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Kriminalstatistik Wien: Weniger Verbrechen, mehr Aufklärung

Die Polizei hatte in Wien 2011 alle Hände voll zu tun, konnte aber auch zahlreiche Fälle aufklären
Die Polizei hatte in Wien 2011 alle Hände voll zu tun, konnte aber auch zahlreiche Fälle aufklären ©APA/GERT EGGENBERGER
Positive Bilanz: Die Kriminalstatistik Wien für den Zeitraum Jänner bis Dezember 2011 fällt im Vergleich zum Vorjahr äußerst positiv aus. Wien verzeichnet die niedrigste Kriminalitätsbelastung und höchste Aufklärungsquote seit zehn Jahren.

Die Wiener Polizei hat 20122 ganze Arbeit geleistet – und hatte erfreulicherweise insgesamt weniger Verbrechen aufzuklären. Die Zahl der Strafanzeigen ist von 207.564 im Jahr 2010 auf 200.820 Fälle im Vorjahr zurückgegangen.

Prävention als neue Taktik

Gleichzeitig darf sich die Polizeispitze über eine höhere Aufklärungsquote freuen, die mit 35,1 Prozent (2010: 31,7) den höchsten Wert seit 2002 erreicht hat. Dies sei angesichts der “schwierigen Großstadtsituation” ein großartiger Erfolg, sagte Landespolizeikommandant Karl Mahrer am Freitag in einer Pressekonferenz. Angesichts der jüngsten spektakulären Juwelierüberfalle setzen die Beamten auf verstärkte Präventionsarbeit.

Laut Mahrer hat die Wiener Exekutive allein im Dezember 1.000 Arbeitsstunden in diesen Bereich investiert. Man sei in viele Geschäfte gegangen und habe dort aufgeklärt, wie sich Täter verhalten und wie Juweliere reagieren sollen, wenn sie überfallen werden. Im Vorjahr zählte die Polizeistatistik insgesamt 17 Überfälle auf Juweliere, wobei bisher sechs davon aufgeklärt worden seien, so Mahrer.

Organisiertes Verbrechen oftmals im Hintergrund

Bei den Ermittlungen konzentriere man sich im Wesentlichen auf drei Gruppen. Diese sind einerseits die berüchtigte “Pink-Panther”-Bande und andererseits internationale Banden mit hoher Professionalität, die sich vorrangig – wie bei den jüngsten Fällen – auf hochwertige Juweliere konzentrierten. Darüber hinaus forscht die Polizei nach Einzeltätern ausländischer oder österreichischer Herkunft, die oftmals einen Suchtmittelbezug aufweisen würden, erklärte der Landespolizeikommandant.

Weniger Einbrüche und Diebstähle

So gut wie alle anderen Deliktsfelder weisen ebenfalls Rückgänge auf. Insofern entwickelten sich die Einbruchszahlen positiv. In Wiener Wohnungen wurde 7.370 Mal (2010: 7.755), in Wohnhäuser 1.260 Mal (2010: 1.322) eingebrochen. Außerdem wurden mit 1.661 um knapp sechs Prozent weniger Kfz-Diebstähle registriert, bei den Raddiebstählen ging die Zahl gar um fast ein Viertel auf 652 Fälle zurück. Signifikant auch der Rückgang bei Kfz-Einbrüchen, die von 11.660 auf 9.200 sanken. Bei der Jugendkriminalität (Straftäter unter 21, Anm.) wurde mit 14.379 Anzeigen ein leichter Rückgang zu 2010 (14.712) verzeichnet.

Positiver Kriminalstatistik-Trend

Die Kriminalstatistik gibt Auskunft über die von Jänner bis Dezember  2011 an die Staatsanwaltschaft erstatteten Anzeigen.
Die Gesamtanzahl der angezeigten Fälle sank in Wien in diesem Zeitraum  im Vergleich zum Vorjahr von 207.564 auf 200.820. Dies bedeutet einen Rückgang um 6.744 Fälle (3,25 %). Damit konnte der positive Trend des Jahres 2010 – nach einem vorübergehenden, aber im Bereich der Einbruchskriminalität schmerzlichen Anstieg 2009 – weiter fortgesetzt werden.

