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Leviathan - Trailer und Kritik zum Film

Diese Welt ist in ihrer harten Kargheit durchaus schön, aber zugleich menschenfeindlich: "Leviathan" von Regisseur Andrei Swjaginzew zeigt den aussichtslosen Kampf eines russischen Michael Kohlhaas gegen die Autoritäten.

Die Parabel über die Machtlosigkeit des Einzelnen angesichts eines übermächtigen Apparates wurde Oscar-nominiert und dennoch in Russland hart kritisiert. Ab Freitag im Kino.

Leviathan – Die Geschichte

Kolia (Alexey Serebryako) lebt in einem Holzhaus an der Barentsee sein ruhiges, einfaches Leben. Er ist mit seiner Frau Lilia (Elena Lyadova) und dem pubertierenden Sohn Roma (Sergey Pokhodaev) aus erster Ehe der klassische Wladimir Normalverbraucher. Kolia ist Fischer, Lilia arbeitet in der Konservenfabrik, während Roma noch die Schulbank drückt. Allerdings ist dieses beschauliche Leben Bürgermeister Schelewjat (Roman Madyanow) ein Dorn im Auge, steht das Haus der Familie doch auf lukrativem Baugrund – und den will Kolia nicht verkaufen. In seinem Bestreben sich zu wehren, versucht er gemeinsam mit seinem befreundeten Anwalt Dmitri (Wladimir Wdowitschenkow) den Bürgermeister durch Informationen unter Druck zu setzen – und setzt damit eine Welle in Gang, die ihn und sein Umfeld letztlich überrollen wird.

Gewaltenteilung bedeutet in diesem Russland lediglich die Aufteilung der Gewalt gegenüber den Bürgern zwischen den einzelnen Staatsorganen und der Kirche. Die Richterin spricht ihre Urteile im Schnelldurchlauf, als seelenlose Vertreterin einer letztlich gesichtslosen Macht. Zugleich schrecken die Autoritäten auch nicht vor körperlicher Gewalt zurück. Swjaginzew zeichnet allerdings kein idyllisches Gegenbild vom Leben der kleinen, vermeintlich unschuldigen Leute. Die langen Dialoge von “Leviathan” finden meist im Wodkarausch statt, Lilia hintergeht ihren Mann mit seinem Freund, und auch die Solidarität der Gemeinschaft hält sich in Grenzen.

Leviathan – Die Kritik

Für all dies nimmt sich der Regisseur, der mit Oleg Negin auch das Drehbuch schrieb, viel Zeit, reduziert die Schnitte auf das Nötigste und bettet das Geschehen in hochästhetische Landschaftsbilder ein. Diese Tableaus in Zentralperspektive arbeiten dabei ebenso viel mit harten Hell-Dunkel-Kontrasten wie als Gegensatz zur vermeintlichen Offenheit der Landschaft die Gesprächssequenzen. Die mythische Komponente, die Swjaginzew mit der Referenz auf Thomas Hobbes Machtabhandlung “Leviathan” und seine moderne Adaptation des Hiob-Buches impliziert, hält sich dabei im Hintergrund. So bleibt das Werk eine ebenso zeitgültige Anklage auf das Russland unter Wladimir Putin wie eine zeitlose Parabel auf die korrupten Mühlen der Herrschenden.

Zu Recht wurde Swjaginzew für seine Leistung in Cannes mit der Drehbuchauszeichnung gewürdigt und erhielt eine Nominierung für den Auslandsoscar. Weniger freundlich wurde das Werk in der Heimat des Regisseurs aufgenommen. Der russische Kulturminister Wladimir Medinski hatte dem Film vorgeworfen, “opportunistisch jenseits aller Verhältnismäßigkeit” zu sein. Ein Sprecher der orthodoxen Kirche stufte den Film als “antichristlich” ein. Nach langer Kontroverse kam er in Russland nur in zensierter Fassung in die Kinos und ist erst ab 18 Jahren freigegeben – obgleich bei Schimpfworten der Originalton heruntergedreht wird.

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(APA)

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