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Louder Than Bombs - Trailer und Kritik zum Film

Die Entfremdung ist vom Anfang an zu spüren: Als Jonah (Jesse Eisenberg) am Krankenhausbett seiner Frau steht, die gerade das gemeinsame Kind zur Welt gebracht hat, ist da etwas seltsam Distanziertes, Tranceartiges.

Jonah ist eines der drei Familienmitglieder in Joachim Triers Drama “Louder Than Bombs”, die als Fragmente agieren, die sich doch nie so recht zusammenfügen. Ab Freitag im Kino.

Louder Than Bombs – Die Geschichte

Auslöser, dass sich diese Figuren plötzlich neu miteinander auseinandersetzen und sich der Vergangenheit stellen müssen, ist eine große Retrospektive mit den Werken der renommierten Kriegsfotografin Isabelle Reed (Isabelle Huppert) sowie ein ausführlicher Artikel in der “New York Times”. Vor einigen Jahren ist Isabelle, kurz nachdem sie ihre Karriere als Kriegsfotografin beendet hat, bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und noch immer hält ihr Mann Gene (Gabriel Byrne) an der Geschichten des tragischen Unfalltods fest – vor allem gegenüber seinem jüngeren Sohn Conrad (Devin Druid).

Doch der Artikel von Isabelles langjährigem Kollegen (und Liebhaber) Richard (David Strathairn) will die Wahrheit, die längst allgemein bekannt ist, publik machen: Isabelle ist absichtlich in den Lastwagen gefahren. Die Hintergründe bleiben mehr oder weniger im Dunkeln. Haben die Bilder, die sie in den Krisenregionen der Welt gesehen hat, aufgefressen? Kann sie nach Jahren fernab der Heimat das beschauliche Leben irgendwo in den USA nicht mehr ertragen?

Louder Than Bombs – Die Kritik

Doch darum geht es Joachim Trier gar nicht, vielmehr widmet er sich den drei zurückgebliebenen Familienmitgliedern: Jonah, dem jungen College-Professor und Vater, der zum Vater reist, um das Material der Mutter für die Ausstellung zu sichten und dabei nicht nur auf das Verhältnis mit Richard stößt. Er zögert den Besuch im Elternhaus immer wieder heraus, scheint sich eine Auszeit von seiner jungen Familie zu nehmen und lügt seine Frau am Telefon immer wieder an.

Gene, der über Jahre versucht hat, den beiden Burschen Vater und Mutter zugleich zu sein, nach seiner Karriere als Schauspieler nun als Lehrer arbeitet und ausgerechnet mit Conrads Lehrerin zusammen ist – natürlich verborgen vor seinem Sohn – bemüht sich unbeholfen, an seinen Sohn heranzukommen. Der flüchtet sich in Computerspiele, in Geschichten und die Schwärmerei für eine unerreichbare Cheerleaderin. Dabei ist der pubertierende Conrad noch die nachvollziehbarste Person.

Joachim Trier und sein Co-Autor Eskil Vogt erzählen von dieser dysfunktionalen Familie in Rückblenden, Traum- und Fantasiesequenzen und aus unterschiedlichen Perspektiven. Immer wieder erscheint die Unfallszene Isabelles in Zeitlupe. So scheint auch sie, wenn überhaupt, das emotionale Zentrum des Dramas zu sein, sie, die für ihre Karriere die Familie immer wieder alleine gelassen hat. Surreal war ihr Leben in den Krisenregionen dieser Welt, surreal auch das in ihrer Heimat. Und so lässt Trier seine Figuren fast traumwandlerisch durch “Louder Than Bombs” wandeln. Es ist nicht das Kriegsgetöse, das so laut ist, sondern der Schmerz und die Geheimnisse, die einen bei aller Stille anbrüllen.

(APA)

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