Es sind zudem auch zahlreiche günstige Trends und Tendenzen in wichtigen Teilbereichen der Kriminalstatistik feststellbar, vor allem im Bereich der Eigentumskriminalität. Die Anzahl der geklärten Fälle konnte von Jänner bis Dezember 2011 gegenüber dem Vorjahr deutlich um 4.847 Fälle (oder 7,38 %) auf 70.558 geklärte Fälle gesteigert werden.

Höhere Aufklärungsquote

Daraus folgernd gibt es auch von der Aufklärung sehr Positives zu vermelden: hinsichtlich der von Jänner bis Dezember 2011 zur Anzeige gebrachten strafbaren Handlungen ist die Aufklärungsquote gegenüber dem Vergleichszeitraum 2010 um bemerkenswerte 3,48 % auf 35,13 % gestiegen, den besten Wert seit dem Jahr 2000. Sowohl beim Rückgang der angezeigten Fälle als auch bei der Steigerung der Aufklärungsquote zeigen die Wiener Zahlen Österreich weit die beste Tendenz.
Der Anteil der Fremden bei den ermittelten Tatverdächtigen stieg im Jahresvergleich leicht von 38,9 % auf 39,5%.

Besonders markant ist der Rückgang der angezeigten strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen um insgesamt 7,0 %. Gerade auf diesem traditionell sehr  belasteten Sektor gibt es weiterhin besonders günstige Entwicklungen: so sank etwa das Delikt „Diebstahl“ von 65.167 auf 58.861 um 6.306 Fälle (9,68 %), „Schwerer Diebstahl“ um 88 Fälle auf 1.266 (- 6,5 %). Auch das Delikt „Einbruchsdiebstahl“ sank deutlich gegenüber dem Vergleichszeitraum von 45.357 auf 39.355 um 6.002 Fälle (13,23 %).

Weniger Kfz-Diebstähle

Konkret bedeutet dies Rückgänge beispielsweise bei  „Diebstahl von PKW und Kombi“ (5,79 %), „Einbruchsdiebstahl in Wohnungen“ (4,96 %), sowie „Einbruchsdiebstahl in bewohnte Einfamilienhäuser“ (4,69 %), und markante Rückgänge bei „Einbruchsdiebstahl in Kraftfahrzeuge“ (21,10 %), Diebstahl von Krafträdern (23,74 %)  sowie bei sämtlichen Formen von „Taschen- und Trickdiebstahl“ (aktuell insgesamt 22.598 Fälle; 22,24 %).

Mehr gezielte Streifen

Diese Entwicklung wurde von der Bundespolizeidirektion Wien mit einer gezielten Verstärkung der Streifentätigkeit, einer ganzen Reihe von lokalen und weiteren Bundesländer übergreifenden Schwerpunktaktionen durch uniformierte und zivile Kräfte und entsprechenden Präventionsmaßnahmen ermöglicht und gefördert. Gerade im Bereich der Einbruchskriminalität hat sich die akribische kriminalpolizeiliche Arbeit, die zur Aufklärung vieler Seriendelikte geführt hat, auch als deutliches Abschreckungsmittel gegenüber organisierten Banden erwiesen.

Durch diese Maßnahmen konnte der bis zum Jahre 2009 registrierte Trend einer Steigerung der Kriminalitätsentwicklung auf dem Sektor der Vermögensdelikte entscheidend umgekehrt werden (von Jänner bis Dezember 2009 betrug der Anstieg gegenüber 2008 noch 8,0 %, im Jahr 2010 sank dieses wichtige Kriterium bereits um 12,4% gegenüber 2009, und nun noch deutlich weiter; diese Deliktsgruppe beinhaltet derzeit einen Anteil von 72,5 % an der Gesamtkriminalität). Die polizeilichen Maßnahmen werden den Anforderungen entsprechend weiter fortgesetzt, wie etwa durch groß angelegte Initiativen der Wiener Polizei zur Bekämpfung der Eigentumskriminalität.

