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Lukic-Brüder: Lange Haftstrafen für Visegrad-Morde

Für brutale Massenmorde an Bosniaken (Muslimen) während des Bosnien-Krieges (1992-1995) hat das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im früheren Jugoslawien (ICTY) am Montag zwei bosnische Serben zu lebenslanger bzw. 30 Jahren Haft verurteilt.
Der ehemalige Anführer der berüchtigten serbischen Milizen “Weiße Adler” und “Rächer” Milan Lukic (41) erhielt lebenslange Haft, sein Cousin Sredoje (48) kam mit 30 Jahren Haft davon.

Das Gericht befand, die Anklage habe zweifelsfrei bewiesen, dass die Verurteilten am 14. Juni 1992 an der Ermordung von 70 Frauen, Kindern und Greisen direkt beteiligt waren. Im ostbosnischen Visegrad wurden die Opfer in ein Haus gesperrt, das anschließend in Brand gesetzt wurde. Wer versuchte, sich durch ein Fenster zu retten, wurde erschossen. Zwei Wochen danach wurden auch in der Ortschaft Bikavac rund 70 Personen in ein Gebäude gesperrt, das anschließend gesprengt wurde. Mindestens 60 Menschen starben.

Ihre Verbrechen seien durch ihre Brutalität und Rücksichtslosigkeit selbst im von Kriegen gezeichneten ausgehenden 20. Jahrhundert hervorgestochen, erklärte der Richter. Alibis, die Zeugen der Verteidigung den Beschuldigten geliefert hatten, nannte er “zynisch”. Die “Skrupellosigkeit der Verbrechen” wurde nach Ansicht des Anklägers, der für beide Angeklagten lebenslang gefordert hatte, nur noch vom Massaker von Srebrenica übertroffen. In der ostbosnischen UNO-Schutzzone ermordeten bosnisch-serbischen Truppen im Sommer 1995 rund 8.000 Bosniaken.

Der im August 2005 in Argentinien festgenommene Milan Lukic wurde zudem für schuldig befunden, Bosniaken am Ufer des Flusses Drina erschossen zu haben. Das Gericht sah auch die Mitwirkung beider Männer bei der Verprügelung gefangener Bosniaken in der einstigen jugoslawischen Kaserne Uzamnica als erwiesen an. Das Gerichtsverfahren vor dem UNO-Tribunal dauerte ein Jahr.

In Serbien war Milan Lukic vor vier Jahren in Abwesenheit zu einer 20-jährigen Haftstrafe wegen Mordes an 17 Bosniaken verurteilt worden, die im Oktober 1993 in Serbien entführt und später unweit von Visegrad ermordet worden waren. Sredoje hatte sich nach Festnahme seines Cousins den Behörden im bosnischen Landesteil Republika Srpska gestellt.

Die Cousins hätten eine der “brutalsten Kampagnen ethnischer Säuberung” durchgeführt und bis Oktober 1994 “Hunderte Verbrechen an Muslimen” begangen, hatte Tribunals-Ankläger Dermott Groome zu Beginn des Gerichtsverfahrens im Vorjahr gesagt. Die Kleinstadt Visegrad habe “traurige Berühmtheit als zweites Srebrenica” erlangt, so die Anklage.

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