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Matthias Hartmann vor Prozess: "Man hat mich gelegt"

Matthias Hartmann muss sich am Dienstag vor Gericht verantworten.
Matthias Hartmann muss sich am Dienstag vor Gericht verantworten. ©APA
Der ehemalige Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann, der sich ab Dienstag vor dem Arbeits- und Sozialgericht verantworten muss, ist "ein bisschen nervös". Dennoch hoffe er auch Gerechtigkeit, da man ihn gelegt habe, meint er in einem Interview mit der "Presse".
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“Man hat mich – wie man bei euch sagt – gelegt”, sagt Hartmann. “In dem Vertrag, den ich unterschrieben habe, steht, dass ich ein schuldenfreies Haus übernehme. Das war aber nicht der Fall. Es gab schon damals extrem hohe Schulden. Das belegen Aufsichtsratsprotokolle aus Juni und Oktober 2008, in denen diskutiert wird, wie man damit umgehen soll, dass die Burg eigentlich insolvent ist. Damals war übrigens auch Frau Bergmann im Aufsichtsrat anwesend.” Und der von Hartmann beigezogene Experte Peter Raddatz, heute kaufmännischer Geschäftsführer des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, ergänzt: “Die Eigentümer haben dich nicht über die wahren Vermögensverhältnisse des Theaters aufgeklärt, im Gegenteil: In ihrem Verhalten würde ich den Tatbestand der arglistigen Täuschung verwirklicht sehen.”

Hartmann beteuert seine Unschuld vor Prozess

Es sei keineswegs wahr, dass er Teil eines an der Burg etablierten Schwarzgeldsystems gewesen sei und davon auch profitiert habe. Er sei seiner steuerlichen Verpflichtung “längst in vollem Umfang nachgekommen”, sagt Hartmann. “Aber ich verstehe, dass Springer so tun will, als wäre die Steuersache das eigentliche Thema. Seine alt bewährte Methode ist: ‘Schießen wir auf die anderen, dann merkt niemand, was mein Problem ist.’ Wenn es ihm nicht mehr gelingt abzulenken, wird es für ihn gefährlich, und das weiß er. Aber ich bin nicht mehr bereit, das Spielfeld zu wechseln. Lange genug musste ich hören: ‘Wir müssen beide in einem Boot bleiben. Sonst fliegt alles auseinander.’ Ich habe mich dabei zunehmend unwohler gefühlt.”

Dass Ostermayer sich nicht auch von Holding-Chef Georg Springer getrennt habe, “darüber wundert sich die ganze Republik!”, sagt Hartmann. “Ich frage mich, ob der Kulturminister Springer deckt oder, ob Springer Ostermayer instrumentalisiert hat. Beides ist möglich.” In einem Rechtsgutachten, das seine Anwälte seit Kurzem kennen, werde Springer “schwer belastet. Ich frage mich, seit wann Ostermayer wusste, dass Springer quasi der Hauptbeschuldigte ist? Hat er womöglich gelogen?”

Grund für die Entlassung des Ex-Burgtheater-Direktors

“Die Presse” zitiert Anwalt Bernhard Hainz, der die Burg und die Bundestheater-Holding vertritt: “Eine Schuldenfreiheit der Burg ist vertraglich nicht zugesichert worden.” Der Grund für Hartmanns Entlassung habe nichts mit der Frage zu tun, ob er eine Steuererklärung so oder anders gemacht habe, “sondern, dass sich durch seine Selbstanzeige erwiesen hat, dass er das Schwarzgeldsystem von Silvia Stantejsky, der ehemaligen kaufmännischen Direktorin, nicht nur jahrelang gekannt hatte, sondern selbst daran beteiligt gewesen ist”.

Im  “Standard” wird berichtet, dass die interimistische Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann bei ihrem Ausscheiden als Vizedirektorin im Sommer 2010 ihre Abfertigung von vier Monatsgehältern über acht Monate verteilt erhalten und in dieser Zeit die (später entlassene) kaufmännische Geschäftsführerin des Burgtheaters, Sylvia Stantejsky, in künstlerischen Belangen beraten hatte. Über diese Abfertigung hinaus habe sie “keinen einzigen Cent bekommen”, sagte Bergmann im heutigen “Ö1-Klassik-Treffpunkt”.

(APA/Red)

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