund 50 Bettler gefunden haben, zu erreichen und dort zu übernachten ist allerdings ein gefährlicher Akt.
Auch die Behörden wurden am Dienstag aktiv. Ordnungsamt und Jugendamt nahmen das Lager am Dienstag in Augenschein.
Gefährliches Bettlerlager
Der Bereich unter der Brücke ist nur über die Autobahn zu erreichen. Gerade im Dunkeln ist das eine Sache, die vor allem für die Bettler, aber auch für die Fahrer auf der Autobahn gefährlich ist, wird in einem Lokalaugenschein berichtet. Nachts soll es im Lager mangels künstlicher Beleuchtung stockdunkel sein. Ein falscher Tritt, und man kann auf den darunter liegenden Gleisen landen.
Notquartier „bevor es kalt wird“
Was macht die Stadt dagegen? Eine neue, fixe Notunterkunft mit bis zu 40 Plätzen soll entstehen, die Caritas wurde beauftragt, ein entsprechendes Quartier zu finden, es wird täglich daran gearbeitet. Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ), zuständig für das Migrationsressort, ist zuversichtlich, dass es eine Notunterkunft geben wird „bevor es richtig kalt wird“, wie sie im Gespräch mit SALZBURG24 versicherte. Medienberichte, dass demnächst eine neue, fixe Schlafstätte bestätigt werden sollte, dementiert sie klar.
Kinder in Gefahr?
Im Bettlerlager in Kasern liegen auch Kinderschuhe und Kinderspielzeug. Sollten tatsächlich Kinder dort sein und sich die Lage lebensbedrohlich herausstellen „ist das nicht hinzunehmen“, so Hagenauer. Am Dienstag nahm sich das Jugendamt der Situation an und begutachtete die Lage vor Ort.
Wird die Schlafstätte als bedrohlich bestätigt, steht das gleiche Schicksal wie für das Lager unter der Staatsbrücke an, das im April geräumt wurde. Eine Lösung wäre das nicht. Eher eine Verschiebung des Problems, wenn auch eine notwendige.
„Kann Bettler verstehen“
„Wir können Armut nicht verbieten“, so Hagenauer zur generellen Obdachlosen-Situation in Salzburg. „Wir müssen mit der Thematik umgehen lernen“. Sie sei selbst vor einer Woche in Rumänien gewesen und versetzte sich in die Lage der Bettler: „Ich kann Menschen verstehen, die sagen, ich leben lieber hier in Salzburg unter einer Brücke als in einem Verschlag am Rande eines Dorfes in Rumänien.“ Hier bestehe immerhin Aussicht auf ein bisschen Auskommen. Dem Bettler-Thema kann die Vizebürgermeisterin auch Positives abgewinnen. Das Thema werde mittlerweile ernstgenommen und gäbe konkrete Vorschläge, die angegangen werden. Den Menschen unter der Brücke bringt das freilich soweit nichts.
(SALZBURG24)