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Massaker in Orlando: Was weiß man bisher - und was nicht?

Nach dem Massaker in Orlando gingen die Leute auf die Straße.
Nach dem Massaker in Orlando gingen die Leute auf die Straße. ©APA/AFP/LAURA BUCKMAN
50 Tote, 53 Verletzte: Was sich im Homosexuellen-Klub "Pulse" in Orlando über Stunden abgespielt hat, ist eine Tragödie. Die Einzelheiten des Massakers werden erst allmählich deutlich. Ein so folgenschweres Verbrechen eines einzelnen Täters hat es in den USA noch nie gegeben.
50 Tote bei Massaker
Trauer in Orlando
Massaker in Orlando

Was macht diese Gewalttat so besonders?

Orlando geht nicht nur als schlimmstes “mass shooting” in die Geschichte der USA ein. Das Massaker hat auch ungewöhnlich viele Dimensionen: Es geht möglicherweise um Islamismus, vielleicht auch um internationalen Terrorismus, in jedem Fall um Waffengesetze sowie um die Akzeptanz von Schwulen, Lesben und anderen sexuellen Minderheiten in den USA.

Was genau ist in dem Homosexuellen-Klub passiert, wie konnten so viele Menschen sterben?

Das ist noch nicht klar. Man muss sich das “Pulse” anders als den Konzertsaal “Bataclan”, einen der Pariser Anschlagsorte, nicht als Halle mit einer Bühne vorstellen, sondern als recht verzweigtes Gebäude mit vielen Räumen. Der Täter nahm dort Geiseln. Ob die Polizei früher hätte stürmen können, muss noch geklärt werden. Auch viele Stunden nach der Tat lief noch die Bergung weiterer Opfer. Es muss ein entsetzliches Chaos gewesen sein.

War der Täter ein Islamist?

Das weiß man nicht. Der Todesschütze Omar M. soll sich bei der Polizei im Zusammenhang mit den Schüssen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt haben. Der IS reklamiert die Tat offenbar für sich. Vater und Ex-Frau beschreiben M. als nicht sehr religiös, aber psychisch labil und gewalttätig. Er stand auf keiner Terrorliste und war laut FBI nicht aktuell unter Beobachtung.

Wie kam M. an die Waffen?

Es heißt, er habe sie wenige Tage vor der Tat völlig legal erworben. Das ist deswegen bemerkenswert, weil M. in den vergangenen Jahren bereits zweimal in Berührung mit dem FBI kam. Einmal sei es auch um einen islamistischen Hintergrund gegangen, aber nur ganz am Rande. Der Erwerb eines Sturmgewehrs, wie es der Täter benutzte, war früher verboten, ist es aber nicht mehr. M.s Arbeitgeber, ein Sicherheitsdienstleister, sagt: Das Tragen einer Waffe gehörte bei seinem Angestellten zum Alltag.

Warum wurde ausgerechnet der Club “Pulse” das Ziel?

Auch das ist noch nicht klar. M. fuhr immerhin 170 Kilometer weit mit einem Mietwagen zu seinem Ziel. Was ihn ausgerechnet dorthin trieb: offen.

Wird diese entsetzliche Tat auch Thema im US-Präsidentschaftswahlkampf?

Ja, das ist sie schon jetzt. Als noch überhaupt nicht klar war, was eigentlich genau passiert ist, setzte der Republikaner Donald Trump bereits die ersten Tweets ab, stellte einen islamistischen Zusammenhang her. Um diese Äußerungen entspann sich ein heftiger Streit auf Twitter. Unabhängig davon reagierten auch seine demokratischen Rivalen Hillary Clinton und Bernie Sanders sowie viel politische Prominenz. Später forderte Trump Obamas Rücktritt und Clintons Wahlkampfausstieg, weil beide sich geweigert hätten, die Wörter “radikaler Islam” zu benutzen.

(APA)

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