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Marko Zinks fotografische Tragödien

Wien/Montafon - So richtig kann Marko Zink noch nicht fassen, was derzeit mit ihm passiert. Erst seit zwei Jahren arbeitet der junge in Wien lebende Montafoner an einer professionellen Kunstkarriere.

Mit Michaela Stock in Wien und Lisi Hämmerle in Bregenz hat er bereits zwei Galerien an beiden Enden Österreichs, seine Soloshow bei der Kunstmesse Viennafair punktete mit ausgezeichneten Verkäufen und gefiel auch der Prominenz, und nun ziert eines seiner Fotos auch noch den Katalog zum Monat der Fotografie.

Die Fotos seiner “Tragödien” genannten Serie mit analogen Panoramafotos werden ab 5. November in der Galerie Michaela Stock in der Schleifmühlgasse gezeigt. Am 6. November eröffnet im “Salon Wien” eine kleine Ausstellung mit jenen “Schwimmer”-Fotos, die auf der Kunstmesse Furore machten. Im Rahmen der ViennaArtWeek wird schließlich am 20. November ein im Luftschacht Verlag erscheinender Werkkatalog Zinks (“Blinde Flecke”) präsentiert.

Zink, der auch als Autor aktiv ist, studierte in Wien Germanistik, Publizistik und Kunstgeschichte, absolvierte die Schule für künstlerische Fotografie unter der Leitung von Friedl Kubelka und die Klasse für Kunst und Fotografie an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Seine Bilder scheinen geheimnisvolle Erzählungen mit fotografischen Mitteln zu sein. In der 2004 gestarteten Serie “Schwimmer” führen Kleidungsstücke, Schuhe, Gebrauchs- oder Schmuckgegenstände ein geheimnisvolles Leben als Wasserwesen, denen die Kamera unter Wasser mit dem Blick eines Tauchers begegnet. Für “Tragödien” irrlichtern einsame, nackte Menschen mit Tiermasken durch Breitwand-Landschaften, die in seltsames Licht getaucht sind. Zink sorgt mit spezieller Bearbeitung und Behandlung seines analogen Filmmaterials und mit durchdachten Inszenierungen für eine ganz spezielle Atmosphäre, die breite Gedankenräume und Assoziationsfelder eröffnen.

“Wir schauen in den Wald hinein, und es hallt etwas zurück, das wir nicht sind, das wir aber als uns hätten erkennen können”, heißt es etwa in einem Text, den Elfriede Jelinek zu der “Tragödien: Im Wald”-Serie geschrieben hat. “In großer Bedürftigkeit verbergen sich die Körper hinter den Bäumen, aber die Körper sind irgendwie anders, sie sind anders als die vorherigen, die man aber auch nicht wirklich hatte. Sind das Tiere? Nein, das sind wire (sic!), aber mit Einsprengsel von Tiere.” Jelineks Text wird, aufgenommen von ihr selbst, in der Galerie Stock die Tonspur zu den Fotos bilden. “Der Text ist Segen und Fluch zugleich”, lacht Marko Zink im APA-Gespräch. Einerseits bringe er vermutlich auch Menschen, die sich sonst nicht dafür interessierten, in Kontakt mit seiner Arbeit, andererseits ziehe er auch Aufmerksamkeit von den Fotos ab. Über Jelineks Preisreden hat Zink seine Diplomarbeit verfasst, 2004 gelang es ihm, die Dichterin zur Mitarbeit an einem Selbstporträt-Fotoprojekt zu überreden. Wenige Monate später erhielt sie den Nobelpreis.

Fluch und Segen zugleich dürfte auch der Monat der Fotografie sein, bei dem man als Fotokünstler enorme Konkurrenz bekommt. “Wir hoffen, dass sich Qualität durchsetzen wird”, sagt Michaela Stock, die erst von der Viennafair-Jury zur Solopräsentation von Marko Zink überredet wurde. “Fotografie in Österreich zu verkaufen ist generell nicht so einfach.” Auch die rege Nachfrage nach Fotos von Zink, die bei Formaten von 140 x 60 cm bis 180 x 70 cm zwischen 2.800 und 3.600 Euro kosten (wovon dem Künstler nach Abzug aller Unkosten nur ein Bruchteil bleibt), kann vorerst nicht verhindern, dass man den Künstler nicht nur auf Vernissagen, sondern auch bei AMS-Kursen treffen kann. “Bei der Vorstellungsrunde waren manche andere Kursteilnehmer, die meinen Namen kannten, ganz überrascht: Was machst denn du hier? Wir dachten, du hättest sicher einen Porsche vor der Haustür stehen…”

Mit Porsches, namentlich mit den Porsche-Skulpturen des Vorarlberger Künstlers Gottfried Bechtold, hat man jedenfalls in der Galerie Lisi Hämmerle Erfahrung. Dort wird man im kommenden Jahr die nächste Serie von Marko Zink zeigen: Im leerstehenden ehemaligen Kurhotel Schruns hat er mit seiner Schwester Isabelle als Fotomodell Aufnahmen der mysteriösen, morbiden Hotelatmosphäre gemacht. Zwei erste Resultate werden vermutlich als Projektionen im Untergeschoß der Galerie Stock zu sehen sein.

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