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"Koninginnedag": Königin Beatrix ließ sich lächelnd feiern

Beatrix kommt heuer nach Rhenen bei Utrecht - wo zu ihren Ehren eine große Sand-Skulptur errichtet wurde.
Beatrix kommt heuer nach Rhenen bei Utrecht - wo zu ihren Ehren eine große Sand-Skulptur errichtet wurde. ©EPA
Fröhlich lächelnd ist Königin Beatrix zum Auftakt des Königinnentags am Montag durch das Städtchen Rhenen bei Utrecht geschlendert. Viele Beobachter machten sich Gedanken, was wirklich in der niederländischen Monarchin vorgeht: Denn ihr Sohn Friso liegt in einer Londoner Klinik im Koma.
Beatrix besucht Friso fast jedes Wochenende
Lawinendrama um Prinz Friso

Bei einem Skiunfall hatte er Mitte Februar schwere Hirnschäden erlitten. Seinen Ärzten zufolge ist es ungewiss, ob er jemals wieder zu Bewusstsein kommt. Beatrix schüttelte Hände, lachte und ließ sich bei dem Rundgang durch Rhenen wenig anmerken. Traditionsgemäß wird der “Koninginnedag” in den Niederlanden mit ausgelassenen Partys bei “Biertjes” und bitterem Orangenlikör gefeiert. Viele Teilnehmer tragen orangene Kleidung, Schals oder Plastikkronen in der Farbe des Oranier-Königshauses. Der 30. April ist der Geburtstag der 2004 gestorbenen Königin Juliana. Als Beatrix 1980 den Thron bestieg, behielt sie dieses Datum bei.

Niederländischer Nationalfeiertag

Der “Koninginnedag” ist so etwas wie ein Nationalfeiertag, aber ein ganz und gar niederländischer. Es gibt weder Paraden noch Reden. Stattdessen gilt: Sei ein guter Patriot – amüsiere dich! Man hat Spaß bei Straßenfesten, Kirmes, Flohmärkten und Popkonzerten. Ein Großteil der Untertanen ist in Orange ausstaffiert, und am Ende sind die Straßen übersät mit Heineken-Dosen. Es lebe die Königin, hicks!

Beatrix mischt sich jedes Jahr in einem anderen Ort unter das Volk – diesmal kommt sie nach Rhenen und Veenendaal bei Utrecht. Ein Blick auf die Website zu den Feierlichkeiten zeigt, dass es auch diesmal ein fröhlicher Tag werden soll. Eine Oranje-Vereinigung will der königlichen Familie sogar mit einem Toilettenbecken-Werfen imponieren.

Bereits seit 2009 liegt jedoch ein Schatten auf dem Königinnentag. Damals, an einem besonders strahlenden 30. April, feierte die Königin in Apeldoorn. Während des traditionellen Festumzugs raste ein Attentäter mit Vollgas auf den offenen Festbus der Königsfamilie zu. Zwar verfehlte er sein Ziel, doch sieben Menschen starben.

“Same procedure as every year”

Das Sicherheitsaufgebot am Königinnentag wurde danach massiv verstärkt – die Feiern aber gingen weiter. Eine Monarchie, in der das gekrönte Haupt generell abgeschirmt würde, hätte kaum eine Zukunft – erst recht nicht im “lockeren” Holland.

Auch nach dem schweren Skiunfall ihres zweiten Sohnes Friso handelt die Königin nach der Devise “same procedure as every year”. Die Staatsräson lässt sie unerschütterlich an ihren Pflichten festhalten. Dazu kommt ein calvinistisches Arbeitsethos. So besuchte sie vergangenen Mittwoch Sachsen-Anhalt, um in Oranienbaum eine Ausstellung zu eröffnen. Freundlich lächelnd winkte sie den Wartenden zu – äußerlich ein Bild wie immer.

Eine Königin muss wohl so sein – sie führt ein Leben hinter einer Maske. Wobei das Hofprotokoll auch ein Schutzpanzer sein kann. Es bewahrt sie vor neugierigen Fragen, die jedem in ihrer Situation ein Greul wären. Im vergangenen Monat sagte sie eine ihrer sehr seltenen Pressekonferenzen nach einem Besuch in Luxemburg ab. Eine Sprecherin des Königshofs erklärte, Beatrix sei klar gewesen, “dass die Journalisten sie nicht zu dem Staatsbesuch selbst befragen würden, sondern wahrscheinlich zum Zustand von Prinz Friso”.

Blume als Zeichen der Anteilnahme

Mit eiserner Disziplin hat Beatrix in ihrem Leben schon viele Krisen durchgestanden. Als sie 1980 in der Nieuwe Kerk in Amsterdam in ihr Amt eingeführt wurde, war in der Kirche der Lärm der Straßenschlachten zwischen Polizisten und Autonomen zu hören. Aber die junge Königin stand da wie eine Eins. Als später der Platz neben ihrem Thron frei blieb, weil ihr Mann Prinz Claus an Depressionen erkrankt war, las sie gleichwohl mit fester Stimme das Regierungsprogramm für das kommende Jahr vor.

Und doch fragen sich in diesen Tagen viele Niederländer: Wie weit sollte die Selbstverleugnung gehen? “Je fröhlicher Beatrix winkt, desto mehr Fragen kommen auf”, meint Radio Nederland Wereldomroep. “Wie geht es Friso wohl? Warum hören wir so wenig?” Die Website NieuwsUit.com hat dazu aufgerufen, an diesem Königinnentag wenigstens eine weiße Blume zu tragen. “So kann das Volk auf sensible Weise zeigen, dass an den Prinzen gedacht wird.”

(APA)

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