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Krimi ohne Kommissar: Schalko dreht Landkrimi "Höhenstraße" in Döbling

Raimund Wallisch, David Schalko, Nicholas Ofczarek
Raimund Wallisch, David Schalko, Nicholas Ofczarek ©APA/ORF/Milenko Badzic
"Das ist natürlich per se ein Paradoxon - und deshalb eine reizvolle Aufgabe", so David Schalko über sein Projekt, einen Landkrimi in der Großstadt Wien zu drehen. Der Regisseur und Autor ("Braunschlag", "Altes Geld") sprach am Montag vor Journalisten über "Höhenstraße".
Pressetermin zu "Höhenstraße"
US-Remake von "Braunschlag"

Schalko siedelt den achten Film der ORF-Reihe am Stadtrand auf der Höhenstraße an. “Das ist eine Straße, wo jeder eine Assoziation dazu hat”, so der 43-Jährige, “vom kiffend Fahren bis zu Sex im Auto”.

Schalko über die Höhenstraße: “Habe hier viel erlebt”

Der Wiener ist selbst in der Nähe der Aussichtsstraße aufgewachsen und hat “hier viel erlebt”, erzählte er am Montagabend bei einem Pressetermin am Cobenzl anlässlich der seit Mitte April laufenden Dreharbeiten. “Als wir jung waren, waren wir oft da oben, entweder auf Festen oder mit den ersten Autos unterwegs”, so Schalko. “Damals hat sich noch viel Jugendleben auf der Höhenstraße abgespielt.” Für einen Film eigne sie sich sehr gut, “sie hat viele Ecken und bringt viele Milieus zusammen”.

Im dann auch “Höhenstraße” betitelten Landkrimi schickt Schalko zwei seiner Stammschauspieler, Nicholas Ofczarek und Raimund Wallisch, als falsche Polizisten auf Streife: Roli (Ofczarek) und Ferdinand (Wallisch), einst gemeinsam in einer Sicherheitsfirma tätig, kassieren nachts Autofahrer ab – “mit sehr echt aussehenden Dienstausweisen”, so Ofczarek, der die Beziehung der beiden Protagonisten als problematisch beschreibt.

Über den Landkrimi mit Nicholas Ofczarek und Raimund Wallisch

“Die verstehen sich nicht blendend, auch wenn das vielleicht mal so war… Ich will jetzt nicht spoilern, aber: Das geht vielleicht auch nicht gut aus.” Tatsächlich führt ein Verhör im schwer alkoholisierten Zustand eines Nachts laut Pressetext zu einer “absolut nicht vorgesehenen Verhaftung – mit unerwarteten Folgen”.

Einen “klassischen Krimi” dürfe man sich aber nicht erwarten, “weil es keinen Kommissar und keine Leiche gibt” – zumindest vorerst, erläuterte Schalko, der seinen Film mit sechs Schauspielern und sechs Locations eher als Kammerspiel beschreibt. “Es geht um sechs Existenzen, die alle auf ihre Art und Weise an der Wand stehen und aus dem heraus handeln. Die meisten Morde passieren aus dem Affekt heraus, so ist es hier auch: Die Sachen passieren und die Leute müssen reagieren. Aus dem entstehen die Dinge.” Ofczareks Roli sei dann auch nicht so “psychopathisch oder abgründig” wie sein prägnanter Bösewicht im kürzlich gesendeten Frankfurt-“Tatort”. “Er ist ein einsamer Mensch, denkt sehr viel, sucht sich einen Kick und hält sich selbst für intelligenter als er ist.”

Morbider, schräger Beitrag zur Krimi-Reihe

Dass jeder Landkrimi die Handschrift des Regisseurs trage, sei das Gute an der Reihe, meinte Schalko. Dementsprechend darf man sich von ihm einen durchaus schrägen Beitrag erwarten, so Wallisch. “Es hat schon auch das, was man Wien gerne nachsagt: das Morbide. Es ist etwas krude, und ein bisschen finster. Aber so, wie die Geschichte konstruiert wird, wird es auch lustig.” Lustig sei auch der Dreh bisher gewesen – trotz aller Anstrengung. Weil der Film “praktisch durchgehend” auf der Höhenstraße spielt, stehen viele Autoszenen auf dem Programm – “und in einem Auto hat man bekanntlich null Aktionsradius”. Gerade erst haben Wallisch und Ofczarek eine ganze Nacht “am Hänger im Auto sitzend verbracht”, und auch die nächsten Tage sind Nachtdrehs angesetzt. “Da stellt sich der Biorhythmus um”, so Ofczarek, der dazwischen auf der Theaterbühne steht, “und das ist ein Jetlag im Land selbst, ohne zu verreisen.”

“Höhenstraße” zum Jahreswechsel 2016/17 im ORF

Noch bis Mitte Mai muss das Duo durchhalten. Vor der Kamera stehen auch u.a. Klaus Rott, Inge Maux, Franziska Hackl und Doris Schretzmayer. Ausgestrahlt werden soll “Höhenstraße” dann – wie auch der Salzburger Landkrimi “Drachenjungfrau” – voraussichtlich zum Jahreswechsel 2016/17 in ORF eins. Auf dem Drehplan stehen 2016 weiters das letzte Bundesland Tirol sowie zusätzlich Südtirol. “Jedes Stück Landkrimi, das wir produzieren, ist etwas Besonderes. Mittlerweile macht, tut und spielt wirklich die Creme de la creme”, so ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner, die nicht nur eine zweite Runde der Landkrimis ankündigt, sondern auch die Zusammenarbeit mit Schalko weiterführen will: “Ich will von dir noch viele, viele weitere Irrsinnigkeiten.”

(apa/red)

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