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Listen Up Philip - Trailer und Kritik zum Film

Ein Mann, der wütend durch die Straßen New York Citys geht, diente US-Regisseur Alex Ross Perry als Ausgangsbild für seinen dritten Spielfilm.

Mit Jason Schwartzman als prätentiöser Schriftsteller grantelt sich nun der denkbar Beste durch “Listen Up Philip”, Perrys amüsanten Einblick in die New Yorker Literaturszene. Ab Freitag läuft die höchst unterhaltsame Indie-Komödie im Wiener Gartenbaukino.

Listen Up Philip – Die Geschichte

Philip (Schwartzman) ist Shootingstar der New Yorker Literaturszene, mit einem gefeierten Debüt (“Join the Street Parade”) hinter sich und einem vielversprechenden Nachfolgeroman (“Obidant”) kurz vor der Veröffentlichung. Glücklich aber ist Philip nicht, und lässt das sein Umfeld deutlich spüren. Seinen eigenen Erfolg reibt er der Ex-Freundin ebenso wie dem Schulfreund gehässig unter die Nase, und in die Beziehung mit seiner als Fotografin ebenso erfolgreichen Freundin Ashley (Elisabeth Moss) investiert er schon lange nicht mehr. Als sein Schriftstelleridol Ike Zimmerman (Jonathan Pryce) ihn über den Sommer in sein Ferienhaus außerhalb der Stadt einlädt, sagt Philip sofort zu – und stößt mit seinem Plan, aus der lauten, nervtötenden Stadt abzuhauen und sämtliche Promoaktivitäten für sein Buch abzusagen, nicht nur seinen Verleger vor den Kopf.

Man stelle sich den exzentrischen Teenager Max Fischer aus Wes Andersons Kultkomödie “Rushmore” (1998) vor, spule 16 Jahre in die Zukunft – und schon hat man Jason Schwartzman am vorläufigen Höhepunkt seiner kongenialen Darstellung egozentrischer Antihelden. In einer Mischung aus intellektuellem Genie und trotzigem Kind steht Philip seinem eigenen Glück permanent im Weg und lässt mit charakteristischer Emotionslosigkeit die subtilsten Gemeinheiten los. “Das wird uns gut tun. Speziell mir”, verkauft er etwa Ashley seine Flucht, um dann als Collegeprofessor gewohnt emotionale Distanz zu wahren und seinen Studenten zu versichern: “Ich will mit niemandem in irgendeiner menschlichen Art und Weise in Kontakt treten.”

Listen Up Philip – Die Kritik

Wie das enden wird, daran lässt Perry, der seit seinem hochgelobten Debüt “IMPOLEX” (2009) sowie dem schwarzhumorigen Nachfolger “The Colour Wheel” (2011) als Indie-Liebling gefeiert wird, keinen Zweifel: Ike, auf den der Erzählfokus im Laufe des Films einmal ebenso wechselt wie auf Ashley, ist jener alte, abgebrühte, von seiner Tochter (Krysten Ritter) entfremdete Schriftsteller, zu dem sich Philip zu entwickeln scheint. “Ich finde es am interessantesten, Charakteren dabei zuzusehen, wie sie abzuwenden versuchen, an ihren eigenen Fehlern zu scheitern”, meinte Perry, der seit jeher mehr Inspiration aus Literatur denn aus dem Kino schöpft, bei der Österreich-Premiere des Films bei der Viennale vergangenen Herbst. “Ich will jeden auf dem absoluten Tiefpunkt seines Lebens zeigen.”

Dass das in “Listen Up Philip” selbstverständlicher und unmittelbarer als in manch anderen US-Independent-Produktionen aussieht, liegt an dem Dreh in natürlichem Licht auf 16mm, dem rasanten Tempo und dem lakonischen Off-Erzähler, der die Gefühlszustände und Beziehungen der Protagonisten analysiert. So bleiben die Dialoge frei von Erklärungen für die Zuseher, und vermitteln auf direktem Wege Anspannung, unerfüllte Erwartungen und Verletzungen. Nicht zuletzt mit einem großartigen Ensemble – allen voran Schwartzman und die grandiose, zutiefst menschliche Elisabeth Moss (“Mad Men”) – gelingt Perry ein kurzweiliges, höchst unterhaltsames Porträt der Sorte genialer Schriftsteller, deren Wut über eine ihren Standards unmöglich gerecht werdende Welt zwangsläufig zu Einsamkeit führt.

(APA)

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