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Mit 80 Jahren will Frank Stronach noch in den Nationalrat einziehen

Mit 80 jahren mischt Frank Stronach die Politik noch einmal auf.
Mit 80 jahren mischt Frank Stronach die Politik noch einmal auf. ©APA
"Wer das Gold hat, macht die Regeln", lautet das Motto von Frank Stronach, der es mit 80 Jahren noch einmal wissen und in den Nationalrat einziehen will. Auch wenn er mit seiner Partei bereits Erfolge verbuchen konnte, bekommt er viel Kritik.

Mit seinem Polit-Engagement in Österreich startete Stronach vor gut einem Jahr wieder einmal ein neues Projekt. In seiner Wahlheimat war Stronach Ende der 1980er, als er für die kanadische Liberal Party antrat (“Let’s be Frank!”), gescheitert. Zumindest ganz schön aufgewirbelt hat er nun aber die heimische Politiklandschaft.

Team Stronach-Klub im Nationalrat

Relativ schnell hatte der Austro-Kanadier genug Abgeordnete aus dem BZÖ-Lager abgeworben, um einen eigenen Team Stronach-Klub im Nationalrat zu haben, ohne gewählt worden zu sein. So ein Klub bringt mediale Aufmerksamkeit, wiewohl der Milliardär auch beim Inserieren nicht gerade geizig war und auch auf diesem Weg präsent blieb.

Stronach fischte auch in den anderen Parteien nach Personal und schaffte es auf Anhieb in die Landtage Niederösterreichs, Kärntens und Salzburgs. Tirol war das einzige Bundesland, in dem Stronachs Team den Einzug verfehlte. In Salzburg ist seine Partei sogar an der Koalition beteiligt. Bemerkenswert war, dass Stronach zwar als Spitzenkandidat in Niederösterreich antrat, allerdings nicht, um ein Mandat anzunehmen.

Spitzenkandidat der eigenen Partei

Dass sich der gelernte Werkzeugmacher und Kernöl-Fan aus der Steiermark selbst auch zum Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl erkoren hat, ist bezeichnend für sein autoritäres Selbstverständnis. Ebenso, dass er sich in einem seiner ersten ORF-Interviews über kritische Fragen brüskierte: “Sie wollen streiten mit mir?” Es wäre doch angebracht, “dass der ORF mir mehr Respekt erweist”, ließ er wenig später wissen. Überhaupt gilt Stronach als eher schwierig zu interviewen – er wirft seinen Gesprächspartnern auch gerne einmal an den Kopf, dass sie “nichts” von Wirtschaft verstehen.

Fit mit 80 Jahren

Zwar ist Stronach inhaltlich nicht immer sattelfest, doch dafür weiß er sich zu inszenieren. So ließ er sich etwa mit seinem guten Freund Gene Simmons von der Band Kiss am Nova Rock Festival fotografieren oder verkündete vor versammelter Presse seine Spenden für die Hochwasser-Opfer. Zuletzt präsentierte er sich medial gar mit nacktem Oberkörper, wohl um zu zeigen, wie fit er mit seinen 80 Lenzen noch ist. Oft erwähnt der am 6. September 1932 als Franz Strohsack geborene Unternehmer seine Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen in der Steiermark, um dann von seinem Aufstieg zu erzählen.

Frank Stronach erfolgreich

Und sein wirtschaftlicher Erfolg ist unbestritten. Neben Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz zählt er zu jenen österreichischen Wirtschaftspropheten, die ihre Heimat erst verlassen mussten, um schließlich aus dem Ausland als umschwärmter Heils- und Geldbringer zurückzukehren. In den 50er Jahren wanderte Stronach nach Kanada aus, in der Tasche hatte er angeblich 200 Dollar. In einer kleinen Autowerkstatt in Toronto fand er seinen ersten Job. Sein erstes Unternehmen Multimatic hatte zunächst nur einen Mitarbeiter: Ihn selbst.

In den 60er Jahren gründete Stronach den Autozulieferer Magna. Der Aufstieg begann. Mit Armaturen, Bremsen und anderem Zubehör setzte er bis Ende der 70er Jahre bereits 150 Mio. Dollar im Jahr um, inzwischen hat der Branchenriese über 123.000 Mitarbeiter in 314 Produktionsstätten und 89 Entwicklungszentren in 29 Ländern. Der Ehrgeiz des Firmengründers reicht schon lange über die Produktion von Autoteilen hinaus.

“Eine Art Genie und ein bisschen Clown”

Es wäre fast schon untertrieben, Stronach als schillernde Unternehmerpersönlichkeit zu beschreiben. Sein Biograf Wayne Lilley urteilte über ihn: “Er ist eine Art Genie und dabei auch immer ein bisschen Clown, alles auf einmal.” Die “New York Times” schrieb: “Stronachs herrschaftlicher und oftmals sprunghafter Managementstil hat seine Aktionäre mal bereichert, mal verschreckt.” In Kanada zählt Stronach zu den bekanntesten Unternehmern. Im Mai 2010 verkaufte er sein kontrollierendes Aktienpaket und legte die Funktion des Chairman zurück. Eine Abfertigung von rund 1 Mrd. US-Dollar wurde von Aktionären als zu hoch kritisiert und auch juristisch bekämpft.

Vielseitiges Engagement und Investment

Kunstmäzen Stronach opferte seine Zeit auch für andere Dinge: Im Sportbereich war er unter anderem von 1999 bis 2005 Präsident der Fußball-Bundesliga, er ist Eigentümer mehrerer Pferderennbahnen und Rennpferdezüchter. Nicht alles, was Frank angreift, wird zu Gold: Das “Magna Racino” in Niederösterreich entpuppte sich als finanzielles schwarzes Loch, ein Erlebnispark in Form einer Megakugel in Niederösterreich in den 90er Jahren scheiterte ebenso wie “Frank’s Energy Drink”. Und wegen seines angeblich zu günstigen Kaufes von Schloss Reifnitz in Kärnten ermittelt derzeit die Justiz. Wie erfolgreich sein aktuelles, politisches Projekt ist, wird sich bei der Nationalratswahl am 29. September zeigen. (APA)

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