Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte, die Aussagen widerlegten die Geständnisse der Angeklagten in wichtigen Punkten. Der zur Tatzeit am 12. September vergangenen Jahres 18-jährige Markus S. und der damals 17-jährige Sebastian L. hatten zum Prozessauftakt am Dienstag gestanden, den 50-jährigen Brunner am Münchner S-Bahnhof Solln geschlagen und getreten zu haben. Dabei wiesen sie aber den Vorwurf der Anklage zurück, dies aus Rache dafür getan zu haben, dass Brunner vier Teenager vor ihrem Erpressungsversuch geschützt hatte. Der Fall hatte deutschlandweit für Entsetzen gesorgt, Brunner erhielt posthum für seine Zivilcourage das Bundesverdienstkreuz.
Die Kammer will nach dem Geständnis nun mit Hilfe der Zeugenbefragung herausfinden, ob die beiden tatsächlich – wie in der Anklageschrift dargestellt – einen Mord aus Rache verübten oder ob es sich um eine milder zu bestrafende Tat wie einen Totschlag oder Körperverletzung mit Todesfolge handelte.
Ein Kommissar der Mordkommission sagte, der als Haupttäter beschuldigte Markus S. habe bereits in seiner ersten Vernehmung nach seiner Festnahme wie auch in seinem Geständnis vom Dienstag angegeben, dass Brunner als Erster zugeschlagen habe. S. hatte im Prozess gesagt, erst dieser Schlag habe seinen Gegenangriff ausgelöst.
Ein ebenfalls am Tatort eingesetzter Polizist gab die Zeugenaussage einer Frau wieder, wonach Brunner – wie vom Angeklagten S. ausgesagt – sich vor der Prügelei in Drohgebärde vor den zwei Heranwachsenden aufgebaut habe und dann wie ein Boxer herumgetänzelt sei. Außerdem bestätigte sie demnach die Angabe von S., dass Brunner den 18-jährigen Markus zunächst gegen die S-Bahn geschubst habe.