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Neuer Datenskandal bei Facebook

Ausmaß des Datenzugriffs unklar.
Ausmaß des Datenzugriffs unklar. ©AFP
Eine Drittfirma wertete die Daten von Millionen Nutzern aus, und stellte psychologische Profile her.

Eine vom Wahlkampfteam des späteren US-Präsidenten Donald Trump angeheuerte Datenanalysefirma hat laut Zeitungsberichten die Facebook-Profile von mehr als 50 Millionen Nutzern ohne deren Genehmigung angezapft. Damit habe sie aus den privaten Social-Media-Aktitivitäten eines großen Teils der Wählerschaft Kapital schlagen können, berichteten “The New York Times” und der britische “Guardian” am Samstag.

Eines der größten Datenlecks in der FB-Geschichte

Eines der größten Datenlecks in der Geschichte von Facebook habe es Cambridge Analytica erlaubt, Techniken zu entwickeln, die die Grundlage seiner Arbeit für das Wahlkampfteam Trumps bildeten. Cambridge Analytica hatte Verbindungen zum rechtsgerichteten Wahlkampfstrategen Steve Bannon. Facebook erklärte, es habe seine Beziehungen zu Cambridge Analytica wegen Vorwürfen ausgesetzt, das Unternehmen habe die unrechtmäßig erhaltenen Daten aufbewahrt anstatt sie – wie gegenüber Facebook erklärt – gelöscht zu haben.

Psychologische Profile hergestellt

Cambridge Analytica stellt nach eigenen Angaben psychologische Profile auf Grundlage persönlicher Details von Millionen Amerikanern her, die einzelne Wähler kategorisieren können. Das Unternehmen ist wiederholt im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu einer möglichen russischen Einmischung in den US-Wahlkampf 2016 genannt worden.

So ging Cambridge Analytica vor

Vertieftes Wissen erhielt Cambridge Analytica laut Facebook aber über Menschen, die eine die 270.000 Mal herungeladene Umfragen-App ausfüllten. Die scheinbar harmlose Umfrage mit dem Namen “thisisyoudigitallife” versprach Nutzern einen Persönlichkeitstest. Ihr Initiator, Professor Alexandr Kogan von der Cambridge-Universität, habe dafür von den Nutzern die Erlaubnis zum Zugriff auf ihre Informationen erhalten. Dann habe aber Kogan “uns belogen” und Daten an Cambridge Analytica und SCL sowie den Datenanalytiker Christopher Wylie weitergegeben, erklärte Facebook.

Zusätzlich zu den Informationen der Nutzer, die direkt an der Umfrage teilnahmen, bekam die App eingeschränkten Zugang zu Profildaten ihrer Facebook-Freunde, die entsprechend lockere Datenschutz-Einstellungen haben, erklärte das Online-Netzwerk. Das ist in solchen Fällen bei Online-Plattformen oft üblich und könnte die Zahl von Millionen in Mitleidenschaft gezogenen Mitgliedern erklären. Es wären aber deutlich weniger wertvolle Informationen. Facebook machte seinerseits keine Angaben zur Gesamtzahl der betroffenen Nutzer.

Der 28-jährige Christopher Wylie tritt jetzt als Whistleblower auf und legte Informationen zur Zusammenarbeit mit Cambridge Analytica unter anderem der “New York Times” und der britischen Zeitung “Guardian” offen. Wylies Unterlagen enthüllen eine noch tiefere Verstrickung von Cambridge Analytica in den Wahlkampf als bisher bekannt: So habe die Firma Wikileaks Hilfe bei der Verbreitung der gestohlenen E-Mails von Hillary Clinton angeboten. Sie waren nach Erkenntnissen westlicher Sicherheitsbehörden von russischen Hackern gestohlen worden und ihre Veröffentlichung trug mit dazu bei, dass Trump die US-Präsidentenwahl im November 2016 gewann.

(AP/APA)

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