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Mateschitz hilft Kurz fliegen

Gastkommentar von Johannes Huber rund um Red Bull-Chef Mateschitz
Gastkommentar von Johannes Huber rund um Red Bull-Chef Mateschitz ©APA
Gastkommentar von Johannes Huber. Der Multimilliardär wird wohl noch öfter von sich reden machen. Auch wenn eher kein Alpen-Trump oder gar -Berlusconi aus ihm werden wird.

Mit seinen Aussagen zum Wutbürgertum im Allgemeinen und der Willkommenskultur im Besonderen hat Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz ganz schön polarisiert: Die einen sind begeistert, die anderen empört. Die einen wünschen sich den 72-Jährigen ins Kanzleramt, die anderen ins Ausgedinge. Auffallend ist jedoch, dass entscheidende Passagen aus dem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ bei alledem untergegangen sind.

Erstens, der Mann hat angekündigt, dass er sich ab sofort politisch engagieren möchte. Bisher sind die wenigen Journalisten, die aufgrund seiner Zurückgezogenheit die Gelegenheit hatten, mit ihm persönlich zu reden, ja verzweifelt; er blieb ziemlich belanglos. Doch das soll sich wie gesagt ändern: „Ich habe mir nur versprochen, dass ich mit dieser allgemeinen Nörgelei aufhöre und die Dinge beim Namen nenne“, lässt er wissen. Zusatz: Zu tun habe das mit der Verantwortung eines mündigen und kritischen Bürgers.

Zweitens: Der Salzburger hat auch schon angedeutet, in wessen Sinne er sich politisch betätigen möchte. Die SPÖ, geschweige denn die Grünen, müssen sich diesbezüglich keine Hoffnungen machen. Sie wird er kaum unterstützen. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) respektiert er zwar, steht ihm gegenüber aber (noch) verhalten gegenüber: „Was er wirklich bewegen kann, wird er beweisen.“ Mateschitz’ Sympathien gehören vielmehr Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP): Dieser wirke „sehr intelligent, couragiert und charismatisch“. Und überhaupt: „Man kann seine Standpunkte weitestgehend teilen.“

Das wird unter diesen Umständen einen spannenden Nationalrats-Wahlkampf abgeben: Nicht, dass aus dem Red-Bull-Chef ein Alpen-Trump oder gar -Berlusconi werden wird (auch wenn er wie der Amerikaner eine Kampfansage an ein sogenanntes Establishment verkörpert und wie der Italiener über ein kleines Medienimperium verfügt). Als wohlwollender Pate aber könnte er Sebastian Kurz zum Kanzleramt verhelfen. Dafür jedenfalls ist die Zugkraft, die er hat, groß genug.

Dass er selbst wohl eher keine Partei gründet, um Österreich höchstpersönlich zum Beispiel von einer „Meinungsdiktatur der politisch Korrekten“ zu befreien, hat gute Gründe: Zunächst einmal kommt er mit seinen Botschaften ein bisschen spät. Von der „Willkommenskultur“, die er anprangert, traut sich ohnehin schon lange niemand mehr zu reden. Auch SPÖ und ÖVP arbeiten vielmehr im Sinne der Freiheitlichen dagegen. Also braucht es keine vierte Partei mehr dazu bzw. ist es wirkungsvoller, dem vermeintlich besten Vertreter aus diesen Reihen Flügel zu verleihen: Sebastian Kurz.

Abgesehen davon gibt es für Mateschitz zu abschreckende Beispiele, was eine eigene Liste betrifft: Superreiche Unternehmer sind als Möchtegernpolitiker eben erst grandios gescheitert. Die Rede ist von Richard Lugner und Frank Stronach. Ihnen ist zum Verhängnis geworden, dass sie geglaubt haben, man könne eine Republik wie ein Unternehmen führen. Das sind jedoch zwei grundverschiedene Dinge: Selbst als Regierungschef kann man nicht alleine anschaffen, wie man will, sondern muss immer wieder aufs Neue um Mehrheiten im Parlament und bei den Wählern kämpfen. Was im Übrigen auch der mächtigste Mann der Welt gerade lernt, US-Präsident Donald Trump nämlich: Trotz republikanischer Dominanz im Kapitol hat er im dortigen Parlament noch nichts durchgebracht; selbst den eigenen Leuten läuft sein Diktat nämlich zuwider.

Johannes Huber betreibt die Seite dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik.

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