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MedUni Wien-Experten appellieren in Don't Smoke-Causa auf Einhaltung des Nichtraucherschutzes

MedUni Wien-Experten drängen in der Causa Don't Smoke auf die Einhaltung des Nichtraucherschutzes.
MedUni Wien-Experten drängen in der Causa Don't Smoke auf die Einhaltung des Nichtraucherschutzes. ©APA/HERBERT NEUBAUER
MedUni Wien-Experten drängen in Bezug auf das Vorhaben der schwarz-blauen Regierung, das Gastro-Rauchverbot zu kippen, auf die Einhaltung des Nichtraucherschutzes. Sie machen deutlich, welche desaströsen Effekte das Rauchen auf die Gesundheit der Menschen hat.
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“Aus öffentlicher Verantwortung” müsse man auf den Nichtraucherschutz in Österreich drängen, sagte Rektor Markus Müller. Experten stellten dar, welch desaströse Effekte das Rauchen auf die Gesundheit hat. “Wir sehen immer wieder, dass das Rauchen sehr stark mit dem akuten Koronarsyndrom (instabile Angina pectoris, Herzinfarkt; Anm.) assoziiert ist. Gestern sind am AKH acht Herzinfarktpatienten behandelt worden. Alle haben geraucht”, sagte Christian Hengstenberg, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin II von AKH und MedUni Wien. Genauso sei das Rauchen wesentlicher Risikofaktor für Schlaganfälle, Atherosklerose von Schlagadern und Gefäßen der Beine. Alter, genetisch bedingt erhöhte Blutfettwerte oder Bluthochdruck seien nicht oder nur teilweise beeinflussbar, der Tabakkonsum aber sehr wohl.

MedUni Wien-Experten zeigen Folgen des Rauchens auf

Hengstenberg schilderte die Konsequenzen von strikten Tabakkonsum-Beschränkungen international: “Eine Begrenzung des Rauchens im öffentlichen Raum führt dazu, dass Nichtraucher geschützt werden und Raucher weniger rauchen.”

MedUni Wien-Rektor Markus Müller unterstrich die für die Gesundheit, Krankheit und Medizin generelle Bedeutung des Tabakkonsums: “Wir geben elf Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit aus. Aber was das Ergebnis betrifft, sind wir nicht an der Spitze. Insbesondere Frauen rauchen zu einem sehr hohen Anteil.” Es gebe de facto kein medizinisches Fachgebiet, das nicht mit den Raucherschäden beschäftigt sei – neben Kardiologie und Lungenheilkunde auf jeden Fall auch Urologie (Blasenkarzinom), HNO (Karzinome im Hals-Nasen-Ohren-Bereich), in der Zahnmedizin und auch in der Gynäkologie (Frühgeburten).

Experten drängen auf Nichtraucherschutz

Der Leiter der Klinischen Abteilung für Pulmologie von MedUni Wien und AKH, Marco Idzko, sagte: “Wir wissen, dass die dritthäufigste Todesursache weltweit die COPD (chronisch entzündliche Lungenerkrankung; Anm.) ist. 90 Prozent der Patienten in Europa haben die Erkrankung durch das Rauchen.” Der Tabakrauch lähme die Flimmerhärchen in den Bronchien, welche Schadstoffe abtransportieren sollen. “Beim Raucher und beim Passivraucher kommt es zu einer Ansammlung schädlicher Substanzen in der Lunge, zu chronischer Entzündung und zur Zerstörung von Lungengewebe.” Es sei “skandalös”, wenn man es im Gegensatz zu vielen Ländern der Welt in Österreich nicht schaffe, den Nichtraucherschutz umzusetzen.

Jugendschutz-Pläne der Regierung als “Heuchelei” abgetan

Der Wiener Umweltmediziner Manfred Neuberger wies darauf hin, dass vor kurzem erstmals in Österreich bei einer Kellnerin eine COPD-Erkrankung als Berufserkrankung anerkannt worden sei. Das sollte ein Signal für andere Geschädigte bis hin zu Lungenkrebspatienten sein, sich zu melden. Umgekehrt hätten die internationalen Erfahrungen gezeigt, dass es durch Rauchverbote zur Abnahme der Frühgeburten um zehn Prozent, der Aufnahme von Kindern wegen Asthmas in Spitäler um zehn bis 18 Prozent und zur Reduktion von stationären Aufnahmen wegen Lungenentzündungen um 14 bis 18 Prozent gekommen sei.

