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Mistress America - Trailer und Kritik zum Film

Willkommen zurück in New York, diesmal in Farbe: Nach ihrem schwarz-weißen Großstadtmärchen "Frances Ha" (2012) bringen Schauspielerin Greta Gerwig und Regisseur Noah Baumbach mit "Mistress America" am Freitag eine weitere überaus charmante, melancholische Komödie auf die Leinwand.

Wieder ist Gerwig in einer Hauptrolle zu sehen, überlässt das Feld aber auch der nächsten (Indie-)Generation.

Mistress America – Die Geschichte

Im Zentrum steht nämlich erstmal Lola Kirke, 25-jähriger Shootingstar und Schwester von “Girls”-Star Jemima Kirke: Sie verkörpert die Erstsemester-Studentin Tracy Fishko, die so ihre Probleme damit hat, sich an das College-Leben im Big Apple zu gewöhnen. Auf Anraten ihrer Mutter kontaktiert sie ihre künftige Stiefschwester Brooke (Gerwig), die in New York lebt. Eine umtriebige Frohnatur ohne Berührungsängste, zögert Brooke nicht, die zwölf Jahre jüngere Tracy unter ihre Fittiche zu nehmen, sie in eine wilde Nacht zu entführen, in ihren bunt zusammengewürfelten Hipster-Freundeskreis zu integrieren und in ihre Lebensweisheiten einzuweihen.

Tracy ist rasch fasziniert von der Lebenskünstlerin, die sich als Fitnesstrainerin ebenso wie als Inneneinrichterin durchschlägt und aktuell dabei ist, ein Restaurant zu eröffnen. Was Brooke nicht weiß: Tracy bringt all die gemeinsamen Abenteuer auf Papier, und verfasst für einen renommierten Literaturclub an ihrer Uni ein Porträt ihrer lebenslustigen, aber desillusionierten Freundin mit dem Titel “Mistress America”, das weniger schmeichelhaft ausfällt. Als Brookes Freund ihr die Finanzierung für das Restaurant entzieht und sie ausgerechnet bei ihrem reichen Ex-Freund und dessen Verlobter – ihrer ehemaligen besten Freundin – um Geld bitten muss, fliegt Tracys Verrat auf. Und weil die Eltern die Hochzeit absagen, verbindet die beiden Beinahe-Schwestern eigentlich nichts mehr.

Mistress America – Die Kritik

Abermals erzählen die Co-Autoren und Lebensgefährten Greta Gerwig und Noah Baumbach mit schwarzem Humor und rasanten Dialogen von Träumen und Enttäuschungen, von der Sehnsucht nach Anerkennung und menschlicher Nähe, vom hippen aber einsamen Großstadtleben und vom turbulenten, schmerzhaften Prozess des Erwachsenwerdens. In “Mistress America” ist dieser an kein Alter gebunden, muss sich neben der unsicheren Tracy doch auch die scheinbar toughe Brooke eindeutig erst finden.

Stand die “unfertige” Frances in “Frances Ha” exemplarisch für Endzwanzigerinnen, die die Uni mit vielen Träumen und wenig Perspektive verlassen, steht Brooke für die freiheitsliebenden, aber (finanziell) strauchelnden Kreativen, die “alles und zugleich nichts machen”, wie Tracy in ihrer Kurzgeschichte schreibt. Der 32-jährigen Gerwig scheint die Rolle wie auf den Leib geschrieben, sie verleiht Brooke eine ansteckende Lebensfreude und tiefer liegende Einsamkeit und wirkt glaubwürdig, wenn sie mit Nachdruck existenzielle Einsichten an nebensächliche Bemerkungen anschließt. “Müssen wir unsere Leben ständig dokumentieren?”, fragt sie einmal in eine Handy-Kamera, oder: “Ich muss alle negativen Menschen aus meinem Leben streichen.” Worte, denen sie selten Taten folgen lässt.

“Mistress America” ist dabei melancholischer und lustiger als “Frances Ha” zu gleich, auch wegen der skurrilen, ausgedehnten Ensembleszene in der zweiten Hälfte des Films. Gemeinsam mit Tracy, deren Schwarm Tony plus Freundin fällt Brooke kongenial im luxuriösen Haus der verklemmten Mamie-Claire und des schwerreichen Freigeists Dylan ein. Großartige Screwball-Momente und fantastische One-Liner reihen sich hier aneinander, während die Fassaden sämtlicher Beteiligten zu bröckeln beginnen. Ein konventionelles Happy End hat der Film nicht, entlässt den Zuseher aber doch auf einer hoffnungsvollen Note – und mit viel Zuneigung für seine Charaktere.

(APA)

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