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Nationalbibliothek in Wien feiert 650. Jubiläum

Alexander Van der Bellen trat als Gast bei der 650-Jahrfeier in der ÖNB auf.
Alexander Van der Bellen trat als Gast bei der 650-Jahrfeier in der ÖNB auf. ©APA/ROLAND SCHLAGER
Am Donnerstag beging die Österreichische Nationalbibliothek feierlich ihr 650-Jahr-Jubiläum. Alexander Van der Bellen war dabei nicht nur als Festgast eingeladen, sondern auch als "als Nachbar und Bücherliebhaber".

In seinen herzlichen Gratulationsworten erinnerte Van der Bellen, wie vor ihm schon der für seinen terminlich verhinderten Kollegen Kanzleramtsminister Gernot Blümel kurzfristig eingesprungene Bildungsminister Heinz Faßmann (beide ÖVP), daran, dass vor drei Jahren auch die Universität Wien ihren 650. Geburtstag feierte und sinnierte: “Dieses 14. Jahrhundert muss schon was gehabt haben…” Der Bundespräsident zitierte u.a. den Autor Arno Schmidt, dessen Zitat “Es gibt keine Seligkeit ohne Bücher” er jedoch sogleich unter dem Gelächter des Publikums mit einem anderen Zitat relativierte: “Ein Leben ohne Mops ist möglich – aber sinnlos.”

Bücher bieten ein “utopische Bild”

Für ihn sei das friedliche Nebeneinanderstehen von Büchern über das heliozentrische und das ptolemäische Weltbild, die biblische Genesis und die Darwin’sche Evolutionstheorie, die Marx-Engels-Gesamtausgabe neben Werken von Adam Smith und John Maynard Keynes in einer Bibliothek “ein utopisches Bild menschlichen Zusammenlebens”, sagte der Bundespräsident und schloss anhand eines Zitats des Dichters Walt Whitman ähnlich wie zuvor Festrednerin Aleida Assmann mit der “interessanten Frage: Was würden die Bücher ohne uns, die Leser, machen?”

Die Bücher brauchen uns

Assmann, an der Universität lehrende Anglistin, Ägyptologin und Literatur- und Kulturwissenschafterin, schloss ihren Vortrag mit der Feststellung, nicht wir bräuchten Bücher, sondern: “Die Bücher brauchen uns!” Assmann hatte über die “Magie der Termine”, das “Europäische Kulturerbejahr” und “drei Dimensionen von Bibliotheken” gesprochen: Sie seien Schatzhaus, Denkfabrik und Datenbank. Die von ihr verwendeten Zitate kamen von Robert Musil, Jean Paul, Michael Köhlmeier und Thomas Hampson. Assmann hob die Bedeutung der Bibliotheken als sich wandelnde Wissensspeicher hervor: “Die Bibliothek der Zukunft ist die Datenbank ohne Wände und Türen.”

Zwischen Tradition und Moderne

“Ich weiß, dass Sie sich auf den Wandel eingestellt haben”, sagte Minister Faßmann in Richtung ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger. Diese hatte in ihrer Rede betont, man habe mit der entwickelten “Vision 2025” versucht, “einen guten Weg in die Zukunft” einzuschlagen, und konstatierte, dass heute zwar ein großer Teil der Bestände digitalisiert und damit online zugänglich sei, die Lesesäle dennoch täglich ausgelastet seien. Die ÖNB sei “ein besonderer Ort der Geschichte und der kulturellen Identität Österreichs” und der freie Zugang zu Bildung “eine Bedingung für eine funktionierende Demokratie”. Die Österreichische Nationalbibliothek habe über die Jahrhunderte ihre Wandlungsfähigkeit bewiesen, aber auch – etwa in der Zeit der NS-Herrschaft – dunkle Kapitel durchlebt, denen man sich erst spät gestellt habe.

Dichtes Jubiläumsprogramm

Rachinger verwies auf das dichte Jubiläumsprogramm, mit dem der Geburtstag gefeiert werde. So sind im Prunksaal der Nationalbibliothek im Rahmen einer großen, das ganze Jahr dauernden Schau 170 der wertvollsten und bedeutendsten Objekte des Hauses zu sehen, deren Highlights als “Objekte des Monats” beständig wechseln. Die prunkvolle Kassette des 1368 fertiggestellten, in Goldlettern geschriebenen und reich illustrierten Evangeliars des Johannes von Troppau aus dem Besitz des Habsburgerherzogs Albrecht III., das heute als Gründungscodex der Bibliothek gilt, ist Ausgangspunkt der Jubiläumsschau. Im Jänner 2019 darf man dann zum Abschluss auch einen Blick auf ihr Inneres werfen.

(APA/red)

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