An der Schlägerei waren zumindest 30 Afghanen beteiligt, die im Unterschied zu den rund 25 Tschetschenen bewaffnet zu dem Treffen vor dem Jugendzentrum “Base 20” in der Engerthstraße erschienen. Die Afghanen gingen mit Messern, Holzprügeln, Eisenstangen, Schraubenziehern, Ketten und Schlagringen auf die Gegner los. Sieben junge Tschetschenen, die sich nur mit ihren Fäusten und Fußtritten wehren konnten, blieben teilweise schwer verletzt liegen.
Überleben aller Jugendlichen grenzt an ein Wunder
Dass alle mit dem Leben davonkamen, grenzt fast an ein Wunder, wenn man sich die Befunde des Gerichtsmediziners vergegenwärtigt. Ein 18-jähriger Tschetschene ging demnach nach Messerstichen in den Brustkorb, in den Bauch und in die Leiste zu Boden. Er überlebte dank einer im UKH Meidling durchgeführten Notoperation. Einem 15-Jährigen wurde ebenfalls in die Brust gestochen, einem 17-Jährigen ins Gesäß, wobei der Stichkanal bis zur Beckenschaufel führte und Schlagaderäste verletzte. Ein weiterer Jugendlicher kassierte einen Stich in den Rücken, wobei dieser knapp die Wirbelsäule verfehlte, und zusätzlich einen ins Gesäß.
Vorangegangen war der Schlägerei eine Facebook-Eintragung eines 16-jährigen Afghanen, der am Vortag einen Tschetschenen beschimpft und beleidigt hatte. Am nächsten Abend trafen sich die zwei Kontrahenten mit Verstärkung zunächst in der Nähe der U6-Station Handelskai, wo es zu ersten tumultartigen Auseinandersetzungen kam. Ein paar Stunden später kam es vor dem Jugendzentrum zum Showdown, wobei beide Gruppen mittlerweile weiter angewachsen waren. Die Tschetschenen, die dazu noch in der Lage waren, flüchteten am Ende ins Jugendzentrum.
Nach Rauferei in Wien-Brigittenau: Elf Jugendliche angeklagt
Die von Betreuern der Einrichtung und Anrainern alarmierte Polizei nahm in der Nähe des Tatorts sechs Verdächtige fest. Im Zuge der Ermittlungen konnten fünf weitere Burschen ausgeforscht werden. Jene drei Afghanen, die zugestochen und für die schweren Verletzungen verantwortlich sein sollen, wurden in U-Haft genommen. Ihnen wirft Staatsanwalt Leopold Bien absichtliche schwere Körperverletzung vor. Allen elf Angeklagten legt er schwere gemeinschaftliche Gewalt zur Last. Die Burschen – mit Leonhard Kregjck und Andreas Strobl haben sie einige prominente Verteidiger zur Seite – haben sich bisher durchwegs nicht geständig gezeigt.
Die Anklage ist mittlerweile rechtskräftig. Der auf vier Tage anberaumte Prozess startet am 14. Oktober, wobei die Verhandlung aus Platzgründen im Großen Schwurgerichtssaal stattfindet. Die Urteile sollen Mitte November fallen.
(apa/red)