Weniger Raubdelikte

Auch die Raubdelikte sind insgesamt um 205 Fälle (7,24 %) auf 2.625 gesunken. Die Bankraubkriminalität stieg bis Ende Dezember 2011 im Vergleich zum  Vorjahr von 36 auf 47 Fälle. Demgegenüber sank das Delikt „ Raub in anderen Geschäftslokalen“ um 67 Fälle auf insgesamt  139 (32,52 %), sowie Handtaschenraub um 51  auf aktuell 413 Fälle (10,99 %).

Bei den Delikten gegen Leib und Leben stieg die Anzahl der angezeigten Delikte auf insgesamt 25.080 Fälle. Die Tötungsdelikte sind von Jänner bis Dezember 2011 mit 21 Fällen  gegenüber dem Vergleichszeitraum 2010 um 3 Fälle gestiegen; von diesen 21 Mordfällen des Jahres 2011 wurden (bisher) 20 Fälle geklärt. Die Körperverletzungen stiegen insgesamt  von 13.116 auf 14.363, somit um 1.247 Delikte (9,51 %). Aber auch die Aufklärungsquote der strafbaren Handlungen gegen Leib und Leben ist mit aktuell  78,4 % gegenüber dem Vergleichszeitraum  sogar noch leicht gestiegen.

Auch Anstiege bei Zahlen

Obwohl die Zahl der Raube 2011 insgesamt um mehr als sieben Prozent auf 2.625 gesunken ist, gab es bei Banken und Postämtern einen merkbaren Anstieg von 36 auf 47 Fälle. “Wir setzen deshalb unsere Anstrengungen auf diesem Gebiet fort”, verwies Mahrer auch auf eine entsprechende Zusammenarbeit sowohl mit einzelnen Geldinstituten als auch mit der Wirtschaftskammer. Die Zahl der Trafikraube sank hingegen von 43 auf 32, jene auf andere Geschäftslokale – etwa Drogerien, Videotheken oder Supermärkte – sogar um ein Drittel auf 139.

Gestiegen sind im Vorjahr allerdings die Tötungsdelikte: 21 Fälle (2010: 18) zählte die Polizei, 20 davon sind bereits aufgeklärt. Bei elf Fällen handelte es sich um sogenannte Beziehungsmorde.

Mehr Radaranzeigen

Im Verkehrsbereich gab es massive Anstiege bei Radaranzeigen, die sich von 257.075 auf 328.373 erhöhten, sowie bei Anzeigen wegen Fahrens bei Rot, die sich mit 22.153 mehr als verdreifachten. Die Polizei führt dies auf den Ausbau der technischen Verkehrsüberwachung zurück. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten stieg marginal von 4.449 auf 4.477 an, bei den Verkehrstoten gab es hingegen ein Minus von 29 auf 22. Im Vorjahr erwischten die Exekutivbeamten außerdem 7.051 Alkolenker (2010: 6.341), wobei um gut 55.000 Vortests mehr als 2009 durchgeführt wurden.

Zukunftspläne für Wien

Für heuer hat sich die Wiener Polizei u.a. vorgenommen, die Bekämpfung organisierter Strukturen verstärkt anzugehen. “Wir haben festgestellt, dass bereits zerschlagen geglaubte Strukturen wieder auferstehen können wie Frankenstein”, verwies Polizeipräsident Gerhard Pürstl etwa auf moldawische und georgische Einbruchsbanden, die sich inzwischen “wieder formieren”. Außerdem will man bei der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität und der Qualität der Spurensicherung besser werden und noch mehr Präsenz auf der Straße zeigen.

Insgesamt lässt die Kriminalstatistik für Wien jedenfalls auf eine positive Entwicklung schließen – ein Trend, der sich hoffentlich 2012 fortsetzen wird.

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