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Love & Friendship - Kritik und Trailer zum Film

Die jung verwitwete Lady Susan Vernon scheut vor keiner Intrige zurück. Schließlich muss sie ihr Auskommen sichern - und das ihrer Tochter Frederica. Die soll deshalb unbedingt eine gute Partie machen. Doch zu Lady Susans Ungemach sträubt sich das schüchterne Mädchen, den reichen Junggesellen Sir James Martin zu heiraten. Denn der Auserwählte gilt gemeinhin als ausgesprochener Hohlkopf.

In Whit Stillmans Debütfilm “Metropolitan” (1990) erzählte der US-Regisseur eine Sozialsatire von Liebe und Freundschaft über eine Gruppe von Yuppies in New York, die nicht realisierten, wie lächerlich sie sind. Mit “Love & Friendship”, Stillmans Adaption einer Jane Austen-Novelle, befördert er die Geschichte quasi ins England des 18. Jahrhunderts. Es könnte den gemeinen Jane Austen-Fan verwirren.

Love & Friendship: Kurzinhalt

In dem am Donnerstag im Kino anlaufenden Film spielt die britische Schauspielerin Kate Beckinsale Lady Susan Vernon, die kurz nach dem Ableben ihres Mannes auf der Suche nach einer neuen Partie ist – zum Zwecke der Wohlstandsabsicherung versteht sich. Sie sucht einen Gatten für sich und ihre heiratsfähige Tochter Frederica (Morfydd Clark). Und sie hat bereits Ziele ausgemacht: Sie will Frederica an den wohlhabenden Sir James Martin (der großartige Tom Bennett) verheiraten, einen gutherzigen Dummkopf, der von grünen Erbsen fasziniert ist. Lady Susan selbst hat ein Auge auf den hübschen Bruder (Xavier Samuel) ihrer Schwägerin (Emma Greenwell) geworfen. Gleichzeitig unterhält sie eine Affäre mit einem unglücklich verheirateten Lord.

In ihren Plänen unterstützt wird sie von ihrer Freundin Alicia Johnson (Chloë Sevigny), einer Amerikanerin, die auf den baldigen Tod ihres Ehemanns (Stephen Fry) hofft. Es gibt so viele knifflige Beziehungen hier, dass Stillman schelmische Titelkarten zu Beginn anbietet, um seine Charaktere vorzustellen: als “göttlich attraktiver Mann” oder “heiratswürdige jüngere Schwester”. Und weil dies eine Geschichte von Jane Austen ist, werden Briefe gelesen, Klatsch und Tratsch verbreitet und lange, sehr lange Spaziergänge in englischen Gärten unternommen.

Von Lizzie Bennet über Fanny Price bis Elinor Dashwood sind Austens Heldinnen immer clever darin gewesen, die soziale Ordnung zu ihren Gunsten zu unterwandern. Aber keine von ihnen gleicht Lady Susan, einer Meisterin der Manipulation. Sie ist eine ungewöhnliche Heldin im Oeuvre der britischen Autorin, weil sie nicht im entferntesten moralisch integer und nicht heroisch im traditionellen Sinn ist. Sie ist eine nur wenig liebevolle Mutter, die Dinge sagt wie: “Kinder. Natürlich, wenn sie klein sind, gibt es eine Süße, die die Schrecklichkeit kompensiert, die danach kommt!” Lady Susan ist eine moderne Antiheldin, die in jedem anderen Austen-Roman die böse Großtante spielen würde. “Bekommt diese Frau immer, was sie will?”, möchte jemand an einer Stelle wissen. Die Antwort auf diese Frage lautet: Ja, für gewöhnlich schon, aber der Subtext hier ist natürlich, dass die englische Etikette Lady Susan dazu nötigt, auf alle ihre Mätzchen zurückgreifen, um zu überleben.

Die Kritik zum Film

Es ist eine rege Freude, Kate Beckinsale zur Abwechslung einmal nicht als die Vampir-Amazone zu sehen, die sie in der “Underworld”-Reihe spielt. In “Love & Friendship” ist sie bezaubernd kokett, aber ein wenig mehr Mimik würde ihr gut stehen. Ende der 90er-Jahre spielte sie im Fernsehen die Hauptrolle in Austens “Emma” und es ist schade, dass die 43-jährige Britin heute, 20 Jahre später, weder Lachfalten an den Augenrändern noch Sorgenfalten auf der Stirn hat.

“Lady Susan” ist ein frühes Werk von Austen, das vermutlich Mitte der 1770er als eine Reihe von Briefen geschrieben und erst 1871, lange nach ihrem Tod, veröffentlicht wurde. In vielerlei Hinsicht ist leicht zu verstehen, warum die Autorin das Manuskript nie freigab und Filmemacher bisher die Finger davon ließen: Es gibt wenig Handlung und man kann Menschen, die im Kreis spazieren, nur so lange zusehen, bis es irgendwann anstrengend wird. Whitmans Drehbuch beinhaltet tadellose Witze und urkomische Screwball-Momente, aber die hohe Geschwindigkeit des Dialogs verhindert, dass man sie alle versteht. Visuell ist “Love & Friendship” einer typischen Austen-Verfilmung wie Joe Wrights “Stolz und Vorurteil” nicht unähnlich, aber der gemeine Austen-Purist sei gewarnt: Die ganze Sache hat mehr als nur einen Anflug von Anti-Romantik.

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(APA)

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