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Neue Kinderschutzkampagne gegen Missbrauch in Wien vorgestellt

Eine neue Kampagne thematisiert Gewalt an Kindern.
Eine neue Kampagne thematisiert Gewalt an Kindern. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Die Kinderschutzorganisation "die möwe" hat in Wien eine neue Informations- und Werbekampagne gegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen präsentiert.

Im Mittelpunkt der Plakate, Inserate und Videos, die ab Mitte Dezember “on air” gehen sollen, stehen die Prävention und Aufklärungsarbeit, erläuterte Hedwig Wölfl, die Geschäftsführerin der “möwe”. In jeder österreichischen Schulklasse sitzen nach Schätzungen der Kinderschutzorganisation ein bis zwei Kinder, die selbst Missbrauchserfahrungen gemacht haben. Bei einer im Jahr 2016 von der “möwe” durchgeführten Studie gaben 24 Prozent der Befragten außerdem an, zumindest “ab und zu eine Tracht Prügel” erhalten zu haben. 15 Prozent seien “häufig bis selten” mit einem Gegenstand geschlagen worden. “Zwölf Prozent der befragten Österreicher, die schon einmal den Verdacht hatten, dass ein Kind in ihrer Umgebung Gewalt erfährt, gaben an, nicht reagiert zu haben”, hielt Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der “möwe”, fest. In neun von zehn Fällen stammt der Täter aus der Familie bzw. dem sozialen Nahbereich des Opfers.

Aufklärung über Gewalt an Kindern notwendig

“Trotz eines steigenden Bewusstseins für das Thema haben wir gemerkt, es braucht immer noch Aufklärung”, beschrieb Wölfl die Entstehung der Kampagne. In vier verschiedenen Sujets werden ab Mitte Dezember sowie im Jänner 2018 Gewalt und Missbrauch an Kindern in Printmedien und online auf verschiedenen Informationsplattformen und sozialen Medien thematisiert. Häufig fühlen sich die Kinder auch noch schuldig an dem, was ihnen angetan wurde, sagte Wölfl.

Kampagne bietet Informationen zu Formen der Gewalt

Die Motive seien “bewusst nüchtern und nicht reißerisch” gehalten, erklärte Wölfl. So soll etwa die große weiße Fläche die Leere symbolisieren, die in Kindern durch Gewalt und Missbrauch entstünden. Die Kampagne will ein Aufruf sein, “hinzusehen, über das Thema zu reden und Verantwortung für die Kinder zu übernehmen”. Zudem werden u.a. Informationen zu den verschiedenen Formen von Gewalt, den Auswirkungen auf betroffene Kinder und Jugendliche, Täterstrategien und Fragen zu Meldepflichten bei Verdacht geboten.

Gewaltschutzgesetz und stärkere Opferschutzmaßnahmen

Obwohl in den vergangenen Jahrzehnten durch das Gewaltschutzgesetz, stärkere Opferschutzmaßnahmen und die Verankerung der Kinderrechte in der Verfassung zumindest die physische Gewalt abgenommen habe, seien die Fälle von sexueller Gewalt nach Angaben der Kinderschutzorganisation mit etwa zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen (bis 18 Jahre) gleich geblieben. Psychische Gewalt und auch neue Gewaltformen, etwa im Internet, seien heute große Probleme. Ein Anstieg der Fallzahlen wurde zudem bei Übergriffen durch ältere Jugendliche verzeichnet.

Durch #metoo hat sich viel bewegt

Aufgrund der #MeToo-Bewegung und der Missbrauchsvorwürfe im Bereich Sport habe sich in der letzten Zeit viel bewegt, berichtete die Leiterin des “möwe”-Kinderschutzzentrums, Annelies Strolz. Vor allem Sportvereine und Schulen zeigten nun stärkeres Interesse an Prävention und Beratung bei Gewalt und Missbrauch. “Die Anfragen sind deutlich mehr geworden”, so Strolz.

APA/Red.

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