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Malaysisches Flugzeug über der Ukraine abgeschossen

©AP
Bei dem Crash der malaysischen Passagiermaschine in der Ostukraine wurden mehr als 300 Personen getötet. Das berichtete die Agentur Interfax unter Berufung auf den Berater des ukrainischen Innenministers. Demnach sollen sich unter den 300 Personen auch 23 US-Amerikaner befinden.

Nach Berichten niederländischer Medien sollen auch Dutzende niederländische Passagiere an Bord des Fluges von Amsterdam nach Kuala Lumpur gewesen sein. Der Reiseveranstalter D-Reizen teilte mit, dass 25 Niederländer über ihn den Flug gebucht hatten. Der Veranstalter WTC schätzte, dass bei ihm etwa 20 bis 30 Niederländer den Flug gebucht hatten.

Ob sich auch Österreicher an Bord der Maschine befanden, war vorerst unklar. Das Außenministerium in Wien war für die APA am Donnerstagabend vorerst nicht erreichbar.

Es handelt sich um den Flug MH17 der Malaysia Airlines auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur. Auf dem abgestürzten Verkehrsflugzeug waren 295 Menschen an Bord, 280 Passagiere und 15 Crew-Mitglieder. Damit ist erneut ein Flugzeug dieser Fluglinie betroffen – Flug MH370 verschwand vor vier Monaten spurlos über dem Indischen Ozean.

Absturzstelle von MH17 lokalisiert

Die Boeing 777 sei auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur in rund zehn Kilometer Höhe unterwegs gewesen. Sie sei von einer Rakete des Systems Buk M1 getroffen worden.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

In Kiew warf Präsident Petro Poroschenko den Separatisten vor, die Maschine MH17 der Malaysia Airlines abgeschossen zu haben – wie zuletzt mehrere ukrainische Militärflugzeuge. Die ukrainische Luftwaffe habe mit der Tragödie auf keinen Fall etwas zu tun, teilte er mit. Poroschenko richtete eine Untersuchungskommission ein, zu der auch internationale Experten, darunter aus den Niederlanden und Malaysia eingeladen wurden. Auch Ministerpräsident Arseni Jazenjuk sprach von einer Katastrophe und ordnete eine Untersuchung an.

Nach Angaben des Beraters des Innenminsters Arsen Awakow wurde die Maschine von einer Rakete aus einem Buk-Flugabwehrsystem getroffen. Das in den 80er-Jahren von sowjetischen Militärs entwickelte Lenkwaffen-System kann Ziele in Höhen bis zu 25.000 Metern treffen.

Die prorussischen Kräfte gaben sofort an, sie besäßen keine Waffensysteme, um Maschinen in dieser Höhe abzuschießen. Sie warfen den ukrainischen Streitkräften den Abschuss vor. Die Boeing 777 sei nahe der Großstadt Donezk abgestürzt, sagte der selbst ernannte Premierminister der nicht anerkannten “Volksrepublik”, Alexander Borodaj. Die Aufständischen hätten keine Abwehrwaffen, um Maschinen in einer Höhe von 10.000 Metern abzuschießen. Es handle sich um eine “Provokation” der ukrainischen Luftwaffe. Allerdings gab die “Volksrepublik” am 29. Juni gegenüber der russischen Agentur Itar-Tass noch an, im Besitz von Raketen und Startern dieses Typs zu sein.

Zweifel an Abschuss

Die malaysische Regierung bezweifelte, dass die Maschine überhaupt abgeschossen wurde. “Wir haben keine Bestätigung für einen Abschuss!”, schrieb Verteidigungsminister Hishamuddin Hussein auf dem Internet-Kurznachrichtendienst Twitter. “Unser Militär wurde angewiesen, dies zu untersuchen.” Auch der US-Flugzeugbauer Boeing wollte dem Unglück nachgehen. “Uns sind die Berichte über MH17 bekannt”, schrieb der Hersteller ebenfalls auf Twitter. “Wir sammeln weitere Informationen”, hieß es.

Die Boeing 777 wurde Berichten zufolge in der Nähe der ostukrainischen Unruheregion Donzek, bei der Ortschaft Schachtarsk abgeschossen. Die Maschine war in Amsterdam abgeflogen und unterwegs nach Kuala Lumpur. Auf öffentlich zugänglichen Flugbeobachtungsdiensten war das Flugzeug nicht mehr zu sehen – die Verbindung verlor sich in der Nähe zu Russland, aber noch auf ukrainischem Territorium, wie Malaysia Airlines via Twitter mitteilte.

Vermutlich alle Passagiere tot

Ob alle Insassen des Fluges MH17 ums Leben kamen, war vorerst unklar. “Die Zahl der Toten ist noch nicht bekannt”, hieß es in einer Erklärung der Behörden. An Bord der Maschine befanden sich insgesamt 295 Personen, 280 Passagiere und 15 Crew-Mitglieder, wie die Fluggesellschaft bestätigte. Ein Reuters-Korrespondent berichtete in der 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegenden Ortschaft Grabowo von Flugzeugwrackteilen und Leichen am Boden. Das Zivilschutzministerium berichtete auf seiner Internetseite, im Umkreis von 15 Kilometern lägen Leichenteile verstreut.

In der betroffenen Region gibt es seit Monaten schwere Gefechte. Die Separatisten hatten zuletzt mehrfach zugegeben, ukrainische Kampfjets, Transportmaschinen und mehrere Hubschrauber abgeschossen zu haben.

Reporter wollen ein solches Startfahrzeug am Donnerstagmorgen nahe der Stadt Snizhne im Osten der Ukraine gesehen haben, also im Bereich der vermuteten Absturzstelle.

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Fluglinie bestätigt Kontaktverlust

“The Aviation Herald” berichtete von 280 Passagieren und 15 Crewmitgliedern, die sich an Bord befunden haben. Das Signal wurde nahe Donetsk in der Ukraine verloren. Brennende Wrackteile sollen laut Interfax lokalisiert worden sein. Malaysia Airlines bestätigte via Twitter, den Kontakt zu Flug MH17 verloren zu haben. Die letzte bekannte Position der Maschine lag demnach im ukrainischen Luftraum.

Bereits mehrere Kampfjets abgeschossen

In der Ostukraine finden seit Wochen erbitterte Kämpfe zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischen Regierungssoldaten statt. Im Zuge dessen werden auch Raketen verwendet. Auch mehrere Kampfflugzeuge sind bereits abgeschossen worden.

Erst am Donnerstagvormittag warf die Ukraine Russland vor, ein russischer Kampfjet habe ein ukrainisches Kampfflugzeug über eigenem Territorium abgeschossen. (red/APA)

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