AA

Nach Brand: Wiener Linien stoppen neue ULF-Lieferungen

ULFs werden nachgerüstet
ULFs werden nachgerüstet ©vienna.at
Nachdem am vergangenen Sonntag eine Niederflurstraßenbahn (ULF) der Linie 67 in Brand geraten war, ziehen die Wiener Linien nun Konsequenzen. Demnach wurde ein sofortiger Lieferstopp für alle 104 noch ausständigen ULFs der neuen Fahrzeugserie ausgerufen, so Geschäftsführer Michael Lichtenegger am Freitag vor Journalisten.
Vorbericht: Brand in ULF der Linie 67

Gleichzeitig sollen alle bereits im Einsatz befindlichen Modelle technisch nachgerüstet werden, um derartige Zwischenfälle künftig zu verhindern. Dies werde umgehend erfolgen, sobald die Zustimmung der Behörden vorliege.

“Wir haben Siemens mitgeteilt, bis auf weiteres keine neuen Fahrzeuge abzunehmen”, so Lichtenegger. Man erwarte vom Unternehmen, entsprechende Maßnahmen für die noch zu liefernden Bims zu setzen. “Wir erwarten uns auch, dass die neuen ULFs für uns dadurch nicht teurer werden”, stellte der Wiener-Linien-Chef klar.

Insgesamt umfasst die betroffene Lieferserie 150 Stück, wobei 46 bereits im Streckennetz unterwegs sind. Sie sollen – ebenso wie die 150 Fahrzeuge aus der Vorgängerserie – nun alle mit einer speziellen Schutzvorrichtung versehen werden. Laut Rudolf Hauenschild, Leiter der Hauptwerkstätte der Wiener Linien, ist der Einbau einer Nirosta-Platte im hinteren Teil der Gefährte vorgesehen. Diese “technische Sofortmaßnahme” sei den Behörden bereits präsentiert worden, man müsse nun das Prüfergebnis abwarten. Falle dieses positiv aus, könne der Umbau bei allen 196 Bims längstens innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen sein.

Das Feuer am Sonntag war im hintersten Teil der Garnitur ausgebrochen. Fahrgäste hatten eine Rauchentwicklung bemerkt und den Fahrer darauf aufmerksam gemacht. Verletzt wurde dabei niemand. Momentan wird die genaue Brandursache untersucht, das Gutachten des Sachverständigen soll in den nächsten 14 Tagen vorliegen.

Laut Wiener Linien hatte die Schallschutzmatte, die sich gemeinsam mit der Räderaufhängung, hydraulischen Systemen und anderen technischen Einrichtungen unter der grauen Abdeckung am Ende des Wagens befindet, Feuer gefangen. Dies sei womöglich durch einen Fremdkörper von außen geschehen, der vom Fahrzeug von unten angesaugt worden sein dürfte. Man wolle den Gutachtern aber nicht vorgreifen. Jedenfalls sei die Matte mit feuerfestem Material überzogen. Diese Schutzschicht hätte jedoch durch das angesaugte Objekt beschädigt werden und die dahinterliegende, leichter brennbare Schaumstoffschicht freilegen können. Räder, Hydraulik und bewegliche Komponenten seien jedenfalls unbeschädigt geblieben.

Um den Schallschutz künftig besser zu schützen, soll dieser – im Falle eines Okays seitens der Behörden – demnächst mit einer dünnen Nirosta-Platte überzogen werden. Diese ermögliche zugleich eine leichtere Reinigung des Bereichs von Staub und Fett, erklärte Hauenschild. Ob die Kosten von den Wiener Linien übernommen oder Siemens in Rechnung gestellt werden können, müssten Rechtsexperten klären. Bis die etwaige Nachrüstung beginnen kann, werden alle eingesetzten ULFs einem regelmäßigen Check unterzogen, wurde versichert. Bereits im November 2007 hatte es einen ähnlichen Zwischenfall gegeben. Damals hatte das Brandgutachten ergeben, dass keine konstruktiven Änderungen bei den Fahrzeugen nötig seien.

Vonseiten Siemens hieß es heute, man erwarte die Ergebnisse der Brandgutachten in den nächsten Tagen. “Die heute von den Wiener Linien vorgestellte Nachrüstung ist eine der Möglichkeiten, zu den bestehenden Brandschutzmaßnahmen eine additive Brandschutzmaßnahme zu setzen,” zeigte sich Gottfried Schuster, Leiter der Division Mobility von Siemens Österreich, mit den Wiener-Linien-Plänen zufrieden.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Nach Brand: Wiener Linien stoppen neue ULF-Lieferungen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen