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Neue Führung des Belvedere wird präsentiert

Die neue Führung des Belvedere wird am Montag vorgestellt
Die neue Führung des Belvedere wird am Montag vorgestellt ©APA
Am Montag gibt SPÖ-Kulturminister Thomas Drozda bekannt, wer die Nachfolge von Agnes Husslein-Arco bei der Führung der Österreichischen Galerie Belvedere antreten wird.

Die Linzer Museumschefin Stella Rollig wird künstlerische Leiterin des Belvedere, die neu geschaffene Stelle des kaufmännischen Geschäftsführers übernimmt der bisherige “Standard”-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann.

Drozda zu Rollig und Bergmann: “Habemus Belvedere-Direktion”

“Habemus Belvedere-Direktion”, freute sich Drozda in vatikanischen Dimensionen über die getroffene Entscheidung. Dabei müsse man sagen: “Sie ist relativ leicht gefallen.” Schließlich hätten beide neuen Leiter große Führungserfahrung. So ist die 1960 geborene Wienerin Stella Rollig nach zahlreichen Stationen seit 1. Mai 2004 künstlerische Direktorin des Linzer Lentos Kunstmuseum, seit fünf Jahren zusätzlich des Nordico Museums. “Ich freue mich wahnsinnig, nach Wien zurückzukommen”, so Rollig. Der 1963 in St. Pölten geborene Bergmann war nach seinem Theologiestudium in Wien zunächst Leiter der Caritas-Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikationsdirektor der Erzdiözese Wien und Gründungsgeschäftsführer von Radio Stephansdom. 1999 erfolgte der Wechsel zur Tageszeitung “Der Standard”, wo er 2001 zum Geschäftsführer aufstieg.

Das ist die neue Doppelführung des Belvedere

Insgesamt haben sich 86 Personen für die beiden Positionen der künstlerischen und der kaufmännischen Leitung beworben. 35 Interessenten fanden sich für die künstlerische Position, 51 für die des Geschäftsführers. Nötig geworden war die Neuausschreibung nach dem Aufkommen von Hussleins Verstößen gegen Compliance-Regeln des Museums. Ihr Ende 2016 auslaufender Vertrag hätte ursprünglich verlängert werden sollen.

Das Belvedere: Museumskonzern mit vielen Standorten

Die Österreichische Galerie Belvedere, seit einigen Jahren minimalistischer als Belvedere firmierend, hat in ihrer Sammlung Kunst vom Mittelalter bis zur zeitgenössischen Moderne. Beheimatet ist diese in Wien-Landstraße, wo sich das Obere und Untere Belvedere samt Orangerie und Schlossgarten finden. Ergänzt wird das Ausstellungsangebot mit dem 21er Haus und – zumindest noch – dem Winterpalais. Erbaut wurde das Belvedere-Ensemble Anfang des 18. Jahrhunderts von Johann Lucas von Hildebrandt als Sommerresidenz für Prinz Eugen von Savoyen. Als Heimat künstlerischer Werke hat das Belvedere bereits eine mehr als 100-jährige Geschichte vorzuweisen: 1851 hatte das von Kaiser Franz Joseph gegründete K.K. Ministerium für Kultus und Unterricht begonnen, eine Sammlung zeitgenössischer Kunst anzulegen. Waren es zuvor die Sammlung des Prinzen Eugen sowie Teile der kaiserlichen Sammlung, die mitunter auch öffentlich zugänglich waren, erfolgte am 2. Mai 1903 die Eröffnung des eigentlichen Museums im Unteren Belvedere. Im damals erschienen Katalog wurden 196 Werke gelistet.

Werke von Klimt und Monet

In den Folgejahren erwarb das Museum etliche Arbeiten von Künstlern wie Gustav Klimt (“Der Kuss”) oder Claude Monet (“Der Koch”). 1911 wurde die “Moderne Galerie” offiziell umbenannt in “K.K. Österreichische Staatsgalerie”. 1919 ging das Schloss in den Besitz der Republik Österreich über. 1921 erfolgte schließlich die Umbenennung in “Österreichische Galerie”. 1923 wurde das österreichische Barockmuseum im Unteren Belvedere eröffnet, 1924 die Galerie des 19. Jahrhunderts im Oberen Belvedere. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Museumsbetrieb im Oberen Belvedere in Folge von Instandsetzungsarbeiten erst ab 1953 wieder aufgenommen. Und spätestens 1955 rückte Außenminister Leopold Figl (“Österreich ist frei!”) mit der Präsentation des frisch unterzeichneten Staatsvertrages auf dem Balkon des Belvederes den Bau ins kollektive Gedächtnis.

Weitere Adaptierungen und Erweiterungen folgten bis heute. Der Kunst des Mittelalters begegnet man seit 2007 im Schatzhaus Mittelalter, das als Schaudepot im ehemaligen Prunkstall für die Leibpferde des Prinzen Eugen eingerichtet wurde. In Kollaboration mit Francesca Habsburgs TBA21 wird das Augarten Contemporary, das ehemalige Wohnhaus und Atelier des Bildhauers Gustinus Ambrosi im Augarten, bespielt. Ebenfalls zur Sammlung des Belvedere gehört Klimts Beethovenfries, der sich als Leihgabe in der Secession findet.

Unter Agnes Husslein-Arco inhaltliche Öffnungen

Unter der Führung von Agnes Husslein-Arco, die auf den langjährigen Leiter Gerbert Frodl folgte, erfuhren die verschiedenen Örtlichkeiten des Belvedere seit 2007 inhaltliche Öffnungen. So gab es unterschiedliche Interventionen zeitgenössischer Künstler, die älteren Werken gegenübergestellt wurden – wobei grundsätzlich Unteres Belvedere und Orangerie zu modernen Ausstellungsorten adaptiert wurden. Wesentlicher Meilenstein war zudem die Eröffnung des 21er Hauses nahe dem heutigen Hauptbahnhof. Im von Karl Schwanzer 1958 als Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel erbauten und nach Plänen von Architekt Adolf Krischanitz sanierten und adaptierten Komplex finden seit 2011 zeitgenössische Kunstausstellungen statt.

2013 kam das Winterpalais von Prinz Eugen von Savoyen in der Himmelpfortgasse zum Verbund dazu – gab die damalige Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) die zu ihrem Ministerium gehörigen Prunkräume des Hauses doch dem Belvedere zur Bespielung frei, was mit 2,55 Mio. Euro unterstützt wurde. Mit Jahreswechsel 2017 wurde diese Regelung von Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) allerdings gekündigt. Kommendes Jahr soll der Ausstellungsbetrieb in der Himmelpfortgasse noch gesichert sein, wie und ob es 2018 weitergeht, ist derzeit offen. Das Vorjahr (2015) war mit laut Kunst- und Kulturbericht 1,266 Millionen Besuchern das bis dato erfolgreichste des Belvedere-Konzerns. Der Löwenanteil entfiel dabei mit rund 740.000 Besuchern auf das Obere Belvedere und somit gewissermaßen aufs Stammhaus.

(APA/Red.)

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