Der südafrikanische Regisseur Brett Baily – bereits ein Stammgast bei den Wiener Festwochen – verlegt seinen “Macbeth” vom Schottland des 11. Jahrhunderts in den Kongo unserer Zeit. Der Feldherr mutiert zum Milizenführer, die Hexen sind Vertreter des internationalen Multis Hexakon. Noch dazu hat Bailey das Werk um knapp die Hälfte gekürzt und fokussiert ganz auf Macbeth und seine Lady, die auf einer kleinen Schachbrettbühne als Hauptspielort mit der Macht und der Gewalt hadern. Währenddessen dient eine Leinwand im Hintergrund als Projektionsfläche für Animationen und treibt via eingeblendeten Pressemeldungen die Handlungsstränge voran.
“Macbeth” in ungewohntem Setting
All dies geht erstaunlich schlüssig, geschmeidig und erhellend auf. Die Entfremdung vom ursprünglichen Setting lässt diesen “Macbeth” wieder zu sich rücken, legt den eigentlich Kern abseits aller Patina frei. Dazu tragen auch die vom Regisseur selbst verantworteten Übertitel in der heutigen Diktion bei, obgleich das Libretto der Verdi-Oper an sich unverändert übernommen wurde. So finden sich Ausdrücke wie “Fuck!” im Dialog, während die lakonische Reaktion von Banquo und Macbeth auf die Prophezeiung der Hexen “Echt irre!” lautet.
Ein Kondensat Verdis bei den Wiener Festwochen
Neben dem Freilegen des konzentrierten Kerns der Geschichte hat der belgische Komponist Fabrizio Cassol auch auf musikalischer Ebene ein Kondensat Verdis geschaffen. Das auf ein Dutzend Musiker eingedampfte Orchester legt einen rhythmusgetriebenen “Macbeth” hin, dass es eine wahre Freude ist. Owen Metsileng als Macbeth und Nobulumko Mngxekeza als seine Gattin überzeugten dabei mit dunkelwarmer Färbung. Dass nicht immer jeder Ton perfekt intoniert ist, ist da zweitrangig.
Alles in allem ein konzentrierter Abend, der die Universalität mancher Kunstwerke zeigt, die zeiten- und kulturübergreifende Gültigkeit besitzen. Dieser Blick auf “Macbeth” ist frisch und unverstellt. So macht Blutbad Spaß. Weitere Aufführungen am 25., 27. und 28. Mai.
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