Auch wirtschaftlich ist die Lage für das Gaddafi-Regime schwierig. Als Folge der internationalen Sanktionen geht den Banken in Tripolis das Geld aus. Staatsangestellte bekommen keine Gehälter mehr ausgezahlt. “Seit Donnerstag haben wir kein Geld mehr und wir wissen auch nicht, wann sich das ändern wird”, sagte ein Bankangestellter in Tripolis am Samstag der deutschen Nachrichtenagentur dpa. Treibstoff und andere Güter sind demnach schon länger knapp.
Die Rebellen hatten zuvor berichtet, nach den Niederlagen der Gaddafi-Truppen in mehreren Ortschaften rund um Tripolis sei eine große Anzahl Kämpfer der Regierungstruppen in die Hauptstadt geflohen. Augenzeugen in Tripolis hörten in der Nacht heftige Gefechte. Diese seien viel intensiver gewesen als die vereinzelten Schusswechsel, die es in den vergangenen Wochen bereits mehrfach gegeben hatte.
Polen will angesichts der Lage in der libyschen Hauptstadt seine Landsleute noch an diesem Wochenende in Sicherheit bringen. Das Warschauer Außenministerium teilte mit, die maltesische Fähre “MS Triva 1” solle am Sonntagmorgen in Tripolis eintreffen. Alle Polen, die das Land verlassen wollten, sollten sich schnellstmöglich mit der Botschaft in Verbindung setzen. Auch die den UNO nahestehende Hilfsorganisation IOM will in den kommenden Tagen Tausende Menschen aus der libyschen Hauptstadt Tripolis in Sicherheit bringen.
An der tunesisch-libyschen Grenze lieferten sich unterdessen Bewaffnete in der Nacht zum Samstag heftige Gefechte mit tunesischen Soldaten. Die staatliche tunesische Nachrichtenagentur TAP berichtete von “mehreren Opfern, deren Zahl noch unbekannt ist”. Die Armee habe Verstärkung in den Ort rund 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Tunis geschickt und das Gebiet abgeriegelt.
Herkunft und Motive der Bewaffneten blieben zunächst unklar. Ihre Fahrzeuge sollen keine Kennzeichen getragen haben. Ein Bewohner der Ortschaft Douz hatte am späten Abend Alarm geschlagen, nachdem er mehrere Kleintransporter mit bewaffneten Männern gesehen hatte.
APA