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Mundartforscherin Maria Hornung 90-jährig gestorben

Sie war Ehrenbürgerin der deutschen Sprachinselgemeinden und prägte die österreichische Mundartkunde und Namensforschung wie kaum eine andere: Maria Hornung. Die Sprachwissenschafterin, die über 50 Jahre ihres wissenschaftlichen Lebens der Mundartforschung gewidmet hat, ist am 26. Juni im Alter von 90 Jahren gestorben.

Das bestätigte heute der Sprachinselverein, dem Hornung selbst angehörte, gegenüber der APA. Hornung hatte stets ein besonderes Augenmerk auf die im Mittelalter von Österreich aus besiedelten deutschen Sprachinseln gelegt.

Maria Hornung, am 31. Mai 1920 als Maria Jechl in Wien geboren, studierte Germanistik, Anglistik und Romanistik an der Universität Wien. Ihren Zugang zur Mundartforschung fand sie ab 1942 als Mitarbeiterin der Wörterbuchkanzlei der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), dem jetzigen Institut für Dialekt- und Namenlexika, wo sie bis 1980 tätig war. Nach ihrer Habilitation für “Ältere deutsche Sprache und Literatur mit besonderer Berücksichtigung der Mundartkunde” wurde sie 1969 zum Titularprofessor und 1980 zum a.o. Univ.-Prof. ernannt.

Noch während des Zweiten Weltkriegs begann sie mit mundartlicher Feldforschung, vor allem in Kärnten. 1958 unternahm sie mit ihrem Lehrer Eberhard Kranzmayer und ihrem – ebenfalls als Sprachwissenschafter tätigen – Mann die erste große sprachkundliche Exkursion in die sogenannten Sieben Gemeinden (Sette Comuni) in Oberitalien, dem ältesten bairisch-österreichischen Sprachinselbereich. Es folgten zahlreiche Forschungstätigkeiten in den Sprachinseln der karnischen Alpen und mundartkundliche Exkursionen in die verschiedensten Gebiete Österreichs, vor allem aber in die Sprachinseln der sogenannten Zimbern und nach Gottschee/Kocevje in Unterkrain.

Die intensive Beschäftigung mit diesem Thema führte dazu, dass Hornung 1972 den “Verein der Freunde von Österreich aus besiedelten Sprachinseln” ins Leben rief. Zehn Jahre später gründete sie mit ihrem Mann das “Österreichische Sprachinselmuseum” in Wien-Währing, das zu einem Zentrum der Pflege und Dokumentation der altösterreichischen Sprachinseln in den Nachbarländern (Italien, ehem. Jugoslawien, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Rumänien) wurde. Im Mai 2010 würdigte das Sprachinselmuseum Hornung anlässlich ihres 90. Geburtstags. Die Vorsitzende des Sprachinselvereins, Ingeborg Geyer, lobte in ihrer Rede Hornungs Bereitschaft, in zahlreichen Exkursionen ihr Wissen zu teilen, und sprach davon “wie faszinierend ihre Erklärungen waren, getragen von Wohlwollen und Freundlichkeit”. Für ihre Errungenschaften erhielt Hornung sowohl das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst als auch die Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold.

Bereits 1950 war Hornungs erstes, gemeinsam mit Franz Roitinger erstelltes mundartkundliches Werk erschienen (“Unsere Mundarten”, Neufassung 2000 unter dem Titel “Die österreichischen Mundarten”). Es folgten zahlreiche weitere Bücher und Lexika, sie verfasste unzählige Monografien und rund 350 Beiträge in Fachpublikationen. Unter ihrer Leitung entstanden weiters rund 40 Dissertationen und zahlreiche Diplomarbeiten. Ab 1981 gab Hornung die wissenschaftliche Buchreihe “Beiträge zur Sprachforschung” heraus. Im Sammelband “Das österreichische Deutsch” (Böhlau, 1988) schrieb sie über “Die richtige Aussprache von Namen in Österreich”. Ergebnis jahrzehntelanger Forschung war 1998 das “Wörterbuch der Wiener Mundart”, das 2002 in zweiter Auflage bei öbv&hpt erschienen ist. Ihre Erfahrung brachte sie auch zur langjährigen Mitarbeit am “Österreichischen Wörterbuch”. Zahlreich sind auch ihre namenskundlichen Beiträge, darunter auch solche mit politischer Brisanz wie “Die slowenischen Ortsnamen in Kärnten” aus dem Jahr 1970 oder ein “Lexikon österreichischer Familiennamen”.

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