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Kundenvermittlerin für deutschen "Meistermagier": Betrugsprozess in Wien

Die Angeklagte soll einem "Magier" Kunden vermittelt haben.
Die Angeklagte soll einem "Magier" Kunden vermittelt haben. ©APA (Sujet)
Am Dienstag musste sich eine Frau wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs am Wiener Straflandesgericht verantworten. Konkret soll sie einem "Meistermagier" aus Deutschland Kundschaft vermittelt haben.

Wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs als Beitragstäterin ist am Dienstag im Wiener Straflandesgericht der Prozess gegen eine Frau eröffnet worden, die einem angeblich in Düsseldorf sitzenden “Meistermagier” Kundschaft vermittelt haben soll. In zumindest fünf Fällen brachte sie laut Anklage die betreffenden Personen dazu, für die vorgeblich wundertätigen Kräfte des gebürtigen Griechen zu bezahlen.

Angeklagte unterstützte “Meistermagier” bei Kundensuche

Die 68-Jährige kassierte auch die Beträge – jeweils mehrere tausend Euro – ein, die der Magier namens “Megatherion” für seine Dienste verlangte. Er versprach etwa den Aufbau eines Schutzschildes gegen gesundheitliche Probleme, die Vermittlung eines Wunschpartners oder Hilfe bei beruflichen oder privaten Schwierigkeiten. Zu sehen bekam ihn seine durchwegs weibliche Klientel nicht – “Megatherion” pflegte seine “enormen Kräfte”, die ihm die Angeklagte in ihrer Einvernahme zuschrieb, ausschließlich in längeren Telefongesprächen zu übertragen.

“Keine klassische Betrügerin, sondern instrumentalisiert”

Staatsanwalt Michael Gebhart billigte der 68-Jährigen in seinem Eingangsplädoyer zu, sie sei keine klassische Betrügerin, sondern von “Megatherion” instrumentalisiert worden: “Sie hat sich von ihm einspannen lassen.” Die Frau hatte vor Jahren rund 12.000 Euro in den Magier investiert, der sie und ihren Ehemann daraufhin vom Krebs geheilt haben soll. “Es war alles leicht, ich hatte keine Schmerzen mehr”, berichtete sie einem Schöffensenat (Vorsitz: Christian Böhm). Sie habe im Bekanntenkreis für den Magier geworben und seine Telefonnummer “aufgrund dessen, dass es mir gut ging”, weitergegeben.

Eine der Frauen, die sie an “Megatherion” vermittelte, habe einen neuen Partner gesucht: “Sie wollte haben, dass sie schön ist. Sie wollte einen Arzt bekommen.” Doch auch für überirdische Wunschvorstellungen war der wundersame Magier offenbar die richtige Adresse: In einem Fall gab er vor, den Kontakt zu einem verstorbenen Ehemann herstellen zu können. Laut Anklage brachte er die betreffende Witwe dazu, ihm Geld zu überlassen, um damit die “Schulden im Himmel”, die der Verstorbene vorgeblich angehäuft hatte, zu bezahlen. Die Frau soll im weiteren Verlauf sogar für ein “Grundstück im Himmel” gezahlt haben, um nach ihrem Ableben bei ihrem Ehemann “einziehen” zu können.

Betrugsprozess wurde vertagt

“Die Abläufe, die Zahlen, die Namen in der Anklage sind grundsätzlich richtig. Aber sie war überzeugt, dass sie niemanden schädigt. Sie hat nur die an sie ergangenen Anweisungen umgesetzt. In Wahrheit war sie fremdbestimmt und hat das getan, was man ihr gesagt hat”, betonte Verteidiger Lukas Kollmann. Das gelte auch für die weiteren Anklagepunkte – stille Beteiligungen an einer von “Megatherion” bzw. dessen Anwalt gegründeten Gesellschaft, Anlage- und Kreditgeschäfte, bei denen die Angeklagte als “Keilerin” für den Magier eingeschritten sein soll. Diesbezüglich soll der Vermögensschaden mehrere 100.000 Euro ausmachen.

Die Verhandlung wurde zur Einvernahme zahlreicher Zeugen auf Ende August vertagt. Gegen den Magier, der erstmals Ende der 1990er-Jahre Gegenstand strafrechtlicher Untersuchungen war, wird in Deutschland ermittelt.

(APA/Red)

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