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"Lucky"-Regisseur John Carroll Lynch zur Viennale und Harry Dean Stanton

Mit zahlreichen Parallelen zu Ereignissen rund um die 55. Viennale eröffnete das Regiedebüt von John Carroll Lynch, "Lucky", das Filmfestival in Wien.
Kritik zu "Lucky"
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“Dieses Festival wird es so lange geben, so lange Schildkröten leben”, prophezeite Lynch. Schließlich steht die Viennale heuer noch ganz unter dem Eindruck des plötzlichen Todes von Langzeitdirektor Hans Hurch, der im Juli überraschend einem Herzversagen erlegen war.

“Lucky”-Regisseur Lynch zur Viennale 2017

Insofern hätte man wohl keinen passenderen Eröffnungsfilm als Lynchs “Lucky” finden können, mit dem der Neo-Regisseur dem erst am 15. September verstorbenen Charakterdarsteller Harry Dean Stanton ein filmisches Denkmal setzt.

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“Er ist weg, wir sind hier, lasst uns Spaß haben”

“Harry hat den Film nie gesehen – er wollte auf die Vorführung im Kino warten”, bedauerte Lynch. Das sei eine Parallele zu Hans Hurch, der die heurige Festivalausgabe nicht mehr erlebt habe. Dennoch gehe der Samen, den der Festivalleiter gesät habe, auf: “In dieser Veranstaltung oder einer anderen wird jemand entscheiden, dass er so ein Festival machen möchte.” Deshalb könne er nur auf Harry Dean Stantons Philosophie als Lucky verweisen: “Er ist weg, wir sind hier, lasst uns Spaß haben.” Der beim Dreh beinahe 90-Jährige spielt in “Lucky” die Titelfigur, die sich erstmals in ihrem Leben mit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzt. Man habe die Dreharbeiten damals in Rekordzeit abgeschlossen, eine Woche vor Stantons 90. Geburtstag, erinnerte sich Lynch vor der Projektion des Films an den Dreh: “Wenn Dein Hauptdarsteller 90 Jahre alt ist, arbeitest du schnell.”

Lynch, der bis dato selbst ausschließlich als Schauspieler im Kino zu sehen war, stellte dabei das alte Stanton-Diktum in Abrede, dass dieser über die Jahrzehnte hinweg immer nur sich selbst gespielt habe: “Ich weiß, dass er in Interviews immer gesagt hat, dass er seit 40 Jahren stets Harry Dean Stanton spielt – ich habe das immer für Mist gehalten.” Man müsse sich nur das Oeuvre des Künstlers anschauen, das solche Perlen wie Wim Wenders’ “Paris, Texas” beinhaltet. “Das Spektrum seines Harry-Dean-Stanton-Seins war also relativ breit”, so Lynch, der angesichts des kürzlichen Todes seines Hauptdarstellers mit den Tränen zu kämpfen hatte.

“Ich versuche künftig, meine Klappe öfters zu halten, wenn ich Schauspieler bin”

Dass neben Stanton auch Kultregisseur David Lynch eine Rolle in “Lucky” spielt, sei zwar kein Zufall, aber nicht auf irgendein Verwandtschaftsverhältnis mit ihm zurückzuführen, unterstrich John Carroll Lynch: “Wenn David Lynch mein Vater gewesen wäre, glauben Sie, ich hätte 54 Jahre auf mein Regiedebüt warten müssen?!” Er habe aber auch als Schauspieler viel von dem großen Künstler David Lynch gelernt: “Er kam als der Schauspieler, mit dem er selbst wohl immer gerne gearbeitet hätte. Und er hat seine Klappe gehalten.” Das sei für ihn eine gute Lektion gewesen: “Ich versuche künftig, meine Klappe öfters zu halten, wenn ich Schauspieler bin.” Schließlich wolle er in Zukunft zwar immer wieder auch als Regisseur arbeiten: “Aber das wird mich nicht vom Schauspielern abhalten – das macht mir zu viel Spaß.”

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(APA / Red. / Bild: Viennale 2017, Alexi Pelekanos)

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