Die Pläne der Bundesregierung, den Jugendschutz zu verstärken, sind laut Neuberger schlichtweg “Heuchelei”. Die Anhebung der Altersgrenze für das Rauchen auf 18 Jahre hätten die Landesjugendreferenten bereits im März 2017 beschlossen. “Die Bundesregierung hat dazu nichts beigetragen”, sagte der Umweltmediziner. Beim “Mystery Shopping” in Tabaktrafiken und bei der Abschaffung der Zigarettenautomaten, bei denen sich Kinder und Jugendliche mit Zigaretten versorgten, habe die Regierung versagt.

1.000 Tote durch Passivrauchen in Österreich jährlich

Passivrauchen kostet laut einer Untersuchung von mehreren Forschungsinstitutionen Europas jährlich rund 1.000 Österreichern das Leben. Dies teilte die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG) am Montag mit. Die “Don’t smoke”-Initiative gegen den Plan der schwarz-blauen Regierung, das Gastro-Rauchverbot zu kippen, hat bereits rund 536.000 Unterstützungserklärungen gesammelt. “Lange galt Passivrauchen als ein zu vernachlässigender Faktor für das Mortalitätsrisiko, also für die Gefahr, daran zu sterben. Heute ist aber vollkommen klar: Der unfreiwillige Konsum von Tabakrauch ist nicht nur eine Belästigung für die Betroffenen, sondern kann für sie tödlich enden! In Österreich sind 1.029 Todesfälle pro Jahr auf das Passivrauchen zurückzuführen. Dies bedeutet: Es gibt jedes Jahr deutlich mehr Todesopfer durch Passivrauchen als durch Verkehrsunfälle!”, hieß es in einer Aussendung der ÖPG.

Einer Untersuchung des Cancer Research UK, der European Respiratory Society, des Institut National du Cancer und des European Heart Network zufolge sterben pro Jahr mehr als 1.000 Menschen in Österreich am Passivrauchen: Unterschieden werde in der Untersuchung in Passivrauchen zuhause – hierunter fällt, in den eigenen vier Wänden Rauch ausgesetzt zu sein ebenso wie der Besuch von Raucherlokalen – und Passivrauchen am Arbeitsplatz. Passivrauchen zuhause führe, so die Studie, bei 865 Menschen in Österreich zum Tod. Die Zahl von 180 Menschen, die in der Folge von Passivrauchen am Arbeitsplatz sterben würden, zeige, wie wichtig ein Rauchverbot in der Gastronomie allein schon für die dort Beschäftigten wäre.

536.000 Unterschriften für “Don’t smoke”-Initiative

Mittlerweile ist die Zahl der Unterstützungserklärungen für die “Don’t smoke”-Initiative der Wiener Ärztekammer, unterstützt durch andere Landes-Ärztekammern sowie Österreichischer Krebshilfe unter ihrem Präsidenten, dem Wiener Gynäkologen Paul Sevelda, bereits auf knapp 536.000 gestiegen. Die weiterhin starre Haltung der Bundesregierung, sich aufgrund des Koalitionsübereinkommens nicht zum notwendigen Nichtraucherschutzgesetz zu bekennen und dieses mit einem Initiativantrag zu verhindern, stehe aus Sicht der Initiatoren des Volksbegehrens “Don’t smoke” nicht im Einklang mit dem überwiegenden Willen der Bevölkerung, hieß es in einer Aussendung am Montag. “Jetzt erst recht”, betonten Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres und Krebshilfepräsident Paul Sevelda. Die Bevölkerung sei dazu aufgerufen, die “Bundesregierung daran zu erinnern, dass man nicht Politik gegen die eigene Bevölkerung machen dürfe.”

Zigarettenrauch in Bars belastet Kehlen und Augen

Die APA erhielt am Montag auch einen Offenen Brief des Professors für Öffentliche Gesundheit in Europa an der angesehenen London School of Hygiene & Tropical Medicine, Martin McKee. Darin schrieb er an Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ). Er, McKee, bewundere Wien für seine Schönheit, seine Kultur und die Oper, Österreich für die Schönheit der Berge und seine saubere Umwelt.

Dann merkt McKee allerdings an: “Es gibt da aber eine Sache in Österreich, das sehr unattraktiv ist. Das ist der Zigarettenrauch, der die Luft von so vielen Bars und Restaurants erfüllt. Er belastet unsere Kehlen und unsere Augen und lässt sich auf unserer Kleidung nieder. Er folgt uns, wenn wir in unser Hotelzimmer zurückkehren. Aber er (der Zigarettenrauch; Anm.) ist nicht nur unangenehm. Er ist gefährlich.” McKee gehe zumindest davon aus, dass Hartinger-Klein als Ministerin das Einkommen, die Lebensumstände und die Gesundheit der Österreicher schützen werde.

APA/Red.

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