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Mladic in Militärkasernen in Serbien

Einer der meist gesuchten Kriegsverbrecher des ehemaligen Jugoslawien und früherer Militärführer der bosnischen Serben, Ratko Mladic, versteckt sich weiterhin in Militärkasernen in Serbien.

Dies sagte die Sprecherin der Chefanklägerin des Haager UNO-Kriegsverbrechertribunals für das frühere Jugoslawien (ICTY), Florence Hartmann, gegenüber der Belgrader Tageszeitung „Vecernje novosti“ (Dienstag-Ausgabe). Die Anklage habe seit 2001 von ihren Quellen immer wieder diese Information erhalten, so die Sprecherin von Carla del Ponte.

Gegenüber dem US-Sender „Voice of America“ setzte sich Hartmann in der Sendung in serbischer Sprache unterdessen für die Anwendung des so genannten Bosnien-Modells auf serbische ICTY-Angeklagte ein. Dabei geht es um die Beschlagnahmung des gesamten Eigentums und die Einfrierung der Bankkonten von Angeklagten, die sich auf der Flucht befinden.

Mladic habe bis Mitte November in Serbien eine Militärpension erhalten. Ein Sohn von ihm habe die Pension bis dahin monatlich abgeholt, berichteten Zeitungen am Dienstag in Belgrad laut der Deutschen Presseagentur (dpa) unter Berufung auf Verteidigungsminister Zoran Stankovic. Rund 1.500 weitere frühere Soldaten und Offiziere der bosnischen Serben-Armee beziehen nach Darstellung des Ministers ebenfalls Militärpensionen in Serbien, obwohl sie außerhalb Serbiens eingesetzt waren.

Die Unterstützungen für Angehörige der bosnisch-serbischen Armee dürfte die vom UNO-Tribunal verfolgte Anklage unterstützen, Belgrad habe den Militärapparat der bosnischen Serben kontrolliert. Diese Frage spielt eine große Rolle bei der Klage von Bosnien-Herzegowina gegen Serbien auf Kriegsentschädigungen.

Wie der serbisch-montenegrinische Verteidigungsminister am Dienstag laut der Nachrichtenagentur Tanjug sagte, seien die Zahlungen an Mladic erst durch eine Untersuchung bekannt geworden und mittlerweile gestoppt worden. „Es gab Gesetzesverstöße bei der Zahlung von Mladic’ Pension. Bis das gelöst ist, wird sie nicht ausgezahlt“, sagte Zoran Stankovic, ohne Details zu nennen.

Kritiker der Regierung könnten die Zahlungen auch als Beweis dafür ansehen, dass Mladic hochrangige Unterstützer im serbischen Militär hat. Der Sohn des Ex-Generals wurde Stankovic zufolge im Jahr 2002 ermächtigt, die Pension zu beheben. Damals tauchte der ehemalige Militärführer der bosnischen Serben unter, um einer Festnahme zu entgehen. Vom ICTY wurde er 1995 unter anderem wegen Völkermordes in der einstigen ostbosnischen Moslem-Enklave Srebrenica angeklagt. Bei dem Massaker kamen rund 7.8000 Menschen zu Tode. Zudem soll er sich wegen der Belagerung Sarajevos verantworten, bei der mehr als 10.000 Menschen – die meisten Zivilisten – ums Leben kamen.

Mladic’ Auslieferung ist eine der wichtigsten Bedingungen, die Serbien auf dem Weg in Richtung NATO und EU zu erfüllen hat. Die Regierung in Belgrad hat mehrfach den Verdacht zurückgewiesen, seinen Aufenthaltsort zu kennen.

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