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Neues altes Maßschneider-Atelier in der Wiener Innenstadt

Anno 1976 hatte die Wiener Maßschneider-Dynastie Niedersüß den Edelschneider „Knize“ vor dem Zusperren gerettet. Jetzt will das Familienunternehmen einen weiteren Namen aus der Zeit der k.u.k. Hoflieferanten aufleben lassen: C.M.Frank.

Ab sofort stellt „Niedersuesz – vormals C.M.Frank“ im neuen Modeatelier in der Annagasse 1 wieder Anzüge nach Maß her.

Bernhard Niedersüß hat die Namensrechte an C.M.Frank von seinem Vater, Rudolf Niedersüß, Geschäftsführer von Knize & Comp, übernommen. Davor arbeitete er 14 Jahre bei Knize. 2005 absolvierte er die Prüfung zum Herrenkleidermachermeister. Gelernt hat er auch bei Brioni, Helmut Lang und Ralph Lauren. Er verspricht „keinerlei Kompromiss bei der Qualität jedes einzelnen Nadelstichs“.

Wie bei traditionellen Modeateliers üblich, bietet Niedersuesz komplette Herrenausstattung „aus eigenem Hause“ an. Herzstück sind der klassische Anzug und das Maßhemd. Zusätzlich gibt es Sportsakkos, Hosen, Trachtenanzüge, Cutaways, Frack, Smokings, Mäntel, Blazer, Jagdanzüge, Jacken und Morgenmäntel, dazu exklusive Unterwäsche, Socken, Krawatten, Stecktücher und Accessoires.

Die aufwendigsten Produkte tragen die Bezeichnung „Meisterstück“:
Alle Zuschneidertätigkeiten werden vom Meister Bernhard Niedersüß verrichtet. Die gesamte Herstellung geschieht im Maßatelier. In jedem Meisterstück stecken zehn Tage Arbeit und rund 7.000 Nadelstiche ausschließlich von Hand.

Keine europäische Maßschneiderei im 19. Jahrhundert hatte eine Kundenliste, die an jene von C.M.Frank heranreichte: das österreichische und das französische Kaiserhaus, Mitglieder der Königshäuser von Italien, Spanien, England, Schottland, Schweden, Bayern, Preußen, Russland, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Serbien, Montenegro, deren Höfe und Generäle. Die Firma wurde nach Carl Franks Tod von seinem Zuschneider Franz Thylman weitergeführt. 1964 erwarb Rudolph Niedersüß das Unternehmen, das er 1976 mit der Firma Knize fusionierte.

Bernhard Niedersüß ist überzeugt: „Es darf nicht ungeschriebenes Gesetz werden, dass die Maßschneider in Wien die Grundlagen der weltweit getragenen klassischen Herrengarderobe im 19. und 20. Jahrhundert mitentwickelt haben und wir im 21. Jahrhundert nur noch von multinationalen Modekonzernen den Stil diktiert bekommen.“ Maßgebliche Wiener Stilelemente seien die bequeme Passform und großzügige Innentaschen auf Hüfthöhe (“…damit der Wiener Gentleman alles unterbringt, was er für einen ausgedehnten Kaffeehausbesuch an Utensilien so braucht“). Bei richtiger Pflege bringe es so ein Anzug auf eine „Lebensdauer“ von 30 Jahren.

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